
82 Kilo abgespeckt: Hunzenschwiler nimmt in Rekordzeit ab – jetzt läuft er sogar Marathon
«Bis ich dich kennen gelernt habe, dachte ich, dass all die Vorher-Nachher-Fotos von Menschen, die abgenommen haben, Photoshop-Fakes sind.» Solche Aussagen hört Christian Spiewok oft, wenn er alte Bilder von sich zeigt.
Bilder von nicht mal so lange her: Es ist kurz vor Weihnachten 2018, als er sich ernüchtert eingestehen muss, dass er seinen Jahresvorsatz wieder nicht umgesetzt hat, dass er wieder kein Kilo abgenommen hat. Dazu sind die Festtage traditionell die Zeit, an der viele Familienfotos gemacht werden. Immer wieder muss er Ausreden erfinden, warum er nicht fotografiert werden möchte. Ein Gefühl, dass wohl viele seiner Leidensgenossen zu gut kennen.
156,6 Kilogramm bringt der 1,72 Meter grosse Mann damals auf die Waage. Als er das Zentrum für Essverhalten des Spitals Zofingen aufsucht, ist er von der Diagnose schockiert: Schwere Adipositas, hoher Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Gelenk-Probleme, «und so nebenbei wurde noch Diabetes festgestellt», sagt Christian Spiewok. «Der Arzt war sehr direkt zu mir. Ich vermute, dass er mich erst wachgerüttelt hat.»
Diese drei Ess-Regeln führten bei ihm zum Erfolg
Die erschütternde Diagnose behielt er erst mal für sich. «Ich fuhr an diesem Tag nach Hause und erzählte nicht mal meiner Ehefrau davon», sagt der heute 48-jährige Softwareentwickler, der in seinem Job fast ständig vor dem Computer sitzt. Zuvor hatte er sich immer wieder mit Abnehmen beschäftigt, Bücher gelesen wie etwa «Der Ernährungskompass» von Bas Kast.
Dank besserer Ernährung passt er nun in ein Hosenbein: Christian Spiewok.
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So kamen ihm die drei Regeln in den Sinn, an die er sich von dem Zeitpunkt an konsequent gehalten und dank denen er in nur eineinhalb Jahren ganze 82,6 Kilogramm abgenommen hat: Immer fünf Stunden Ess-Pause machen zwischen den Mahlzeiten, nur natürliche Lebensmittel essen und auf zusätzlichen Zucker verzichten. Klingt fast schon zu simpel, doch er versichert: «Ich nehme wirklich ab dank dieser Ernährungsumstellung – und bin jedes Mal satt.» Dieses Gefühl sowie ein normales Hungergefühl habe er zuvor nicht gekannt. Auch den echten Geschmack von frischem Gemüse nicht. «Nach zwei Wochen hat sich mein Geschmackssinn verändert. Alles schmeckt nun intensiver.»
Nun hat er den Laufsport für sich entdeckt
Prozessierte Nahrung scheint also nebst Zucker und unstetem Ernährungsrhythmus wirklich der grosse Bösewicht zu sein. Christian Spiewok trinkt auch keinen Alkohol mehr, ausgerechnet bei seinem ersten Marathon aber trank er bei einem Zwischenhalt alkoholfreies Bier. Dieses sei als Zwischennahrung «perfekt» und tue gut im Magen, schrieb er in seinem Blog «3rules.ch». Mit diesem will er übergewichtigen Menschen Mut machen und ihnen helfen.
Der Familienmensch, der endlich mit seinen sportbegeisterten Söhnen mithalten kann, bekam, je weniger Gewicht desto mehr Lust, sich zu bewegen. Vor sechs Monaten hat er den Laufsport für sich entdeckt. Laut dem Lenzburger Bezirks-Anzeiger nahm er Ende Juni an der «Schweiz Läuft»-Aktion teil und lief die 42,2 Kilometer von seinem Haus bis rund um den Hallwilersee und wieder zurück in knapp 4h40. Abgespeckt habe er aber wegen der drei Ess-Regeln, Sport mache er nur aus purem Spass. «Sport treiben, um abzunehmen, ist ein völlig falscher Ansatz.»