10 Jahre Lindenhof – eine gut gepflegte Erfolgsgeschichte

«Lindenhof auf einen Blick»

-1978 nimmt der lange Weg des «Lindenhofs» mit dem Einsetzen einer Planungskommission zum Studium von Fragen der Altersfürsorge seinen Anfang.

-1981 wird der Baukredit von 7,905 Millionen Franken bewilligt. Der Ausbau des Heims zum Alterszentrum wird mit dem Bau von 35 Alterswohnungen vollzogen. Für knapp 8,5 Millionen Franken erhält das frühere «Alterszentrum Lindenhof AZL» 20 Jahre später einen Erweiterungsbau.

-Per 1. Januar 2008 erfolgt der Übergang vom Gemeindebetrieb zur privatrechtlichen, gemeinnützigen Stiftung. Der heutige Titel: «Gesundheitszentrum Lindenhof».

-Mit dem Bau der Franke-Überbauung im Quartier gründet der «Lindenhof» den «Lindenpark» und bietet fortan betreutes, externes Wohnen an.

-Diverse weitere Dienstleistungen kommen zu den Pflegewohnungen, 78 Einzelzimmern und knapp 300 angegliederten Wohnungen im Lauf der Jahre hinzu: darunter Angebote der Psychiatrie, Demenzbetreuung, Palliative Care, Spitex, Physio-, Ergo- und Arztbehandlungen, Restaurations- und Cateringangebote, Online- und Bestell-Kiosk, Kindertagesstätte, Kneippanlage und Fitnesscenter.

-2018 feiern der «Lindenhof» als Stiftung und Geschäftsführer Ralph Bürge das zehnjährige Bestehen. Zu diesem Anlass wird eine Reihe Events organisiert.

Die Entwicklung des «Lindenhofs» vom einfachen Pflegezentrum zum diversifizierten Gesundheits- und Dienstleistungszentrum ist eine einzigartige Erfolgsstory. Nicht nur des Betriebs, sondern auch jene des charismatischen Geschäftsführers Ralph Bürge (58). Dass sich der Umsatz innert zehn Jahren verdreifachen wird, «dass wir eines der grösseren KMU der Region werden», wie Bürge sagt – das hätte 2008, als der «Lindenhof» von der Gemeinde abgelöst und in eine privatrechtliche Stiftung überführt wurde, nicht jeder gedacht. Mehr noch: Vor dem Wechsel gingen die Wogen hoch. Die Leiterin musste gehen, für sie kam Ralph Bürge. Als bis dahin FDP-Gemeinderat und Ammannkandidat sollte er sich schnell einmal rechtfertigen müssen, warum genau er das Ruder übernahm. Kritiker meinten, das frühere «Alterszentrum Lindenhof AZL» könnte Schiffbruch erleiden. Doch der «Kapitän» reüssierte. Heute herrschen wieder ruhige, sichere Wasser. Auch, wenn die «MS Lindenhof» stetig in Bewegung bleibt.

«Hätte ich selbst nicht gedacht»

Aus dem Heim mit 70 Mitarbeitenden ist ei n unternehmerisch agierendes Gesundheitszentrum mit 200 Angestellten geworden. Immer stärker geht der Trend vom Heim zum externen, betreuten Wohnen. Das Kerngeschäft ist nicht mehr die Pflege, sondern sind die vielen Dienstleistungen (siehe Box). Die zuletzt umstrittenste davon ist wohl die eigene Spitex Lindenpark. Doch für Bürge ist sie Paradebeispiel für sein Erfolgsmantra: innovativ sein – Biss beweisen – nie zufrieden geben.

«Als wir damit gestartet sind, hätte ich selbst nicht gedacht, dass wir einmal die grösste Spitex der Region sein werden», sagt Ralph Bürge. Zuerst wollte er die öffentliche Spitex Oftringen-Küngoldingen in den «Lindenhof» integrieren – doch das Vorhaben floppte an Unstimmigkeiten mit dem Gemeinderat. Jetzt, da viele Spitexorganisationen des Bezirks bald fusionieren, wird die hauseigene Spitex Lindenpark trotzdem – zumindest vorerst – der grösste ambulante Pflegedienstleister bleiben. Das momentane Fortkommen scheint Bürge Recht zu geben, hat die Spitex Lindenpark doch mit der Gemeinde Aarburg gerade einen dreijährigen Leistungsvertrag abgeschlossen. Dranbleiben, nicht zufrieden geben: Und so soll die Spitex auch im Oberaargau und im Solothurnischen weiter ausbauen.

Apropos umstritten. Es existieren noch «artfremdere» Dienstleistungen wie Catering, Mahlzeitendienst, Fitnesscenter oder Online-Kiosk: Weil die Dorfchäsi schliessen musste, bietet der «Lindenhof» sogar eigene Käsespezialitäten an, ebenso Spezialbrote und Geschenkboxen. Im Restaurationsbereich wird das Zentrum oft als Konkurrent verschrien. Ralph Bürge kümmert das wenig. «Andere Zentren wollen jetzt aufbauen, was wir bereits haben. Wir sind ein Vorzeigemodell.» Synergien zu nutzen und «den Horizont zu erweitern», das sei legitim. 18  000 Portionen liefert der Mahlzeitendienst jedes Jahr aus. Tendenz auch hier: steigend.

«Wollen uns weiter entwickeln»

Die Visionen und Ziele, die Bürge vor zehn Jahren den Mitarbeitern vorstellte, sind alle erreicht. Heute ist das Gesundheitszentrum Lindenhof auch ein Kompetenzzentrum und gefrag ter Teilnehmer an Studien beim nationalen Heim- und Institutionen-Dachverband Curaviva oder beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die demografische Alterung, der Zuwachs pflegebedürftiger Menschen und der Trend hin zu integrierten Angeboten zwischen ambulanten und stationären Dienstleistungen fragen nach ganzheitlichen Lösungen in der Alterspflege; hier will der «Lindenhof»ganz vorne mitmischen.

Der Erfolg ist stark der Hartnäckigkeit des Geschäftsführers geschuldet. Für einige der Services, etwa die Spitex, fehlen bis heute klare gesetzliche Grundlagen. Ein «Nein» vom Kanton akzeptierte Bürge deshalb nie, ohne es nicht zu hinterfragen. Was nicht verboten war, setzte er um. Blickt Bürge zurück, sagt er: «Damals und heute, das sind zwei verschiedene Welten. Mein Beruf ist heute auch mein Hobby, und es macht Spass, die Gesetze auszureizen. Das braucht Mut, Durchhaltewillen und Wissen.» Ein Wissen, das sich Bürge über die Jahre selbst angeeignet hat. Zuvorderst stand für ihn dabei stets die Frage: Wie will ich es selber einmal haben, wenn ich alt bin?

Während andere aber nach zehn Jahren in ein- und demselben Job die Segel wieder streichen, denkt Ralph Bürge nicht daran, aufzuhören. Stolz über den gemeinsamen Erfolg, erklärt er: «Unser ‹Lindenhof› ist so diversifiziert und spannend. Da wäre es für einen anderen Arbeitgeber äussert schwierig, mir überhaupt etwas ähnlich Attraktives bieten zu können.» Auch die Ideen gehen dem Kapitän der «MS Lindenhof» noch nicht aus. Land sei in Sicht, das Ziel aber noch nicht erreicht.