50 Jahre FDP-Frauen: «Wir waren der Bibeli-Club»

«Wir sind 50 Jahre? Wir verlangen eine Nachzählung.» Unter diesem Slogan feiern die FDP-Frauen Region Aarau-Zofingen ihr Jubiläum. Eine Frau der ersten Stunde ist Gina Wülser. Wie wurde sie Mitgründerin der Zofinger Frauengruppe? «Die Initiative kam von der Ortspartei aus. Man wollte Frauen für die Politik begeistern und für die FDP gewinnen.» Die Gründungsfrauen – neben Wülser älteren Zofingerinnen und Zofingern bekannte Persönlichkeiten wie Irene Ringier, Rosmargret Riniker oder Irene Meier – warben in ihrem Bekanntenkreis und mobilisierten bisher politisch inaktive Gattinnen freisinniger Politiker. Dies in Zofingen, aber auch in Aarburg, Brittnau Mühlethal, Strengelbach und Rothrist.

Wülser gehörte mehr als ein Jahrzehnt dem Vorstand an und leistete viel Hintergrundarbeit. «Die Präsidentinnen waren junge Mütter oder berufstätige Frauen. Meine drei Kinder waren bereits etwas grösser und die Schwiegermutter – wie auch Ehemann Walter – betreute sie gerne.» In den ersten zehn Jahren sei es um die Frauengruppe eher still gewesen. Zwar war sie insbesondere in lokalen Wahlkämpfen aktiv, und das auch für Männer, wurde aber innerhalb der Partei kaum wahrgenommen. «Wir waren der Bibeli-Club.» Für Anlässe der FDP-Männer seien die Frauen angefragt worden, ob sie Kuchen backen und servieren würden. Ja, das hat «frau» gemacht, aber sich auch mehr und mehr in Wahlkampfkomitees profiliert – Knochenarbeit geleistet.

Viele Erfolge gefeiert

«Ein super Abend war ein Anlass für Thomas Pfisterer im damaligen Regierungsratswahlkampf», nennt Wülser eines ihrer persönlichen Highlights. Die FDP-Frauen hätten ein Chörli gebildet und im «Römerbad» vor einem vollen Saal einen auf Pfisterer gemünzten Text zur Melodie von «Grüeziwohl Frau Stirnimaa» gesungen. Um bei den Männern zu bleiben: Die Frauen haben auch massgeblich in Nationalratswahlkämpfen mitgearbeitet – so dafür gesorgt, dass mit Urs Schwarz und Willi Loretan zwei Zofinger FDP-Politiker gleichzeitig dem Nationalrat angehörten.

Völlig klar, dass der Einsatz auch FDP-Kandidatinnen galt. Mit «Anlässe organisieren, Flyer gestalten, Briefe einpacken, Wählerinnen und Wähler im persönlichen Gespräch überzeugen» benennt Wülser die aufwendigen Arbeiten. In den Genuss dieser Unterstützung sind Einwohnerratskandidatinnen, aber auch die danach in den Grossen Rat gewählten Corina Eichenberger (heute Nationalrätin) und Hanni Veuve gekommen. Wülser lobt das grosse Engagement Eichenbergers für die Frauengruppe: «Sie orientiert uns immer wieder über ihre Arbeit in Bern und über anstehende Volksabstimmungen.»

So stolz Gina Wülser auf die Arbeit der Frauengruppe ist, so traurig stimmt sie die Fusion mit jener Aaraus. «Viele der einst aktiven Frauen sind weggezogen, haben sich aus der Politik ausgeklinkt oder sind verstorben.» Obwohl weiterhin aktive Teilnehmerin an den Anlässen – für Wülser ist etwas verloren gegangen.

Gina Wülser und Konrad Adenauer, erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, haben etwas gemeinsam: die Liebe zu Rosen. Blumen sind wichtig im Leben von Gina Wülser – immer wieder hat sie Zofingen mit ihren Arrangements erfreut. Sei es für die legendären Neujahrskonzerte oder für festliche Abende des Gewerbes.