
92 Jahre alt und immer noch ein Erfinder: Hans Meyer aus Langnau bei Reiden

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: Da Hans Meyer nicht mehr gut hört, möchte er Anfragen nicht telefonisch entgegennehmen, sondern über die Mailadresse seiner Tochter beantworten huus-art@ggs.ch
Die meisten Senioren in seinem Alter geniessen den Ruhestand mit ruhigen Tätigkeiten. Der 92-jährige, immer noch rüstige Hans Meyer zählt nicht zu ihnen. Jeden Tag setzt er sich an seine Werkbank, die er sich im Wintergarten seines Wohnhauses eingerichtet hat, und arbeitet. Dies, obwohl er schon seit Jahrzehnten pensioniert ist. «Das erhält mich am Leben. Dank der Arbeit geht es mir so gut», sagt er bei unserem Besuch.
Meyer ist der Gründer der nach ihm benannten mechanischen Werkstatt für land- und forstwirtschaftliche Maschinen im Weiler Gishalden in Langnau. 1980 machte er sich mit 51 Jahren selbständig, nachdem er vorher lange bei der Landmaschinenfabrik Aecherli als Vorführer gearbeitet hatte. Sein Enkel Dominik Suter führt die Werkstatt seines Grossvaters heute weiter und repariert unter anderem antike Motoren.
Geräte für Landwirtschaft und den Garten erfunden
Hans Meyer ist ein Tüftler und Erfinder. Zu seinen Entwicklungen zählen beispielsweise ein Sägebock, eine Dorn- und Mähscheibe oder die Schwertzähne für die Motorsäge. Aber auch ein Obstpflücker, eine Unkrautzange mit dem poetischen Namen «Hildis Gartenfee» und ein Bremshebel für Rapid-Mäher. Die von Meyer entwickelten Dorn-, Mäh- und Putzscheiben sind seit über 30 Jahren im Fachhandel erhältlich; seit 1999 produziert und vertreibt sie die Firma Suter & Meyer Langnau, welche die Tochter und deren Schwager gegründet haben.
Bei anderen Erfindungen Meyers blieb es beim Prototyp, weil es zu teuer war, die oft aufwändig konstruierten Präzisionsgeräte in der Schweiz herzustellen. Das war beispielsweise beim Reben-Entlauber der Fall, den er 2009 erfand. Oder beim Balkenmäher für Motorsensen.
Diesmal hat sich der erfahrene Mechaniker eines Alltagsproblems angenommen: Weggeworfene Zigarettenstummel. «Eine Riesensauerei», sagt er. Nach dem Lesen eines Artikels im «Zofinger Tagblatt», in dem stand, dass Kinder aus Aarburg Zigaretten-Stummel auf den Strassen und Plätzen eingesammelt hatten, dachte sich der Langnauer Senior: «Da muss ich etwas machen.» Er suchte eine Lösung für die Raucher, statt sie bloss anzuklagen.
Am «Raucherhäxli» hat Meyer ein Jahr gearbeitet
Ein Jahr hat er an seiner neusten Erfindung gearbeitet. Das Resultat steht bei unserem Besuch auf dem Tisch. «Es ist ein tragbarer Aschenbecher», erklärt Meyer. Das leuchtend rote Gerät hat folgende Masse: Höhe 14,7 cm; Tiefe 12,9 cm; Breite 9,2 cm; das Gewicht inklusive Traggurt und Bauchschnur beträgt 430 Gramm.
Genau genommen ist es ein Metallgestell mit einem darunter befestigten Glas für die Zigaretten und einem Deckel, den der Raucher oder die Raucherin öffnen und schliessen kann. Öffnet er den Deckel, hat es eine Leiste, auf welcher der Glimmstängel ausgedrückt werden kann. Dann wandert er – Schwups – ins Glas und ist fürs Erste entsorgt. Mit einem Bändel bindet man sich den Aschenbecher um, dem Meyer auch schon einen Namen gegeben hat: «Raucherhäxli».
Verschiedene Personen haben ihn beim Vorhaben unterstützt, das Gerät zu produzieren. Ein pensionierter Techniker aus Reiden half, einen Rohling aus Aluminium anzufertigen. Meyer baute ein Werkzeug, um den fertigen Aluminium-Zuschnitt zu formen und zu schweissen. Die Carosserie Krebs AG in Reiden bot an, die Geräte mit Restfarbe vom Autospritzen zu lackieren, um den Preis tiefer zu halten.
Hans Meyer ist stolz auf das Endresultat. «Die Produktion müsste schnell gehen, und schön sollte das Raucherhäxli auch aussehen», erklärt er. Es stehen bereits 25 Häxli bereit zum Verkauf. Kosten soll das Gerät 370 Franken. «Günstiger lässt sich das Raucherhäxli nicht herstellen!», sagt der Senior. Er hofft, dass Pubs oder Restaurants auf seine neuste Erfindung aufmerksam werden könnten. Wie seine neuste Erfindung ankommen wird, erwartet der Senior mit Spannung. Vielleicht entdeckt ja jemand den Prototyp und wäre bereit, die Produktion und den Vertrieb zu übernehmen, so die Hoffnung.

