Überraschende Abwahl von Pfarrer Mägli – Enttäuschung bei der Kirchenpflege

Nach drei Jahren ist sein Kredit bereits aufgebraucht: David Mägli ist gestern überraschend als Pfarrer der Kirchgemeinde Leerau abgewählt worden. Dies mit 143 Nein- gegen 92 Ja-Stimmen.

Offensichtlich gab es von Anfang an Unstimmigkeiten zwischen dem reformierten Pfarrer und den Kirchgemeindemitgliedern. David Mägli (36) vertritt ein konservatives Kirchenbild. Die Gemeinde soll er sehr Pfarrer-zentriert geführt haben. Das schürte offensichtlich Missmut unter den Reformierten in Kirch- und Moosleerau.

Neue Kirchenpflege für Mägli
Der Leerber Pfarrer ist nicht der einzige, der gestern nicht bestätigt wurde. Die reformierte Kirchgemeinde Frick wählte Pfarrer Johannes Siebenmann mit 581 Stimmen (145 JaStimmen) ab. Im Gegensatz zum Fall Frick, bei dem es im Vorfeld der Pfarrerwahlen eine intensive öffentliche Diskussion gab, waren die Differenzen in Leerau von aussen nicht erkennbar. Es erschienen etwa keine Leserbriefe, in denen Kirchgemeindemitglieder ihr Missbehagen ausdrückten. Auch wurden keine Empfehlungen für oder gegen eine Wiederwahl ausgesprochen.

Nicht alle Leerber haben sich eine Abwahl ihres Pfarrers gewünscht. So auch nicht die gestern neu gewählte Kirchenpflegepräsidentin Claudia Kasper-Hochuli. «Mir tut es leid und ich bin enttäuscht, dass David Mägli nicht wiedergewählt wurde», sagt sie auf Anfrage dieser Zeitung. Sie selber sei immer mit ihm einverstanden gewesen. Nicht nur die neue Präsidentin, sondern die gesamte Kirchenpflege ist von der Abwahl enttäuscht. Das Gremium trifft sich heute zu einer Krisensitzung.

Anfang war vielversprechend
Mägli kam 2015 frisch ab Studium auf die Pfarrerstelle nach Kirch- und Moosleerau. Er folgte auf die langjährige Pfarrerin Ruth Zimmermann. Damals wurde er mit 206 Ja- gegen 5 Nein-Stimmen problemlos gewählt.

Er habe eine Stelle in einer ländlichen Gemeinde und ein Einzelpfarramt gesucht, sagte der Familienvater im Januar 2015. Deshalb habe er sich nach dem Studienende für das Pfarramt in Kirchleerau beworben. Er sah in einem Einzelpfarramt die Chance, alle Tätigkeiten eines Pfarrers, vom Religionsunterricht bis zu Beerdigungen, kennenzulernen. In Möhlin religiös aufgewachsen, erwachte bei ihm persönlich erst als junger Erwachsener das Interesse an Religion und Glaube. In Basel studierte er Theologie.

Nach dem Stellenantritt in Kirchleerau bezog er mit seiner Familie die Wohnung im Kirchleerber Pfarrhaus. Eines seiner ersten Projekte war die Wiedereinführung der Sonntagsschule in der Kirchgemeinde. Diese hat bis heute Bestand. «Ich will hier ankommen und erfahren, wie die Menschen sind. Vielleicht darf dann auch etwas wachsen», sagte er damals im Zeitungs-Porträt. Aus heutiger Sicht ging dieser Wunsch nicht ganz in Erfüllung.