
Pfadi Zofige: Jeden Tag eine gute Tat – und das seit 100 Jahren – GALERIE





FESTIVITÄTEN IM JUBILÄUMSJAHR
ab 10. August bis 17. November: «100 Tage Pfadi Zofingen»: Countdown mit täglichen Berichten oder Aktionen.
10. August: Start der Jubiläumsaktivitäten mit einer Chillout-Bar auf dem Zeltplatz anlässlich des Heitere Open Airs.
Jeden Montag: Spieleabend im OXIL Zofingen.
24. August: Grosse Jubiläumsfeier in der Pfadihütte «Rosshimmel» in Zofingen (interner Anlass).
28. September bis 5. Oktober: Herbstlager der ganzen Abteilung (interner Anlass).
12. Oktober bis 24. November: Grosse Pfadfinderausstellung im Museum Zofingen.
9. November: Offizielle Jubiläumsfeier «100 Jahre Pfadi Zofige» im Stadtsaal.
17. November: Schlussfeier im kleinen Rahmen (interner Anlass).
Ein Herr von Okolsky, ein Befreundeter von Baden-Powell und Gründer der Pfadfinderabteilung Aarau, fragte mich, ob sich nicht auch in Zofingen eine Pfadi erwecken liesse.» So beschrieb Ruedi Guggenbühl, ein Gründungsmitglied der Abteilung, die allerersten Momente der Pfadi Zofige. Um Ernst Buchser, den ersten Abteilungsleiter, versammelte sich eine Gruppe junger Männer, die bereit war, das Experiment zu wagen. Sie hoben am 17. November 1919 die Pfadi Zofige aus der Taufe.
Die weltweite Pfadibewegung war zu diesem Zeitpunkt gerade zwölf Jahre alt geworden. Gegründet wurde sie 1907 in England von Robert Baden-Powell (1857–1941), einem britischen Kavallerie-Offizier. Nach seiner Aktivzeit schrieb «Bi-Pi», wie Baden-Powell von den Pfadis heute noch genannt wird, seine Erkenntnisse im Buch «Scouting for Boys» nieder. Darin legte er die wichtigsten Leitgedanken und Grundprinzipien der Pfadi fest, allen voran die Devise «learning by doing». Das Buch hatte durchschlagenden Erfolg und die Pfadfinderbewegung begann sich rasant auf der ganzen Welt zu verbreiten.
Schon 1910 wurden auch in der Schweiz erste Pfadigruppierungen gegründet. Heute zählt die Pfadibewegung Schweiz rund 47 000 Mitglieder, organisiert in 550 lokalen Abteilungen und Gruppen. Von den militärischen Wurzeln hat sich die Pfadi längst entfernt. Trotzdem sind Bi-Pis Gedanken immer noch präsent. Auch heute will die Pfadi Kinder und Jugendliche zur Selbstständigkeit führen und sie lehren, Verantwortung zu tragen, sich in der Natur zurechtzufinden, in Spiel und Sport Fairness zu üben, Gemeinschaft zu erleben sowie sich für eine Sache zu engagieren.
Schulpflege als Hindernis
Das erste Problem, welches es 1919 für die Zofinger Pfadis zu lösen galt: Ein Vereinslokal musste her! Glücklicherweise konnte ein Jahr später die Hälfte einer alten Militärbaracke erworben und am Bärenmoosweiher im Brunngraben aufgestellt werden. «Während des Aufstellens wurde die Hütte von Lausbuben zweimal umgeworfen», ist in der Chronik zu lesen. Auch von der Schulpflege her gab es Widerstand, sie verbot den Beitritt zur Pfadi vor der ersten Klasse der Bezirksschule. Die Mitgliederzahl stieg trotzdem stetig.
Die Konkurrenz von anderen Jugendorganisationen hat seit 1935 stark zugenommen. Neben der Kadettenmusik existieren heute eine Vielzahl von Sportvereinen und anderen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche. Trotzdem bleiben die schweizweiten Mitgliederzahlen stabil, nach einem leichten Rückgang in den 90er- und Nullerjahren sind sie sogar wieder leicht angestiegen. Es scheint, dass die Attraktivität der Pfadi wieder zugenommen hat. Man ist nie nur blosser Konsument in der Pfadi, spätestens als Teenager trägt man aktiv zum Geschehen in der Abteilung bei und übernimmt zunehmend mehr Verantwortung. Die ganzheitliche Entwicklung der Person steht im Vordergrund. Die Pfadi geht aber auch mit der Zeit. So wurde beispielsweise 2008 die neue Altersstufe für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren eingeführt. Diese «Piostufe» ergänzt auch in Zofingen seit 2010 die Pfadistufe (Alter 11–15) und die Wolfsstufe (Alter 6–11).
Der Weg zum «Rosshimmel»
Von 28 Mitgliedern im Jahr 1939 stieg die Zahl bis 1959 auf 125 an. Aktuell sind es rund 90 Mitglieder. Weil die Pfadihütte verlotterte, musste eine neue her. In Planung war dieses Projekt schon seit 1936, doch der Ausbruch des Krieges machte den Pfadis einen Strich durch die Rechnung. Unter Abteilungsleiter Rudolf «Funk» Hunziker wurde das Projekt ab 1946 wieder konkret. Ein neuer Bauplatz wurde gesucht und beim Waldrand an der Bottenwilerstrasse gefunden. 1949 konnte das neue Heim «Rosshimmel» eingeweiht werden.
Dort ist die Pfadi Zofige auch heute noch zu Hause. Jeden Samstagnachmittag lebt man sich kreativ aus, es wird zusammen Pioniertechnik gelernt oder es werden Geländespiele im Wald durchgeführt. Neben diesen meist zweistündigen Aktivitäten, die ganzjährlich stattfinden, sind zweifellos die ein- bis zweiwöchigen Sommerlager der Höhepunkt jedes Pfadijahres. Damals wie heute wird das komplette Programm geplant und realisiert von einem Leitungsteam bestehend aus jungen Erwachsenen zwischen 16 und 20 Jahren.
Wo bleiben die Pfadfinderinnen? Sie gab es natürlich auch – der Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen wurde 1919 ins Leben gerufen. Spätestens seit den 1940er Jahren gab es auch in Zofingen weibliche Leiterinnen in der Wolfsstufe, sowie eine eigene kleine Abteilung, die – vermutlich mit Unterbrechungen – unabhängig neben der Männerabteilung existierte. Offiziell wurde die Frauenabteilung aber erst 1958 gegründet. Die beiden Abteilungen liefen 31 Jahre lang parallel, bis sie 1989 fusionierten.
Seit 100 Jahren ist die Pfadi in der Region Zofingen nun schon aktiv – so schnell wird sich daran wohl nichts ändern.
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