
Attelwil: Schulhaus soll vermietet, nicht verkauft werden
Die 60 von total 226 Stimmberechtigten genehmigten alle Traktanden der Wintergmeind 2017, der vierten Gemeindeversammlung dieses Jahres.
Die Anwesenden sagten Ja zum Protokoll der Einwohnerversammlung von 2. Juni 2017 und zum Protokoll der ausserordentlichen Einwohnerversammlung vom 21. September 2017.
Die Attelwiler stimmten dem Reglement über die Unterstützung an die familienergänzende Kinderbetreuung (KiBeGe) inkl. Anhang mit 48 Ja zu 2 Nein und 9 Enthaltungen zu. Das Reglement erleichtert berufstätigen Eltern Familie und Arbeit besser unter einen Hut zu bringen, indem die Eltern, wenn sie gemeinsam mindestens 120 Prozent arbeiten, eine Entschädigung für die Kinderbetreuung erhalten. Das KiBeGe sollte im August 2018 gestartet werden.
Ein einstimmiges Ja gab es auch zur Anpassung des Gemeindevertrags über die Führung der Schulsozialarbeit in den Gemeinden des Oberen Suhren- und des Unteren Ruedertals. Die wichtigsten Neuerungen im Vertrag sind die Pensenverteilung, die jährliche Anpassung der Verteilung aufgrund der Schülerzahlen und die Anpassung des Gesamtpensums bei einer Änderung der Totalschülerzahl um mindestens 5 Prozent.
Lohn für Gemeinderat
Der Gemeinderat beantragt keine Lohnerhöhung für die kommende Legislaturperiode 2018/2021. Emil Gafner Präsident der Finanzkommission vertrat den Antrag, weil der Gemeinderat in den Ausstand treten musste. Dem Antrag stimmten die Stimmberechtigten einstimmig zu. So verdient der Gemeindeammann weiterhin 9000 Franken, der Vizeammann 5700 Franken und die Gemeinderäte 5200 Franken. Dazu kommen noch die jeweiligen Sitzungsgelder, auch deren Ansatz bleibt unverändert.
Genehmigt wurde auch der Kredit von knapp 50 000 Franken für den Ersatz der Heizung der Liegenschaft «Im Dorf 16», besser bekannt als «altes Schuelhüüsli». Diskussionen gab es, weil die Gemeinde sich einem Privaten anschliessen will. Der Vertrag läuft über 20 Jahre mit dem Anbieter. Der Kredit wurde mit 46 Ja zu 7 Nein angenommen.
Budget 2018
Der Gemeinderat diskutierte lange darüber, ob er den Steuerfuss um 3 Prozent senken oder den Steuerfuss bei 98 Prozent behalten will. Der gleichbleibende Steuerfuss wäre einer Steuerfusserhöhung von 3 Prozent gleichgekommen, weil der Kanton ja einen Lastenausgleich von 3 Prozent macht. Fiko-Präsident Emil Gafner beantragt einen Steuerfuss von 95 Prozent. Diesem Antrag wurde mit 42 Ja zu 8 Nein zugestimmt.
Das Budget wird mit 95 Prozent berechnet. Mit der Herabsetzung des Steuerfusses von 3 Prozent erhöht sich das budgetierte Defizit um rund 15 000 Franken auf neu 182 000 Franken.
Projekt Wohnen im Dörfli
Der Aarauer Architekt Thomas Gerber präsentierte eine Konzeptstudie zur Überbauung Wohnen im Dörfli. Er ist nicht der Erste, der sich mit dieser Idee befasst. Vor einigen Jahren hat bereits der Attelwiler Werner Hochuli ein ähnliches Vorprojekt lanciert. Die Verantwortlichen klären nun ab, ob die Möglichkeit besteht, auf dem rund 10 000 m2 grossen Grundstück eine Überbauung mit rund 60 Wohnungen zu erstellen.
In diesen soll nebst zwei bis drei Läden, auch die Spitex Platz bekommen und ein Teil der Wohnungen sollen auf betreutes Wohnen ausgelegt werden (rund 25 Wohnungen). Im zweiten Teil sind rund 17 Wohnungen geplant die auf Wohnen im Alter ausgerichtet sind und der dritte Teil sollen Eigentums- und Mietwohnungen werden. Das ganze Projekt soll etappiert erbaut werden.
Die Planer sind bereits mit dem Kanton und den Anliegern im Gespräch. Geben die grünes Licht, sei es auch einfacher, Investoren zu finden, sagte Gerber. «Das könnte ein wunderbares Projekt für unsere Gemeinde werden», sagt Gemeindeammann Roger Lehner.
