Die Drei Tenöre: «Eigentlich können wir ja nichts»

Simon Fankhauser, Didier Gessler und Sylvain Gessler (v.l.) erinnern sich an Die drei Tenöre zurück. (Lilly-Anne Brugger)
Simon Fankhauser, Didier Gessler und Sylvain Gessler (v.l.) erinnern sich an Die drei Tenöre zurück. (Lilly-Anne Brugger)
https://youtube.com/watch?v=rT2mnAPkjQU

SERIE

Im Rahmen der Serie «Was macht eigentlich?» haben Redaktoren dieser Zeitung mit Menschen gesprochen, die Schlagzeilen gemacht haben. Wir fragen nach, was sie heute machen und schwelgen mit ihnen in Erinnerungen.

Sylvain Gessler und Simon Fankhauser sitzen bei Didier Gessler im Wintergarten. Hier, an diesem Tisch, haben sie vor bald acht Jahren erfahren, dass sie im Halbfinale der Fernsehshow «Die grössten Schweizer Talente» auftreten werden. «Und damit hat unser Stress angefangen», erinnert sich Sylvain Gessler. Denn die drei Kollegen mussten eine neue Nummer einstudieren. Die Jury wollte im Halbfinale mehr sehen als einen weiteren Playback-Auftritt von den in weisse Fräcke gekleideten Die drei Tenöre, die in Skibindungen festgeschnallt sind. Kurz darauf wurden darum alle verfügbaren Freunde zusammengetrommelt, um bei Sylvain Gessler zu Hause bis in die frühen Morgenstunden gemeinsam Ideen zu sammeln.

Ein stressiges Jahr

«Es war eine schöne und lehrreiche Zeit», sagt Simon Fankhauser. Gemeinsam erinnern sich Die drei Tenöre bei einem Feierabendbier zurück an die zahlreichen Auftritte, die sie nach Ausstrahlung der beiden Fernsehsendungen hatten. Didier Gessler steht auf und holt zwei in Geschenkpapier verpackte Bücher. «Das habe ich jetzt lange genug bei mir gelagert», sagt er und lacht. Schon vor Jahren hat er aus Filmausschnitten und Fotos ein Buch gestaltet, das den Werdegang der drei Tenöre dokumentiert. Eigentlich wollte er es seinen Kollegen bei einem gemeinsamen Essen zusammen mit den Ehefrauen überreichen. Es ist aber bisher nicht dazu gekommen, denn Beruf und Familie forderten ihren Tribut. Lachend packen Simon Fankhauser und Sylvain Gessler das Buch aus und schauen es an. «Weisst du noch, der Auftritt auf der Petersinsel im Bielersee?» – «Genau, da wurden uns die Engelsflügel geklaut» – «Oder der Auftritt an der Raiffeisen-GV in Oberuzwil. Da wurde unser Auftritt in zwei weitere Säle übertragen.» – «Genau. Und so hoch wie da war unser Honorar vorher und nachher nie.» Sie seien stressig gewesen, diese Jahre nach dem Halbfinal, erinnern sich Die drei Tenöre. Zeitweise hatten sie bis zu vier Auftritte in einem Monat. «Das hat viel Verständnis von den Ehefrauen gebraucht», sagt Simon Fankhauser. Dann, nach knapp zwei Jahren Auftritten in der ganzen Schweiz, wurde den Tenören an jener Raiffeisen-GV klar: Entweder setzen wir jetzt ganz auf die Karte Unterhaltung – oder wir lassen es bleiben. Sie haben sich fürs Bleibenlassen entschieden. Auf die Karte Unterhaltung zu setzen, sei zu riskant gewesen, wenn drei Familien davon leben müssten. «Es war auch besser so, wir konnten ja nichts», fügt Didier Gessler an. Die beiden andern lachen. «Erinnerst du dich an die T-Shirts, die wir für den Halbfinal-Auftritt gedruckt haben?», sagt Sylvain Gessler, «‹Ohne Talent ins Halbfinale›. Und das war ja wirklich so.» Anziehen durften die drei das T-Shirt in der Fernsehshow nicht, beziehungsweise, sie mussten es verkehrt anziehen, mit der Schrift auf dem Rücken.

Die Auftritte der drei Tenöre wurden weniger und weniger und schliesslich haben Sylvain und Didier Gessler das Brett mit den drei Bindungen benutzt, um bei Sylvain Gessler zu Hause eine Decke zu isolieren. «Die Bindungen sind immer noch am Brett. Wenn wir die Gipskarton-Platten entfernen würden, könnte man sie sehen», erzählt Sylvain Gessler. «Dann können wir ja gleich wieder loslegen und unsere Nummer von der Decke hängend machen», meint Simon Fankhauser und lacht.

Das Halbfinale war nicht das Ziel

Wehmütig, dass aus der grossen Karriere nichts geworden ist, sind die Tenöre nicht. Sie hätten nie damit gerechnet, es überhaupt bis ins Halbfinale zu schaffen. «Und ins Finale wollten wir eh nicht», sind sie sich einig. Trotzdem: Fürs Halbfinale haben sie noch mal alles gegeben, eine Show auf die Beine gestellt und diese dem Fernsehteam präsentiert. Beim Fernsehen war man aber nicht begeistert, wollte, dass die Tenöre etwas anderes machen. «Ich hätte den Moonwalk tanzen sollen. Ausgerechnet ich, der nicht tanzen kann», sagt Didier Gessler. «Wir haben dann gesagt, ‹wir machen das, was wir wollen – oder gar nichts›.» Das habe genützt und die Tenöre durften am Halbfinale ihre Show abziehen, die von Moderatorin Anna Maier später als «Die grösste Wundertüte des Abends» bezeichnet worden war.

Ans Halbfinale sind Die drei Tenöre mit zwei Cars mit 120 Fans angereist. Am Finale der Fernsehshow sassen sie dann selber im Publikum und haben mit Luca und mit Eliane, der späteren Gewinnerin, mitgefiebert – alle drei in weisse Fräcke gekleidet. So gehört es sich schliesslich für Die drei Tenöre. Die Fräcke seien noch immer im Keller, erzählt Didier Gessler, über die Jahre seien sie aber etwas vergilbt. Und auch wenn es Die drei Tenöre so nicht mehr gibt, eines haben sie noch geplant: Irgendwann werden sie gemeinsam ein Konzert von Eliane besuchen und sie werden in der ersten Reihe sitzen. In weissen Fräcken.