
Zofingens Kampf gegen das Littering – Mehrwegbecher sollen den Müll reduzieren
Der Zapfenstreich hinterlässt in Zofingen jedes Jahr einen gigantischen Abfallberg. Letztes Jahr fielen insgesamt 2,8 Tonnen an. Die Stadt Zofingen möchte nun etwas dagegen unternehmen: Sie will am Anlass Mehrwegbecher einführen, die das bisherige System mit den Einwegbechern ablösen. Zofingen plant dazu die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister, der verschiedene Arten von Mehrwegbechern und -gläsern liefert. Die Becher können gemäss Anbieter gemietet oder gekauft werden. Bei Kaufbechern übernimmt er die Einlagerung zwischen den Anlässen. Die Beizer benutzen ausschliesslich Mehrwegbecher, auf die ein Depot erhoben wird. Schmutzige Becher werden nach der Konsumation zurückgenommen, das Depot zurückbezahlt und die Becher durch den Dienstleister gereinigt.
Mitte März sind die Betreiber der verschiedenen Festbeizen am Zapfenstreich über das neue Abfallkonzept der Stadt Zofingen informiert worden. Zu spät, findet Benno Riss, Gesamtleiter der IG Zapfenstreich@Lindenplatz. «Wir waren vor den Kopf gestossen», erinnert er sich. Innerhalb von drei Monaten hätten die Beizer das von der Stadt geforderte Konzept umsetzen sollen, sodass am Zapfenstreich im Juli ein Pilotprojekt mit Mehrwegbechern starten kann. «Für uns ist das schlicht unmöglich gewesen», sagt er. Er nennt unter anderem logistische und personelle Probleme. So gibt es auf dem Lindenplatz kaum Raum, um die schmutzigen Mehrwegbecher, die wegen Diebstahlgefahr gesichert sind, zu sammeln. Ausserdem wird für den Rücktransport und die Rücknahme der Becher zusätzliches Personal benötigt. «Zusammen mit der Bechermiete bedeutet dies für uns einen finanziellen Mehraufwand in der Grössenordnung von circa 8000 Franken, welche durch zusätzliche Gross-Sponsoren oder eine beträchtliche Preiserhöhung finanziert werden müsste», so Riss. Er versteht nicht, warum die Stadt Zofingen nicht von Anfang an das Gespräch mit den Beizern gesucht und das Abfallkonzept gemeinsam ausgearbeitet hat. «Gute Kommunikation hätte unsere Abwehrhaltung vermindert.»
Abfallkonzept prägt Planung
Für die IG Zapfenstreich@Lindenplatz war nach der Infoveranstaltung klar: Wird das Abfallkonzept wie gefordert bereits am diesjährigen Zapfenstreich umgesetzt, kann das geplante Open-Air-Programm auf dem Lindenplatz nicht durchgeführt werden. Daher ist Riss froh, dass die Stadt die Einführung des Konzeptes aufs nächste Jahr verschoben hat. Er hofft, dass die Stadt mit den Beizern und Veranstaltern rechtzeitig den Kontakt suchen wird. «Wir beginnen im September mit der Planung des Programms für den Zapfenstreich 2019 – ein neues Abfallkonzept beeinflusst diese massgeblich.»
Benno Riss kann nachvollziehen, dass die Stadt sich um Abfallverhütung bemüht. «Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Stadt mit Mitarbeitern von Chance Z die Rückführung der schmutzigen Becher organisiert. Wir würden uns auch daran finanziell beteiligen.» Allerdings ist er auch der Meinung, dass die Bevölkerung selbst ihren Beitrag leisten sollte. «Wir hatten in früheren Jahren zum Beispiel PET-Sammelbehälter aufgestellt. Doch darin wurde nicht nur PET, sondern jeglicher Müll entsorgt.»
Was sagen die Veranstalter des Heiteren Open Airs, Bio Marché, Jazzfestival New Orleans Meets oder Festival Route 66 zum Mehrweggeschirr? Die Antwort finden Sie HIER.
Wie ist Ihre Meinung zu Mehrweg-Geschirr an Festivals? Machen Sie mit bei unserer Tagesfrage.
Nachgefragt mit Rahela Syed,
Stadträtin und Präsidentin der Kinderfestkommission der Stadt Zofingen
Warum wird beim Zapfenstreich 2018 kein Mehrweggeschirr verwendet?
Der Einsatz von Mehrwegbechern hat die Stadt für 2018 vorgesehen. Bei der entsprechenden Informationsveranstaltung für die Wirte und Veranstalter zeigte sich, dass die Frist von drei Monaten zur Umsetzung von diesen als zu kurzfristig angesehen wird. Einige haben offenbar schon Material angeschafft und müssten organisatorisch einiges umdisponieren.
Soll auch Mehrweggeschirr und -besteck verwendet werden?
Nein, da es sich um ein Pilotprojekt handelt, werden nur Mehrwegbecher verwendet. Zu einem späteren Zeitpunkt kann das Konzept ausgeweitet werden. In der Pilotphase wollten wir nicht alles verändern. Nun wird das Konzept überarbeitet.
Wie ist das weitere Vorgehen?
Die nun gewonnene Zeit soll genutzt werden, um im laufenden Jahr in einem partizipativen Prozess mit den Direktbetroffenen die verschiedenen Aspekte der Umsetzung nochmals zu überdenken und entsprechende Anpassungen vorzunehmen.