Teile der Stimmberechtigten monierten, dass es bereits genügend leerstehende Wohnungen (rund 150) im Tal gebe. «Wie wollt ihr diese Wohnungen alle füllen?», fragte ein Votant. Man wolle versuchen den ersten Teil zu realisieren, und wenn man einige Läden wie den Volg oder den Voi, aber auch andere motivieren könne hier einzusteigen, dann dürfte es auch für Investoren interessant werden, sagte der Architekt weiter. «Sie können hier keine Eigentumswohnungen verkaufen, das kann ich ihnen bestätigen», sagte FIKO-Präsident Emil Gafner.
«Das Altersheim in Schöftland ist bald überfüllt», sagte Alt Gemeindeammann Ernst Baumann, «zurzeit seien rund 20 Personen aus Attelwil und Reitnau dort. Ein Teil von ihnen würde lieber zu Hause oder wenigstens in der Gemeinde bleiben, deshalb fände er dieses Projekt unterstützungswürdig. «Bleiben sie dran Herr Gerber, das gibt eine gute Sache», betonte Baumann weiter. «Die Möglichkeit für durchmischtes Wohnen mit teilweisen Betreuungsmöglichkeiten wird immer öfters gesucht.»
Die Versammlung sah davon ab, vorläufig selbst Geld in dieses Projekt zu stecken, schliesslich sei es ja ein Privatprojekt. Die Mehrheit der Stimmberechtigten war der Meinung: «Geben wir den Planern die ideelle Unterstützung, dass sie weiterarbeiten können und entscheiden wir uns später, ob wir hier Geld in die Hand nehmen wollen oder nicht.»
Aktueller Stand Schulhauses
Das Schulhaus Attelwil steht seit Ende Juni leer. Die Privatschule Wannenhof hat den Betrieb eingestellt und den Vertrag gekündigt. Die Liegenschaft wurde ausgeschrieben, aber bis jetzt hat sich kein Interessent finden lassen, der das Gebäude ab 1. Januar 2018 mieten möchte. Hingegen seien erste Kaufanfragen eingegangen, heisst aus dem Gemeinderat.
Der Gemeinderat wollte von den Stimmberechtigten wissen, in welche Richtung er weitergehen soll. Vermieten oder verkaufen? «Diskussion kommt eine Woche zu früh…», sagte ein Votant, man wisse ja nicht, was nächster Woche sei. «Vielleicht sind wir dann ja immer noch Attelwiler oder schon Reitnauer.» (lachen im Saal). Dessen ist sich auch der Gemeinderat bewusst. «Wir reden hier über die Immobilienstrategie der kommenden Jahre für Attelwil», sagte Ammann Roger Lehner.
«Die gute Parzelle muss für die kommenden Generationen sinnvoll eingesetzt werden», sagt eine Votantin. «Wir stehen nicht unter Zugzwang, warten wir ab und verschieben wir das Thema auf später.» Die Versammlung einige sich darauf, dass man weiterhin einen Mieter suche und die Parzelle vorerst nicht zum Verkauf ausschreibe.
Fusionsabstimmung vom Wochenende
Zur bevorstehenden Fusionsabstimmung vom Sonntag ergriff der Gemeindeammann nochmals das Wort: Er lobte die durch das Thema entstandenen spannenden und fairen Diskussion zwischen Pro und Kontra. «Es war zwischenzeitlich auch sehr emotional, leider gab es auch einen Sabotageakt, den wir nicht dulden und akzeptieren», sagte Lehner weiter. «Am Sonntag wird ein Teil der Bevölkerung wird zu den Verlierern gehören. Wichtig ist es, dass der Entscheid, egal wie er ausfällt, das Dorf nicht entzweit.» Es gelte die besonnene Weihnachtszeit zu nutzen um dann versöhnlich und gemeinsam den Neujahrsapéro zu geniessen. «Egal wie die Abstimmung ausgeht, wir treffen uns am Sonntag so gegen 11 Uhr zum Apéro in der Schmiedstube.» Im Anschluss gab es keine Voten mehr gegen oder für die Fusion.
Verschiedenes
Ernst Baumann wurde für seinen jahrelangen Einsatz in der Landwirtschaftskommission gedankt. Er wurde verabschiedet.
Die Versammlung gedachte auch Esther Baumann, der langjährigen Frau Gemeindeweibel, die kürzlich verstorben war.
Aus der Versammlung wurde dazu aufgerufen, sich für die Richtplananpassung rund um das Hochwasserschutzprojekt einzusetzen. Die Gemeinden im oberen Suhrental seien im Text kaum erwähnt, ein Zustand der so nicht akzeptiert werden könne. Der Gemeinderat ist sich der Problematik bewusst und versprach sich dem Thema intensiv anzunehmen und sich einzubringen.
Zum Schluss wurde noch moniert, dass es zu lange gehen, bis die definitiven Steuerrechnungen ausgestellt werden. Früher sei das besser gewesen, als man noch eine eigene Steuerabteilung in der Gemeinde gehabt habe. Auch hier hat die Gemeinde bereits interveniert und Abklärungen getätigt. Das neue Steueramt in Moosleerau versprach Besserung.