
5000 Kilometer auf dem Velo: «Das ist Klimaschutz in der Praxis»

SERIE
Im Rahmen der Serie «Was macht eigentlich …?» haben Redaktorinnen und Redaktoren dieser Zeitung mit Menschen gesprochen, die Schlagzeilen gemacht haben. Wir fragen nach, was sie heute machen – und schwelgen mit ihnen in Erinnerungen.
Sie drehen sich unablässig, das Rad der Zeit und die Räder von Ernst Haslers Velo. 5000 Kilometer hat der 74-Jährige im letzten Jahr nur in der Schweiz zurückgelegt. Dabei haben es dem Alt-Regierungsrat vor allem die Pässe angetan. «Alle Steigungen zusammengerechnet waren es 94 Kilometer», sagt Ernst Hasler, der jede seiner Einzeltouren auf dem Mountainbike akribisch festhält. Stetig voran und an die Spitze kam der Bauunternehmer aus Strengelbach auch im Beruf und als Politiker.
Für die SVP wirkte Ernst Hasler zwölf Jahre im Gemeinderat und als Vizeammann von Strengelbach. Vierzehn Jahre war er im Grossrat, vier Jahre im Nationalrat (1995–1999) und zuletzt, von 1999 bis 2009, zehn Jahre im Regierungsrat. Hasler blickt gerne auf seine über 30 Jahre in der Politik zurück, obwohl er als erfahrener Polit-Fuchs auch eisigen Gegenwind und teilweise heftige Kritik erfuhr. «Ein Departement ist schwieriger als ein Unternehmen zu führen, weil man viel weniger Freiheiten hat und ständig irgendwo anstösst.» Er erzählt von der harten Einarbeitungszeit in den komplexen und anspruchsvollen Sozial- und Gesundheitsbereich. Beides seien sehr sensible Bereiche mit vielen unterschiedlichen Meinungen. Nach seinen ersten 100 Tagen im Amt war er voller gemischter Gefühle und prägte den Satz: «Als Regierungsrat wird man nicht geboren, aber man kommt als Regierungsrat rasch auf die Welt.»
Viele Baustellen sowie unzählige Um- und Ausbauten gab es für Hasler als Aargauer Gesundheitsdirektor. «Es braucht unheimlich Energie, um in gewachsenen Strukturen etwas zu verändern.» Widerstand spürte er unter anderem bei der Umsetzung des Spitalgesetzes und in allen Bereichen, wenn es darum ging, Strukturen und Abläufe zu vereinfachen, um den Aufwand zu reduzieren. So wurde das Spital Brugg in ein Pflegeheim umgewandelt und die Spitäler Rheinfelden und Laufenburg zu einem zusammengeschmolzen. «Opposition gehört dazu», sagt er und betont: «Gerade im Gesundheitsbereich sind Konzentrationen richtig und wichtig, weil es die Kompetenzen in den Häusern stärkt und so die hohen Investitionen besser genutzt werden können.»
Kurze Auszeit
Ernst Hasler weiss viel zu erzählen. Alleine schon sein Landammann-Jahr – mit der Expo.02 und dem Aargauer Kantonsjubiläum 2003 – ist ein Kapitel für sich. Nach drei Amtsperioden als Regierungsrat stellte er sich 2008 nicht zur Wiederwahl und ging ein Jahr später offiziell in Pension. Doch nur für eine kurze Zeit. «Nach drei Wochen lange ausschlafen, wusste ich, dass das nichts für mich ist.» Seither arbeitet er wieder im eigenen Unternehmen, der Ernst Hasler AG Immobilien. Während seiner Regierungsratszeit hatten seine Frau Ruth und der jüngere Sohn Daniel die Firma geführt. 2015 wurde sein Sohn als Rechtsanwalt zum Partner der Zürcher Wirtschaftskanzlei Homburger ernannt und seither ist Hasler wieder am Ruder. «Ich mache es gerne, weil ich mir meine Zeit selbst einteilen kann.» Vor allem schätzt er, dass sich das Büro im Untergeschoss seines Eigenheims in Strengelbach befindet. Das Haus hat sein Vater gebaut und Hasler hat es ausgebaut. Ebenfalls vom Vater hat er 1975 die Firma übernommen und diese auch erweitert. «Mein Vater hiess Ernst, war in Murgenthal Gemeinderat und war ebenfalls Grossrat», erzählt Hasler, der mit fünf Jahren von Balzenwil nach Strengelbach gezogen ist. «Seither bin ich der Gemeinde treu geblieben.»
Er suchte zweiten SVP-Bundesrat
Loyalität, Beständigkeit und Zuverlässigkeit zeichnen Ernst Hasler aus. «Ich bin meiner Partei, der SVP, dankbar, dass ich diesen Weg machen konnte», sagt er und betont: «Möglich war es, weil meine Frau Ruth mir immer den Rücken freigehalten hat und auch unsere Söhne mitgeholfen haben.» In den letzten Jahren standen gemeinsame Unternehmungen im Mittelpunkt. Besonders gerne ist das Ehepaar im Engadin. «Sils ist meine zweite Heimat», sagt er mit strahlenden Augen.
Obwohl er sich aktiv aus der Politik zurückgezogen hat, ist er bestens informiert. «Ich bleibe ein politischer Mensch, aber ich will meine Entscheidungen frei treffen können», erklärt Hasler, weshalb er sich nirgends verpflichtet. Dennoch machte er eine Ausnahme und stieg in den Politbetrieb nochmals ein, als der Nachfolger von Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) gesucht wurde. Im Auftrag der SVP Schweiz leitete Ernst Hasler als Präsident der Findungskommission die Kandidatensuche für einen allfälligen zweiten Bundesratssitz. Im Dezember 2015 wurde mit dem Waadtländer Guy Parmelin einer seiner Vorschläge gewählt. «Das in mich gesetzte Vertrauen hat mich geehrt», gibt er zu und meint: «Vor allem waren es spannende eineinhalb Jahre.»
Auf die Frage, wie er immer alles unter einen Hut brachte – Hasler war von 1990 bis 1999 auch Präsident des Aargauischen Baumeisterverbandes – meint der mehrmalige Teilnehmer des Powerman-Duathlons von Zofingen: «Schon immer waren die Familie und der Sport meine Kraftquellen.» Um seinen Meniskus zu schonen, hat er sich mittlerweile ganz dem Velofahren verschrieben. «Sport ist mein Ausgleich, dabei kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und den Kopf richtig auslüften.» Da er die Natur liebt, setzt er als Baumeister seit Jahren auf Wärmepumpen mit Erdsonden, Energiespeichersysteme, Sonnenkollektoren und eine überdurchschnittliche Isolation der Gebäude. «Das ist Klimaschutz in der Praxis», betont Ernst Hasler.