
3300 Mitarbeitende im Gesundheitssektor auf Long Covid untersucht – das sind die wichtigsten Erkenntnisse
Seit vor über einem Jahr anhaltende Symptome nach einer Sars-Cov-2-Infektion bekannt wurden werden sie untersucht. Long Covid lautet heute der Überbegriff. Wann die Symptome aber tatsächlich die Folge einer Infektion sind, ist nach wie vor schwierig zu differenzieren. Das zeigt auch eine noch unbegutachtete Studie des Kantonsspitals St.Gallen KSSG.
Unter der Leitung der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene des KSSG nahmen 3300 Mitarbeitende aus über 20 Gesundheitsinstitutionen in der Ostschweiz teil, 556 davon hatten sich mit dem Sars-Cov-2 infiziert, wie ein Bluttest zeigte.
Müdigkeit ist ein unzuverlässiges Symptom für «Long Covid»
Die beiden häufigsten berichteten Symptome Müdigkeit und Erschöpfung wurden dabei von rund einem Drittel aller Sars-Cov-2 positiven, aber auch von fast einem Viertel der nicht an Covid-19 erkrankten Studienteilnehmenden berichtet. Das überrascht nicht: Müdigkeit und Erschöpfung sind in der Bevölkerung weit verbreitet und haben verschiedenste Ursachen – und Angestellte im Gesundheitssektor waren während der Pandemie oft besonders belastet.
Die Ärztinnen und Ärzte in den Long-Covid-Sprechstunden, die schweizweit entstanden sind, müssen die Ursachen deshalb genau abklären. Die Erschöpfung kann auf Lungenschäden beruhen, aber auch auf das, was inzwischen meistens gemeint ist, wenn von Long Covid die Rede ist: Nämlich neurologische Defizite, die damit zu tun haben, dass das Virus in manchen Fällen das vegetative Nervensystem nachhaltig durcheinander bringt. Solche Erkrankungen sind auch nach anderen Virusinfektionen bekannt und werden meist ME/CFS oder Chronische Fatigue genannt. Die Betroffenen haben meist auch Verdauungs-, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Nach Anstrengung erfolgt kein Trainingseffekt sondern ein Zusammenbruch.
Doch längst nicht alle Fälle sind so schwer und klar. Müdigkeit kommt zudem auch bei Depressionen vor, die nichts mit einer Infektion zutun haben müssen. Aber: Viele ehemalige Corona-Kranke haben tatsächlich auch mit psychischen Problemen zu kämpfen. Die einen, weil sich knapp dem Tod entronnen sind, andere, weil sie die unsicheren Heilungschancen bei Long Covid verunsichern. Das trifft besonders jene, die nicht mehr voll arbeitsten können.
Die Personen erholen sich kaum von Anstrengungen
Bei Teenagern, eine Altersgruppe, die relativ häufig von Long Covid betroffen ist, ist das Auseinanderhalten der Symptome noch schwieriger. Doch Daniel Vilser, der im deutschen Jena solche Kinder behandelt, sagt: «Man muss sich die Mühe nehmen, das genau abzuklären.» Er stelle fest, dass gerade Teenager oft nicht genügend ernst genommen werden.
Bei Erwachsenen zuverlässig ist ein Handkrafttest: Schwere Long-Covid Fälle bringen nicht nur wenig Kraft auf, es ist vor allem so, dass die Leistung nach einer Stunde nicht mehr erreicht werden kann – während dem gesunde Personen sich längst erholt haben.
Generell zeigt die St. Galler Studie, dass jene mit starken Symptomen während der akuten Corona-Erkrankung am häufigsten Long-Covid-Symptome hatten. Aber gerade die neurologische Form von Long-Covid mit grosser Erschöpfung trifft eher auf die milden Verläufe zu, bei der Frauen häufiger betroffen sind. Leute mit milden Verläufen berichteten in der Studie auch vermehrt über Geruchs-, Geschmacksstörungen und auch Haarverlust.