Sälipark-2020-Investor: «Mischung aus Frust und totaler Verzweiflung hat sich bei mir angestaut»

Ein öffentlicher Platz von mehreren Hundert Quadratmetern mit Grün- und Gartenflächen: Das ist der Innenhof ders neuen Sälipark-Gebäudes mit 75 Mietwohnungen, die um den Platz angesiedelt sind. (zVg)
Ein öffentlicher Platz von mehreren Hundert Quadratmetern mit Grün- und Gartenflächen: Das ist der Innenhof ders neuen Sälipark-Gebäudes mit 75 Mietwohnungen, die um den Platz angesiedelt sind. (zVg)

Sälipark 2020: Chronologie des Ausbauprojekts

Der Sälipark 2020 sollte eigentlich bis im nächsten Jahr stehen. Das Ausbauprojekt kommt aber nicht vom Fleck. Einsprachen behindern das 130-Millionenprojekt der Oltner Immobilienfirma Giroud Olma. Zudem hat der Stadtrat bisher nicht über den Gestaltungsplan entschieden. Nun geht Investor und Firmeninhaber Thomas W. Jung in die Offensive. Er wirft dem Stadtrat vor, dieser verzögere das Projekt, wie es in einer verschickten Medienmitteilung heisst.

«Die Stadt hält sich nachhaltig nicht an Abmachungen. Das widerspricht allen Regeln einer kooperativen Planung», lässt sich Jung darin zitieren. «Das Verhalten der Stadt erschüttert unser Vertrauen stark», heisst es darin weiter. Diese Zeitung konnte mit dem Firmeninhaber über die Vorwürfe an den Stadtrat sprechen.

Sie werfen dem Stadtrat vor, das Projekt Sälipark 2020 zu verzögern. Wie kommen Sie zu diesem Schluss?
Thomas W. Jung: Ich bin ein geduldiger Mensch, aber nun sehe ich mich gezwungen, ein öffentliches Statement zum Verhalten der Stadt Olten abzugeben. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es extrem enttäuschend ist.

Was enttäuscht Sie am Verhalten des Stadtrats?
Die Giroud Olma hat in einer kooperativen Planung zusammen mit der Stadt Olten den Gestaltungsplan mit Sonderbauvorschriften ausgearbeitet und eine Mitwirkung dazu gemacht. Das war im Jahr 2016 (siehe Text «Chronologie des Ausbauprojekts»). Als Bauherrn haben wir so zu 100 Prozent die Forderungen des Stadtrats erfüllt. Das kostete uns bisher fünf Millionen Franken – eine enorm hohe Summe. Ende November 2018 war ich dann bei Stadtpräsident Martin Wey und fragte ihn, wann es vorwärtsgehe. Den Gestaltungsplan zu genehmigen, ist Aufgabe der Stadt respektive des Stadtrats. Beim Gespräch Ende November sagte Martin Wey, der Stadtrat würde bis Ende Januar 2019 seine Hausaufgaben erledigen. Anfang Februar haben wir schriftlich nochmals nachgefragt, wie es aussehe und erhielten dann zur Antwort, dass mit dem Entscheid «kaum vor Ende März» gerechnet werden könne. Wir wurden also nochmals vertröstet.

Wie ging es dann weiter?
Am 3. April fragten wir nochmals per E-Mail und eingeschriebenem Brief beim Stadtpräsidenten nach. Bis heute haben wir nicht einmal eine Empfangsbestätigung erhalten, geschweige denn eine Antwort. Ich erzähle die Chronologie deshalb so genau, weil sich bei mir inzwischen eine Mischung aus Frust und totaler Verzweiflung angestaut hat.

Was fordern Sie nun vom Stadtrat?
Der Stadtrat muss den von ihm aufgelegten Gestaltungsplan und die rund 40 Einsprachen dazu baldmöglichst behandeln. Wir hoffen natürlich auf eine Ablehnung der Einsprachen. Erst nach dem Entscheid des Stadtrats kann sich die nächste Instanz, das kantonale Bau- und Justizdepartement, damit befassen.

Das heisst, Sie rechnen damit, dass Einsprachen weitergezogen werden?
Ich bin zwar kämpferisch und hartnäckig, aber nicht naiv und träumerisch. Das will heissen: Ich muss davon ausgehen, dass Einsprachen weitergezogen werden.

Welche Aufgabe hatten Sie als Investor bei den Einspracheverhandlungen?
Die Stadt hat den Wunsch geäussert, dass die Giroud Olma mit ihren drei Nachbarn zusammensitzt, die ebenfalls eine Einsprache gemacht haben. Es sind dies die Pensionskasse des Kantons Solothurn, welche das Gebäude neben dem Freizeitland gehört, wo die Fachhochschule eingemietet ist, die Fachhochschule selbst und die Pallas Klinik. Bei allen drei Einsprachen ging es vor allem um Immissionen während der Bauzeit.

