100 Tage im Amt: Frau Ammann Burgherr und die Fusion

Seit 107 Tagen ist Katrin Burgherr Frau Gemeindeammann von Reitnau. Sie sei positiv überrascht, sagt sie beim Rückblick auf ihre ersten Tage. Positiv überrascht von der guten Zusammenarbeit innerhalb des Gemeinderat-Teams, positiv überrascht von den Anforderungen, die das Amt an sie stellt. «Im Voraus weiss man ja nie genau, auf was man sich da einlässt.» Ungefähr abschätzen konnte sie den zeitlichen Aufwand, der auf sie zukommen wird. Schliesslich war die 42-Jährige bereits zwei Jahre im Gemeinderat von Reitnau, bevor sie an die Spitze der Gemeindeexekutive gewählt wurde. «Was tatsächlich alles im Hintergrund läuft und der grosse zeitliche Aufwand ergeben ein hohes Pensum», gibt Katrin Burgherr zu. Aufgrund der Fusion mit Attelwil hat sie einige Termine zusätzlich in der Agenda stehen. Doch die sechsfache Mutter ist organisiert, bringt Familie, Job und Ammann-Amt gut unter einen Hut. «Ich habe kein aufgeteiltes Leben. Mein Leben ist ausgefüllt, vielseitig und interessant und ich geniesse alles, was ich tue», sagt sie. Hobbys, um sich zu entspannen, braucht sie deswegen nicht. «Ich liebe es, mit der Familie eine Bergwanderung oder Spaziergänge zu machen, freue mich an einem guten Essen mit Familie und Freunden und geniesse gerne die gemütlichen Sommerabende.»

Seit ihrem Amtsantritt hat Katrin Burgherr bereits eine Infoveranstaltung zur neuen Hausnummerierung inklusive eines Auftritts bei der Fernsehsendung Schweiz Aktuell hinter sich. «Vor den Filmaufnahmen war ich doch etwas nervös», erinnert sie sich. Aufgrund ihrer Erfahrung als Gemeinderätin stellte die Infoveranstaltung jedoch keine Hürde dar. Herausfordernder sei die Tatsache gewesen, dass sie das Dossier Hausnummern nicht von Anfang an betreut hatte und sich erst einlesen musste. 18 Einwendungen und Anregungen sind nach der Informationsveranstaltung eingegangen, 14 konnten sogleich bewilligt werden. Nur in vier Fällen mussten Verhandlungen geführt werden. Der Umsetzung des Dossiers gleichzeitig mit der Fusion steht nun nichts im Wege.

Intensive Fusionsvorbereitung
Die Fusion zwischen Reitnau und Attelwil per 1. Januar 2019 vereint die beiden Gemeinden zu einer Ortschaft mit rund 1500 Einwohnern. Gross wird Neu-Reitnau auch danach nicht sein. «Für den Moment aber gross genug», betont Katrin Burgherr. Ihr sei bewusst, dass der Wandel schnell sei und weitere Veränderungen kommen werden. «Die Fusion zwischen Reitnau und Attelwil ist nun ein erster Schritt. Und der ist gut», betont sie. Bereits von weiteren Zusammenschlüssen sprechen will sie nicht. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Detailarbeiten für den kommenden Zusammenschluss: Reglemente überarbeiten und neu ausschaffen, Verträge überprüfen, Anstellungen neu definieren – im Moment muss viel Büroarbeit erledigt werden. Diese Arbeiten werden von Katrin Burgherr gemeinsam mit Vizeammann Rolf Trösch und Gemeindeschreiber Heinz Wölfli sowie den Pendants aus Attelwil in einem Fusionsausschuss koordiniert. Ein externer Berater unterstützt die Gruppe bei den Fusionsvorbereitungen. «Ich kann verstehen, dass vor allem in Attelwil Wehmut herrscht über das, was mit der Fusion verloren geht», sagt Katrin Burgherr. Daher begrüsst sie es, wenn sich auch die ehemaligen Fusionsgegner bei der Umsetzung einbringen. «Schliesslich gewinnen wir mit der Fusion auch ganz viel Neues dazu.»

Zukunft noch offen
Ein weiterer Punkt der Fusion ist die Zusammenführung von Gemeinderäten und Kommissionen. Diese Woche ist bekannt geworden, dass in Reitnau alle fünf Gemeinderäte in der fusionierten Gemeinde weiterarbeiten möchten. Gemäss Fusionsvertrag hat Reitnau aber nur Anrecht auf drei Plätze bis Ende der laufenden Amtsperiode 2018/21. Somit wird es im Spätsommer zu Kampfwahlen kommen. Katrin Burgherr schüttelt den Kopf. «Kampfwahlen ist kein schönes Wort. Die Demokratie wird spielen, das Volk wählen», betont sie. Wird Katrin Burgherr die Herausforderung annehmen und erster Ammann der fusionierten Gemeinde werden? Sie gibt sich diplomatisch. Die Zusammenarbeit im Gemeinderatsteam gefalle ihr und motiviere sie, sich weiter zu engagieren. Noch sei jedoch nichts entschieden – auch weil erst der Gemeinderat und in einem späteren Wahlgang Ammann und Vize gewählt werden. «Sofern ich als Gemeinderätin wiedergewählt werde, werde ich kandidieren.»