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500 bis 600 neue Arbeitsplätze: Ein Riese will nach Reiden kommen 

Die Firma Swisspor will ein Kompetenzzentrum für klimaneutrale Gebäudehüllen auf einem Areal an der Autobahn A2 in Reiden realisieren. An einer Pressekonferenz haben die Initianten erste Details verraten.
Das Areal an der A2  liegt rechts auf dem Foto, im Vordergrund die Mehlseckerstrasse. Hinten links die Brücke über die Autobahn A2 bei Mehlsecken.
Bild: Marc Benedetti

Es gibt den «Riesen von Reiden», der sich als Fuss eines Mammuts herausstellte. Und es gibt einen wirtschaftlichen Riesen namens Swisspor. Der Innerschweizer Konzern in Familienbesitz verzeichnet einen Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden und beschäftigt rund 4200 Angestellte in der Schweiz und im Ausland.

«Die Swisspor-Arena – das Fussballstadion des FC Luzern – sagt den meisten noch etwas. Was unsere Firma genau macht, weniger», sagte Swiss­por-CEO Daniel Jenni an einer Pressekonferenz in Luzern. Die Firmengruppe ist auf das Dämmen, Dichten und Schützen von Gebäudehüllen sowie auf die Herstellung von Fenstern spezialisiert und wurde vor über 50 Jahren von den Gebrüdern Alpstaeg gegründet. Bernhard Alpstaeg ist als Hauptsponsor des FC Luzern bekannt.

Kanton und Gemeinde unterstützen die Ansiedlung

Swisspor will in den nächsten Jahren nach Reiden kommen und dort 500 bis 600 Arbeitsplätze schaffen, was an der Gemeindeversammlung letzte Woche ein Thema war (Ausgabe vom 25. Juni). Die Ansiedlung weiterer, verwandter Firmen im Bereich Gebäude- und Umwelttechnologie ist vorgesehen.

Der Kanton Luzern und die Gemeinde Reiden unterstützen die Ansiedlung. Am Mittwoch informierten Vertreter des Kantons, der Gemeinde Reiden, der Swisspor und der Fachhochschule HSLU die breite Öffentlichkeit erstmals über das Grossprojekt. Am 6. Juli wird eine Infoveranstaltung extra für die Bevölkerung von Reiden durchgeführt – denn diese entscheidet letztlich über die Einzonung.

«Strategisches Arbeitsgebiet» in Mehlsecken

Swisspor will in den nächsten Jahren ein sogenanntes Gebäude- und Umwelttechnologie-Cluster auf einem heute als Ackerland genutzten Areal an der Autobahn realisieren (siehe Box). Der Standort ist quasi gegeben: Im Richtplan des Kantons Luzern sind drei Standorte als strategische Arbeitsgebiete (SAG) ausgeschieden, einer davon ist Reiden-Mehlsecken, die anderen liegen in Inwil und Sempach. In SAGs strebt der Kanton Luzern Ansiedlungen mit hoher Wertschöpfung und einer hohen Anzahl qualifizierter Arbeitsplätze an. Es sind mit Reservezonen planungsrechtlich gesicherte Gebiete.

«Bei diesem Projekt sind alle drei Bereiche meines Departements – Bau, Wirtschaft und Umwelt – ein Thema», sagte Regierungsrat Fabian Peter (FDP) zur Einleitung. Swisspor will auf dem Landstück einen neuen Produktionsstandort für moderne, klimaneutrale Dämmstoffe erstellen. Man spricht auch von Öko-Baustoffen. «Dies unterstützt die Klimaziele des Kantons und des Bundes», so Peter. Das strategische Arbeitsgebiet liege ideal, der Verkehr führe durch kein Wohngebiet und die Anbindung an die Autobahn sei gegeben. «Alles ist erfüllt. So konkret war es noch bei keinem Gebiet», freut sich der Regierungsrat.

Der Unternehmer und FCL-Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg (rechts) war an der Pressekonferenz ebenfalls anwesend, begleitet von seiner Tochter und einem Architekten.
Bild: Marc Benedetti

Einzonung soll 2023 an eine Gemeindeversammlung

«Jetzt fällt der Startschuss für einen Prozess», sagte Fabian Peter, «inklusive der demokratischen Mittel, die es gibt.» Voraussichtlich im Frühjahr 2023 können die Reider an einer Gemeindeversammlung über die Einzonung des gesamten Areals abstimmen. Der Regierungsrat vertraut auf die guten Argumente, damit die Reider zustimmen; mit Zwang durchsetzen will der Kanton das Projekt nicht, betonte er am Mittwoch. Die Umweltverbände seien vorinformiert worden. Nebst dem kommunalen Nutzungsplanverfahren braucht es auch ein Baubewilligungsverfahren, im Rahmen dessen eine Umweltverträglichkeitsprüfung stattfindet.

Der Gemeinderat hofft, dass sich Herr Alpstaeg auch mit sozialen und gesellschaftlichen Projekten in Reiden engagiert.

