
Der «Wiggertaler»-Gründer hat Strengelbach ins Herz geschlossen

SERIE
Im Rahmen der Serie «Was macht eigentlich …?» haben Redaktorinnen und Redaktoren dieser Zeitung mit Menschen gesprochen, die Schlagzeilen gemacht haben. Wir fragen nach, was sie heute machen – und schwelgen mit ihnen in Erinnerungen.
Fein säuberlich ausgeschnittene Zeitungsartikel und viele Familienfotos hängen an einer Wand und ziehen den Blick an. Alfred Vogel sitzt am Holztisch in seinem gemütlichen Wohnzimmer. «Wenn man älter wird, sammeln sich die Erinnerungen an», sagt Alfred «Fredy» Vogel. Seit 50 Jahren lebt er mit seiner Frau Maria in der hellen Wohnung oberhalb der Post in Strengelbach. «Hier sind wir daheim, hier gefällt es uns», betont Alfred Vogel, der heute seinen 85. Geburtstag feiert.
Ein gemütliches Daheim für sich und seine Familie einzurichten, war ihm und seiner Frau wichtig. «Es erfüllt uns, dass wir so eine gute Beziehung zu unseren drei Kindern Martin, Judith und Esther sowie unserem Enkel Kilian haben», betont Vogel. Er zeigt auf die unzähligen Familienfotos, die während ebenso zahlreichen gemeinsamen Reisen entstanden sind. Unter anderem besonders genossen hat er vor fünf Jahren eine Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, bei der seine Lieben mit dabei waren. Gerne erinnert er sich auch an die 15 Reisen nach Südafrika, wo eine seiner zwei Schwestern in Kapstadt lebt. Vor zwei Jahren musste er wegen einer ernsthaften Erkrankung eine Rundreise mit Tochter und Enkel abbrechen. «Es ist alles gut gekommen und ich bin wieder zwäg», freut sich Vogel und erzählt, dass er und seine Tochter Esther letztes Jahr mit einem Mietauto drei Wochen in Südafrika, Botswana und Namibia unterwegs waren.
Fern der Heimat möchte er nicht leben
Ob Peking, Delhi, Montreal, New York – die Ferne zieht Alfred Vogel an, doch fern der Heimat möchte er nicht leben. «Ich liebe die Schweiz und habe vor allem Strengelbach fest in mein Herz geschlossen», sagt Alfred Vogel. Wenn er erzählt, schwingt da immer noch ein Hauch Kurzenberger Dialekt, eine Mischung aus Appenzeller und St. Galler Dialekt, mit. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte er in Berlingen am Untersee. Danach zog die siebenköpfige Familie nach Lutzenberg ins Appenzeller Vorderland. Hier wuchs er mit zwei Schwestern und zwei Brüdern auf, besuchte die Schulen in Lutzenberg und Rheineck und entschied sich für eine Lehre als Schriftsetzer. Danach zog es ihn quer durch die Deutschschweiz in verschiedene Unternehmen. «Überall lernte ich beruflich, menschlich und auch landschaftlich Neues dazu.»
In die Region kam Alfred Vogel 1963, weil er eine Stelle bei der Ringier AG in Zofingen in der Anzeigen-Abteilung annahm. Nach 13 Jahren wechselte er die Branche und verkaufte Versicherungen. «Es war lehrreich, aber ich berate viel lieber die Kunden, als auf Biegen und Brechen ein Produkt verkaufen zu müssen.» Seine langjährige Berufserfahrung konnte Alfred Vogel als Anzeigenleiter bei der Zofinger Tagblatt AG, heute ZT Medien AG, entfalten. «Am 1. November 1978 fing ich an der Henzmannstrasse an», erinnert er sich. Zehn Jahre später wartete eine grosse Herausforderung auf ihn. «Unter strenger Geheimhaltung hat der damalige ZT-Direktor Hans Gresch die Wochenzeitung ‹Wiggertaler› aus dem Nichts erschaffen», erinnert sich Vogel. Unter den eingeweihten fünf Personen, die zum Gelingen beitrugen, waren Chefredaktor Bruno Muntwyler und Alfred Vogel als Verlagsleiter. «Unser erster Bürostandort war beim EO in Oftringen, weil dort schon länger ein Raum frei war.» An die druckfrische, erste Ausgabe des «Wiggertalers», die am 1. September 1989 erschien, erinnert er sich auch nach dreissig Jahren ganz genau. «Seither erscheint der ‹Wiggi› jede Woche – und am Erfolgskonzept, möglichst viele Menschen und Anlässe abzubilden, wird festgehalten», freut sich Vogel, der jeden Tag mit der Lektüre des «Zofinger Tagblatts» beginnt.
Seine Leidenschaft für die Medienwelt und den Druckbereich hat er an Sohn Martin weitergegeben, der die Druckerei der ZT Medien AG leitet. «Wir tauschen uns viel aus», sagt Vogel, der gerne auf seine 21 Jahre beim ZT zurückblickt. Kurz vor seiner Pensionierung packte er im Haus eine neue Herausforderung an und managte den Start und die Herausgabe des Amtsblattes des Kantons Aargau.
«Ich bin mit meinem Leben rundum zufrieden»
Kaum im Un-Ruhestand, war der sportliche Mann mit ausgedehnten Velotouren und anderen Beschäftigungen alleine nicht ausgefüllt. «Bis zu meinem 70. half ich beim ‹Niederämter› aus», sagt Vogel und gesteht: «Wo immer es eine helfende Hand brauchte, ich war dabei.» So auch im Turnverein Strengelbach, dem er viele Jahre als Präsident vorstand und bei dem er immer noch aktiv in der Männerriege dabei ist.
Tatkräftig war Alfred Vogel auch politisch. Über die Finanzkommission wurde er im Herbst 1977 als Vertreter der SP in den Strengelbacher Gemeinderat gewählt, wo er für das Fürsorgewesen, das EW und die Wasserversorgung verantwortlich war. 1989 trat er als Gemeindeammann die Nachfolge von Robert Sommer an. Nach 5 Jahren als Ammann und gesamthaft 17 Jahren im Gemeinderat trat Alfred Vogel unerwartet zurück, weil seine Frau schwer erkrankte. «Dieser Schritt war für mich klar, weil ich meiner ‹Miggi› verdanke, dass ich immer alles unter einen Hut gebracht habe.» Heute geniesst er jeden Tag aufs Neue mit ausgedehnten Spaziergängen durch den Wald, Lesen, Ausruhen und Gesprächen. «Ich bin mit meinem Leben rundum zufrieden», sagt Alfred Vogel, der sich nach seinem heutigen Geburtstag auf ein weiteres besonderes Datum freut: «Am 3. September 2020 feiern meine Frau und ich unseren 60. Hochzeitstag.»