
100 Unterschriften gesammelt: Kirchengeläut-Streit geht in die zweite Runde
Innerhalb weniger Stunden hat SVP-Kantonsrat Rolf Sommer 100 Unterschriften gesammelt. Damit möchte er gegen den Entscheid der reformierten Kirchenkommission vorgehen, die an der Sitzung im August beschlossen hatte, den nächtlichen Glockenschlag bei der Oltner Friedenskirche von 22 bis 6 Uhr einzustellen. «Ich fand viele Unterstützer, darunter waren auch junge Menschen», sagt Sommer, der gleich unterhalb des Gotteshauses wohnt und Mitglied bei den Reformierten ist. Die Petition hat er vergangene Woche beim Sekretariat der Kirchgemeinde Olten abgegeben. Sommer kann nicht nachvollziehen, weshalb einige Leute sich am nächtlichen Kirchenläuten stören. «In den meisten Fällen sind dies Zugezogene, die ein Problem mit den Glocken haben», meint er. Für ihn ist jedoch klar, dass das Glockenläuten beibehalten werden muss. «Das Glockenläuten gehört zur Schweiz als christlichem Land einfach dazu», sagt Sommer.
Die Glocken würden eine wichtige Funktion erfüllen. So würden sie auf die Menschen beruhigend wirken. Ausserdem sei der Glockenschlag die letzte Erinnerung vor dem Einschlafen oder würde die Menschen auf den naherückenden Morgen vorbereiten, heisst es in seiner Petition. «Ich verstehe auch nicht, warum Menschen sich an den Glocken aufregen», sagt Sommer. Im Gegensatz dazu seien der Strassenverkehr und all die aufgemotzten Autos sehr viel lauter. Der Glockenruf sei seiner Meinung nach auch wörtlich zu nehmen als Ruf an die Bewohner – zum einen als Zeitangabe, zum anderen als Botschaft: «Wir sind ein christliches Land», sagt Sommer.
Kirchenkommission lehnt die Petition ab
Vergangenen Dienstag diskutierte die Kirchenkommission des Pfarrkreises Olten-Stadt die Petition. Der Beschluss war eindeutig: «Wir halten weiterhin daran fest, das nächtliche Glockenläuten einzustellen», sagt Präsident Peter Engelhardt auf Anfrage. «Es gab keine neuen Gesichtspunkte, die uns umstimmen konnten», sagt Engelhardt. Den Glockenschlag von 22 bis 6 Uhr einzustellen, hält der Kirchenkommissionspräsident für den richtigen Entscheid. «Wir sind im Jahre 2019, da ist das nächtliche Geläut nicht mehr zeitgemäss», meint Engelhardt. Es würden dadurch auch keine christlichen Werte infrage gestellt, weil das nächtliche Geläut früher der Zeitangabe diente und daher keinen kirchlichen Hintergrund habe.
Sommer hat auf den abschlägigen Entscheid der Kommission bereits reagiert und nachgelegt: Er reichte ein Postulat mit der gleichen Forderung beim Kirchensekretariat ein. Dieses müsse an der nächsten Kirchgemeindeversammlung im November behandelt werden, fordert Sommer. Vom Postulat weiss Peter Engelhardt noch nichts. Der Präsident möchte die Sache zuerst mit seinen Amtskollegen in der Kirchenkommission besprechen, bevor er ausführlich dazu Stellung nimmt. Ob das Postulat bereits an der nächsten Kirchgemeindeversammlung behandelt wird, konnte er daher auf Anfrage noch nicht sagen.