40 Jahre für die Politik: Gemeindeammann Julius Fischer tritt zurück

40 Jahre im Einsatz für die Politik

Julius «Jules» Fischer (72) amtete seit 2010 als Gemeindeammann von Oftringen. Nun tritt er freiwillig zurück, um sich nach dem beruflichen auch dem politischen Ruhestand und seiner Familie zu widmen. Fischer war ein weitherum geschätzter, sachlicher und bestens vernetzter Politiker. Von 1978 bis 1989 war er für die FDP Einwohnerrat. Von 1989 bis Ende 2001 Mitglied des Grossen Rats Aargau. Zurück auf dem lokalen Parkett arbeitete er in verschiedenen Kommissionen mit. 2008 übernahm er den Rest der Amtsperiode für den abtretenden Ralph Bürge. Im Herbst 2009 wurde Fischer zum Gemeindeammann gewählt. Nach der FDP politisierte Julius Fischer für die IG Pro Oftringen, danach bis heute als Parteiloser.

Sein Abschied ist für den langjährigen Politik-Profi Julius Fischer mit Wehmut und Tränen verbunden. Es sind aber auch Tränen der Dankbarkeit und der Freude auf den längst verdienten politischen Ruhestand. Fischer hofft, dass seine Arbeit weitergeführt wird, die Einwohner der Grossgemeinde dereinst wieder näher zusammenrücken und sich wieder mehr mit ihrem Zuhause identifizieren.

Wenn Sie etwas nicht sind, dann ein Prahlhans. Trotzdem: Bei welcher Errungenschaft schwelt ihre Brust vor Stolz am meisten?
Julius Fischer
: Bei vielen. Angefangen mit der Sanierung des Obristhofs. Ein grosses Highlight war der Umbau des Alten Löwen zum Ortsmuseum: Wir hatten ein straffes Budget, das wir einhalten konnten mit einem höchst erfreulichen Ergebnis. Parallel dazu lief die Zentrumsplanung weiter, was mich über meine ganzen Gemeinderats- und Ammannjahre begleitet hat. Mein Vorgänger hatte dies aufgegleist und 2010 konnten wir mit der Testplanung dann so richtig durchstarten. Nicht vergessen möchte ich weiter die Schulneubauten im Oberfeld, die Sanierung der Schulanlage Sonnmatt wie auch der Bau der Wiggertalstrasse 2. Etappe und die neue SBB-Überführung an der Bernstrasse.

Fertig ist die Zentrumsentwicklung aber noch lange nicht.
Nein, das geht weiter. Hier kommt ein weiteres Highlight hinzu: Dass wir gemeinsam mit dem Kanton das Grundstück des Restaurants Traube gekauft haben, um das heikle Eckbaufeld mitzuentwickeln und die Baslerstrasse zu verbreitern. Auf der anderen Seite der Luzernerstrasse sollen beidseits der Bahnlinie neue, verdichtet überbaute Mischquartiere entstehen. Ein Schlüsselbauwerk dazu ist die von uns gewünschte SBB-Haltestelle. Dass diese realisiert wird, bleibt für eine grosse Herausforderung.

Warum?
In der gesamtschweizerischen Finanzierungsvorlage für die SBB über rund 11,5 Milliarden Franken sind auch Haltestellen projektiert. Leider ist unser Wunsch für die Haltestelle in Oftringen noch nicht aufgenommen worden. Nun findet Anfang 2018 ein Gespräch mit dem Bundesamt für Verkehr, dem Kanton, dem Regionalverband und der Gemeinde statt. Anschliessend müssen wir dafür sorgen, dass entsprechend lobbyiert wird. Ich hoffe, dass die Politik erkennt, dass dieser Punkt für unsere Gemeinde und das Entwickeln des geplanten Baugebietes entscheidend ist. Momentan mussten wir die Planung unterbrechen. Damit verbunden war ja auch der Entscheid, das neue SBB-Überführungsbauwerk als Bogenbrücke auszuführen.

Es gibt den Vorwurf, im Bereich Wohnungsbauförderung mache der Gemeinderat zuwenig, während er bei der Industrie sogar Land kauft. Gemeint ist das Strabag-Areal.
Man kann Arbeitsplätze und Wohnungsbau nicht 1:1 vergleichen. Als wir das Strabag-Areal gekauft haben, um dort gezielt Arbeitsplätze generieren zu können, kam der Vorwurf, es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, sich in den Landmarkt einzumischen. Beim Wohnungsbau ist es eigentlich dasselbe und das stützt der Gemeinderat in dieser Zone auch. Wir schauen einfach, dass wir mit griffigen Bauvorschriften und Gestaltungsplanpflichten gute Bauten bekommen.

Es muss auch Dinge geben, die Sie gerne weitergebracht hätten.
Ja, eines davon ist die Wasserversorgung. Der Kanton hat uns die Auflage gemacht, dass alte Pumpwerk Kleinfeld bis 2018 zu schliessen. Dies aufgrund der vergrösserten Schutzzonengebiete. Wir sind gezwungen, einen oder zwei neue Standorte zu finden, doch das ist ganz, ganz schwierig. Da arbeiten wir schon seit einigen Jahren dran. Wir haben Perspektiven, doch sicher und kommunizierbar ist noch nichts. Ausser, dass wir Land kaufen und abtauschen werden müssen.

Sie haben mal gesagt, Oftringen darf nicht im Verkehr versinken. Wo steht die Gemeinde heute?
Wir sind ein grosses Stück weiter. Ich hatte mich schon als Grossrat für Verbesserungen eingesetzt, insbesondere, dass man das Projekt neue Wiggertalstrasse wieder aufnimmt. Die erste Etappe war die Unterführung zur Erzo und die «Spange» in die Brühlstrasse. Jetzt sind wir an der zweiten Etappe. Ich glaube, wir haben nachher eine Parallelachse, die es einfach brauchte. Wenn das ständig wachsende Verkehrsaufkommen sich nur auf der Luzernerstrasse abwickeln müsste, würde das zum Kollaps führen.

Lesen Sie das vollständige Interview mit Julius Fischer in der Printausgabe des ZT/LN von Freitag.