Zofingens Berufsbildung soll in die zweite Liga absteigen

Landmaschinenmechaniker ist ein anspruchsvoller Beruf – Zofingen aber nicht eine Agrar-Region. Ausgebildet werden hier Industrie-Berufe, insbesondere im Bereich Maschinenbau. Und überall, wo der Wirtschaftsmotor brummt, sind auch bestens ausgebildete Kaufleute gefragt.

Und nun das: Wenn es nach den Plänen des Bildungsdepartements geht, sollen keine Polymechaniker und keine Konstrukteure mehr an der Berufsfachschule Zofingen ausgebildet werden, dafür Landmaschinenmechaniker, Maurer und Berufsleute im Bereich Betriebsunterhalt. Peter Gehler, Präsident der Wirtschaft Region Zofingen (wrz), ist konsterniert. «Berufs- und Weiterbildung Zofingen verfügt über das optimale Umfeld, um neue Technologien wie Industrie 4.0 – ein Thema, das von der wrz stark gepusht wird – und ‹Internet of the things› abzudecken.»

Der Bildungsstandort Zofingen sei mit Blick auf die Zukunft «enorm gut aufgestellt». Deshalb gehöre er gefördert und ausgebaut. Was das Bildungsdepartement jetzt machen wolle, sei genau das Gegenteil. «Dieses attraktive Konstrukt soll geschwächt und zurückgefahren werden. Das ist für die ganze Region Zofingen, die Wirtschaft inklusive, ein Affront, absolut inakzeptabel. Die Alternativen, die das Departement anbietet, sind ein Hohn.»

Mit der Vorlage des Bildungsdepartements würden auf dem Campus zentrale Pfeiler der Berufsausbildung wegfallen. «Die wrz befürchtet nicht ohne Grund einen schleichenden Abbau des ganzen Bildungsstandorts Region Zofingen – dies dort, wo sich mit Franke, Müller Martini und weiteren bedeutenden Firmen ein Hotspot der Maschinenindustrie im Kanton Aargau befindet.»

Der Bezirk Zofingen sei verkehrsmässig gut erreichbar – der Campus liegt nahe beim Bahnhof. Dennoch werde der Bezirk Zofingen als Randregion behandelt. Das sei unfair und in einem Kanton der (Rand-)Regionen unverständlich. «Der Bildungs-Campus Zofingen ist im Kanton Aargau einzigartig und Raum für attraktive Synergien zwischen verschiedenen Schulen.» Gehlers Fazit: «Der Bezirk Zofingen – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – stehen geschlossen hinter dem Campus und lehnen die Vorlage des Bildungsdepartements kategorisch ab.» Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Regierung die Region Zofingen «nicht derart vor den Kopf stossen wird».

FDP-Grossrat Herbert H. Scholl und seine Parteikollegin Sabina Freiermuth (beide Zofingen) sind die Triebfedern hinter einer Motion, welche die Berufsfachschule Zofingen in ihrer heutigen Qualität sichern will – und von allen 15 Grossrätinnen und -räten des Bezirks unterzeichnet wurde. In der Sache sagt Scholl, dass das Bildungsdepartement hier längst nicht mehr eine Sparvorlage verfolge. Ihm liegen Zahlen vor, die aufzeigen, welche Summen der Kanton in den letzten Jahren bei der Berufsbildung einsparen konnte, weil der Bund mehr Geld beigesteuert hat – zudem gehört die Berufsfachschule Zofingen bei den Lektionskosten zu den günstigen Schulen im Kanton.

Bildungsdirektor Alex Hürzeler macht Tempo, er will einen Beschluss der Regierung – möglichst bevor die Motion im Grossen Rat behandelt wird. Dazu hat Scholl eine ausführliche rechtliche Analyse verfasst. Klar sei, dass aufgrund des Gesetzes über die Berufs- und Weiterbildung der Grosse Rat im Rahmen der kantonalen Richtplanung über die Standorte der Berufsfachschulen entscheide und der Regierungsrat die Zuteilung der Berufe auf die Schulen festlege. Nur: Völlig frei sei die Regierung nicht. «Der Grosse Rat ist befugt, mit Motionen in den Zuständigkeitsbereich des Regierungsrats einzugreifen. Dies gilt auch für die Zuteilung von Berufsfeldern und Berufsmaturitätseinrichtungen an die öffentlichen Berufsfachschulen.»