_Hans Kunz

Gemeindepräsident von Reiden (Die Mitte)

Laut dem Reider Gemeindepräsidenten Hans Kunz (Die Mitte) unterstützt der Gemeinderat das Projekt. «Er sieht mehr Chancen als Risiken für die Gemeinde», sagte er. Die Ansiedlung entspreche dem Ziel, wertschöpfungsintensive Firmen mit guten Arbeitsplätzen nach Reiden zu holen. «Wir sind gekommen, um zu bleiben» habe Bernhard Alpstaeg im Oktober 2020 versprochen. «Unsere Bedingungen sind mehrheitlich aufgenommen worden», erklärte Hans Kunz. So seien die Natur- und Umweltschutzverbände einbezogen worden. «Der Gemeinderat hofft, dass sich Herr Alpstaeg auch mit sozialen und gesellschaftlichen Projekten in Reiden engagiert», so der Gemeindepräsident.

Die Hochschule Luzern (HSLU) will eine bestehende Forschungskooperation mit der Swisspor weiterentwickeln und thematisch ausweiten, erklärte Andrea Weber von der HSLU Technik und Architektur. «Die Swisspor entwickelt die Dämmungen, die HSLU simuliert die Wirksamkeit und testet diese im realen Umfeld», so die Vizedirektorin und Forschungsleiterin Weber. Fabian Peter begrüsste, dass im Cluster auch Forschung und Entwicklung geplant sind. «Es wird kein neues Industriegebiet in Reiden», sagte der Regierungsrat. Die Ansiedlung sei für die Wirtschaft, die Ökologie und die Gesellschaft von Nutzen. Für die mineralischen Dämmstoffe werden Rückbaumaterialien aus dem Bausektor genutzt und einem Kreislauf zugeführt, die ansonsten auf Deponien oder in der Verbrennung landen.

Der Swisspor-CEO verspricht der Region Aufträge

Laut Swisspor-CEO Daniel Jenni werde die Firma beim Bau und beim Betrieb regionale Lieferanten berücksichtigen. Und für seine Dämmstoffe auch Holz aus der Region verarbeiten. «Wir hatten bereits entsprechende Anfragen», so Jenni. Die Entwicklung des Areals ist in Etappen geplant. Die erste mit dem Swisspor-Werk soll bis 2026 realisiert sein, die vierte und letzte bis zirka 2032. Gegenüber dem ZT erklärte der CEO aufs Thema Steuern angesprochen, es sei geplant, eine Firma mit Sitz in Reiden zu gründen; diese würde also am Standort des neuen Werks Steuern zahlen.

Das landwirtschaftlich genutzte Areal an der A2. Es besteht aus vier Grundstücken, welche Landbesitzern aus Mehlsecken und Langnau gehören.
Bild: Marc Benedetti

Das ausgeschiedene Areal ist so gross wie zwei Fussballfelder

Das knapp 200 000 Quadratmeter grosse Areal, wo sich die Swiss­por ansiedeln will, bildet ein Dreieck zwischen dem Huebbach und der A2 (siehe Grafik). Wenn man von Mehlsecken Richtung Langnau fährt, erstreckt es sich nach der Brücke links. Das Land wird von zwei Landwirten bewirtschaftet, sie betreiben Ackerbau. Rollrasen wird dort ebenfalls produziert. Die Landbesitzer hätten bereits Kaufrechtsverträge mit der Swisspor abgeschlossen, hiess es. «Das Kaufrecht können wir aber erst ausüben, wenn eine rechtsgültige Einzonung und die Baubewilligung vorliegen», sagte Swisspor-CEO Daniel Jenni.

Laut Grundbuch handelt es sich um die Äcker mit den Flurnamen Storchenmatte (Besitzer ist Augustin Eduard Arnold, Mehlsecken) sowie Müligassmatte (ein Grundstück gehört Arnold und zwei Hans Studer aus Langnau). Das Areal soll in zwei Parzellen unterteilt werden, die aufgrund eines Nutzungskonzepts entwickelt werden. Auf einer Fläche von 145 000 Quadratmetern will Swisspor ein neues Produktionswerk für mineralische Dämmstoffe und ein Dienstleistungszentrum errichten. Auf der restlichen Fläche soll der Cluster entstehen. Ein Thema an der Pressekonferenz waren auch die Dimensionen der Gebäude. Am höchsten werde das Hochregallager mit rund 30 Metern in die Höhe ragen. Es wird fünf Meter höher sein als das Silo der Landi.

Zur flächengleichen Kompensation der verlorenen Fruchtfolgeflächen sagte Regierungsrat Fabian Peter, die Kompensationsflächen müssten nicht in derselben Gemeinde liegen, aber im Kanton. Gemäss Gemeindepräsident Hans Kunz zeichnet sich dort bereits eine Lösung ab: Zirka 10 Hektaren Land könnten im Reidermoos kompensiert werden und weitere zehn Hektaren im Umkreis von 13 Kilometern. (ben)

Das 20 Hektaren grosse Areal (weisses Dreieck), das eingezont werden soll, liegt an der Autobahn A2. Es ist damit für den motorisierten Individualverkehr optimal erschlossen.
Bild: PD

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