
46 Jahre «im Dienst»: Das Rothrister Bezirksschulhaus ist ein Sanierungsfall

Seit 46 Jahren gehen im kubischen Betonbau an der Rothrister Breitenstrasse die Bezirksschüler ein und aus. Das graue Flachdachgebäude gehört zu den 14 Schulstandorten der Gemeinde. «Eine energetische und technische Sanierung des Bezirksschulhauses ist unumgänglich, weil der Innenausbau und die Installationen überaltert sind», sagt Ralph Ehrismann. Der Rothrister Gemeindeammann gibt zu bedenken, dass Schulgebäude schneller abgenützt werden und so «alle 20 bis 30 Jahre kostenintensive Sanierungen anstehen».
Dies hat eine gründliche Analyse des Bezirksschulhauses vor drei Jahren aufgezeigt. «Es wurde festgestellt, dass in den nächsten Jahren grössere Erneuerungen anstehen», sagt Ralph Ehrismann. Er erklärt, dass die Frage «Neubau oder Sanierung?» im Raum stand. Beide Varianten seien im Rahmen eines Studienauftrags von drei Architektenteams gründlich geprüft worden. «Zwei Teams empfahlen die Sanierungsvariante und ein Team bevorzugte einen Neubau», sagt Ehrismann. Mit von der Partie waren das Büro As Zwöi Gmbh aus Schöftland, die Rothrister Haller Architektur AG mit der Oftringer Bhend Architektur GmbH sowie die Gautschi Lenzin Schenker Architekten AG aus Aarau. Die Machbarkeitsstunden liegen seit letztem Donnerstag bis zur Gemeindeversammlung am Donnerstag, 22. November im 1. Stock des Gemeindehauses öffentlich auf.
Sanierung bringt mehr als Neubau
Für eine Sanierung hat sich der Gemeinderat auf Empfehlung des Beurteilungsgremiums entschieden. «Den deutlichen Mehrkosten des Neubaus steht kein effektiver Mehrwert gegenüber», betont Ehrismann. Beim Neubau bewegen sich die Kosten von 510 bis 700 Franken pro Kubikmeter Gebäudevolumen. Die Sanierungskosten bewegen sich von 415 bis 482 Franken pro Kubikmeter Gebäudevolumen. Zur Weiterbearbeitung hat der Gemeinderat die Projektvariante «Sanierung» des Aarauer Architektenteams ausgewählt.
Vorgesehen ist, die gesamte Gebäudehülle des Bezirksschulhauses komplett zurückzubauen und zu ersetzen. Auch der Innenraum soll bis auf die rohe Struktur rückgebaut und die gesamten haustechnischen Installationen inklusive Beleuchtung erneuert werden. «Das Gebäude wird brandschutztechnisch auf den neusten Stand gebracht und eine Erdbebenertüchtigung ist ebenfalls unumgänglich», unterstreicht Ehrismann. Sämtliche Oberflächen sollen erneuert und Akustikmassnahmen in einem gesamtheitlichen Konzept neu gestaltet werden. Das Treppenhaus muss im Bereich der Absturzsicherung auf den neusten Stand gebracht werden. Mit einem Liftanbau wird das Gebäude behindertengerecht erschlossen.
Vier zusätzliche Klassenzimmer
«Dringend notwendig ist die Sanierung vor allem auch, weil wir unbedingt zusätzlichen Schulraum benötigen», sagt Ehrismann. Denn neuer Wohnraum in der Gemeinde zieht neue Einwohner an. In den letzten zehn Jahren ist in Rothrist die Bevölkerung um 1420 Personen auf über 9080 Einwohner angewachsen. Mit der steigenden Bevölkerungszahl gibt es mehr Kinder und Jugendliche an den Schulen. «Mangelnder Schulraum ist ein Dauerthema», sagt der Ammann und gibt offen zu: «Wir hinken mit der Schulraumplanung immer hinterher, aber einfach aufs Geratewohl neue Schulräume bereitstellen können wir nicht.» Die Raumnot brachte mit sich, dass im letzten Jahr eine Klasse vom Bifang ins Schulhaus Winterhalde wechseln musste. Zudem müssen Schulhäuser erweitert oder saniert werden. Das Primarschulhaus Bifang braucht nach sechs Jahren einen Erweiterungsbau. Seit Mitte Juni entsteht bei der Schulanlage am Natternweg ein Neubau für über 5 Millionen Franken. Vier zusätzliche Klassenzimmer braucht es im Bezirksschulhaus. «Bei der Überprüfung mit der Schulleitung wurde die Einführung des Lehrplans 21 berücksichtigt», versichert Ehrismann. Vorgesehen ist, dass die Sanierung auf das Schuljahr 2022/23 abgeschlossen ist.
Der zusätzliche Schulraumbedarf von vier Klassenzimmern kann durch die Aufhebung der Hauswirtschafts-Unterrichtsräume innerhalb des Bezirksschulgebäudes realisiert werden. In den Obergeschossen sind gemäss Ehrismann «strukturell nur geringe Eingriffe notwendig». Im eingeschossigen Westflügel wird auf dem gegebenen Gebäuderaster eine neue Raumeinteilung umgesetzt und so vier Klassenzimmer und ein Gruppenraum untergebracht.
Stimmberechtigte entscheiden
Über den nächsten Schritt, die Erstellung des Bauprojekts und Kostenberechnung, befinden die Stimmberechtigten am Donnerstag, 22. November an der Gmeind. Der Projektierungskredit beträgt 600 000 Franken. Geplant ist eine genaue Analyse des Tragwerks, der Bauphysik, der Fassadenverkleidung, des Brandschutzes, der Haustechnik und der Akustik. «Der Projektierungskredit ist hoch, aber genaue Analysen sind zwingend notwendig», betont Ammann Ralph Ehrismann.
Weitere Traktanden der Gmeind am 22. November: Zwei Kreditabrechnungen, Kredit über 650 000 Franken für Neubau der Kanalisation Neuweg, Stellenplan Hallen- und Freibad Stampfi sowie Budget 2019.