Was haben Sie erreicht?
Mittels Mediation konnten wir bei den Verhandlungen eine Partei, die kantonale Pensionskasse, zum Rückzug ihrer Einsprache bewegen. Sie haben sich sehr kollegial und professionell verhalten – die Pensionskasse gehört selbst zu den grossen Bauherrn im Kanton. Die Verhandlungen mit der Fachhochschule und der Pallas Klinik hingegen sind erfolglos verlaufen – trotz diverser Anläufe. In beiden Fällen mussten wir Mitte 2018 erkennen, dass es leider zu keiner Einigung kommt. Dies haben wir dem Stadtrat auch so kommuniziert. Der Entscheid liegt nun bei ihm.

Wie weit müsste das Projekt Sälipark 2020 jetzt schon sein?
Der Titel des Projekts sagt es eigentlich schon. Wir hofften auf eine Eröffnung im nächsten Jahr. Jetzt wäre ich schon froh, wenn wir 2020 wenigstens den Baubeginn feiern könnten.

Sie hatten als Investor ja schon einmal mit dem Turm von Olten ein Projekt, das nicht realisiert wurde, weil der Stadtrat sich damit nicht anfreunden konnte.
Mit dem verdichteten Bauen, wie man es überall in den Kleinstädten der Schweiz kennt – etwa in Aarau oder Dietikon –, sind wir in Olten noch nicht soweit. Damals zeigte ich ein gewisses Verständnis für den Stadtrats-Entscheid, weil wir mit dem Turm-Projekt ausserhalb der Normen waren. Ich hatte Verständnis dafür, dass beim Stadtrat der Mut und das visionäre Denken dafür gefehlt hatte.

Wie sehen Sie es nun mit dem Sälipark 2020: Steht der Stadtrat aus Ihrer Sicht noch hinter dem Ausbauprojekt?
Beim Sälipark 2020 ist die Ausgangslage völlig anders: Der Stadtrat hat in allen Gesprächen mit der Giroud Olma und auch mehrmals öffentlich erklärt, dass er unser Projekt begrüsst und als eine wesentliche Aufwertung für Olten betrachtet. Martin Wey hat das Vorhaben sogar als «Leuchtturmprojekt» bezeichnet. Zudem ist das Projekt bauzonenkonform. Daher ist das Unverständnis über die Verzögerung wirklich grenzenlos.

Wie lange haben Sie noch Geduld, bis sogar ein Rückzug des Projekts ein Thema wird?
Als Unternehmer muss man natürlich frustrationstolerant sein. Ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meiner Firma und den fünf Millionen Franken, die wir bisher ins Projekt investiert haben. Daher werde ich kämpfen, dass es beim Sälipark 2020 in diesem Jahr nun vorwärtsgeht. Ob der Baubeginn 2020 oder ein Jahr später ist, ist dann eigentlich weniger wichtig als der Umstand, dass die Behörden das Projekt endlich behandeln. Dafür werde ich 100 Prozent meiner Kraft einsetzen. Daher ist ein Rückzug des Projekts auch kein Thema. Ausserdem spüre ich auch viel Unterstützung von aussen.

Inwiefern?
Die Migros Aare als Stockwerkeigentümerin des Säliparks 1 braucht dringend Platz und will mit dem Supermarkt und den Gastro-Betrieben in den neuen Sälipark zügeln. Zudem haben wir wöchentlich Anrufe für die 75 geplanten Wohnungen. Ob es denn nicht endlich eine Reservationsliste gäbe dafür, wird gefragt. Das heisst, es ist ein Bedarf für den Sälipark 2020 da.

Wie sieht das Verhältnis zur Migros Aare aus?
Die Migros ist seit über 30 Jahre ein unglaublich guter Partner und sehr wichtig für uns. Dies daher, weil die Marke Migros eine grössere Ausstrahlung hat als eine kleine Familienfirma wie Giroud Olma, die zwar auch schon über 150 Jahre alt ist. Und obwohl der Detailhandel sich stark verändert, will die Migros am Standort Sälipark langfristig festhalten. Die Migros ist ja nicht nur Besitzer, sondern auch Mieter diverser Räumlichkeiten im Sälipark.

Ursprünglich bezifferte die Giroud Olma die Investitionen mit 100 Millionen Franken, nun sprechen Sie von 130 Millionen. Warum ist das Projekt Sälipark 2020 nun teurer geworden?
Wir gingen immer von einem bestimmten Rahmen aus, der bis zu den erwähnten 130 Millionen geht. Diese sind inklusive allen Ausbauten, wenn dies etwa die Mieter wie die Migros nicht übernehmen. Diese Zahl kenne ich seit drei, vier Jahren.