
Nicht makellos, aber trotzdem fein: 15 Tonnen Bio-Kartoffeln suchen Abnehmer

Hofverkauf:
Samstag, 23. November, 10 bis 15 Uhr. Adresse: Walter Maurer, Wolfgrubenstrasse 58, Kölliken
Die Kartoffeln sehen ganz normal aus. Sie sind etwas unförmig, haben eine braune Schale, etwas Erde klebt noch an ihnen. Trotzdem werden diese Bio-Kartoffeln nicht im Sortiment eines Detailhändlers landen. Der Grund dafür ist ein Drahtwurmbefall.
Die kleinen Larven haben die Kartoffeln, als sie noch im Boden waren, angefressen. Davon zeugen kleine Löcher.
«Die Kartoffeln können aber problemlos gegessen werden, die Fressspuren haben keinerlei Auswirkung auf den Geschmack», sagt Biobauer Walter Maurer. Der Kölliker ist der Produzent der rund 15 Tonnen Kartoffeln, die er wegen des Drahtwurmbefalls nicht wie üblich verkaufen konnte. «Mein Abnehmer, ein Biobetrieb im Kanton Zürich, hat die Kartoffeln zurückgewiesen», erklärt Maurer. Die Begründung ist, dass es zu aufwendig sei, die Kartoffeln von Hand auszusortieren.
Kartoffeln können gut gelagert werden
Einen Teil der auf total 150 Aren angebauten Kartoffeln hat er bereits seinen Kühen verfüttert. Die übrig gebliebenen 15 Tonnen will er nun mit einem Hofverkauf an die Leute bringen. Dieser findet am Samstag von 10 bis 15 Uhr statt. Auf die Idee gebracht hat ihn Dominic Müller. Der junge Student werkelt auf Maurers Hof an einem Auto und schlug dem Bio-Bauern vor, die Sache doch in den sozialen Medien bekannt zu machen. So startete Müller in der Facebook-Gruppe «Rettet die Ernte vor dem Müll» einen Aufruf. Bereits haben knapp 600 Leute ihr Interesse am Hofverkauf bekundet.
Für 1.50 Franken pro Kilogramm kann man sich mit drei Sorten Bio-Kartoffeln, sowohl fest- als auch mehligkochend, für den Winter eindecken. Laut Maurer sind die absichtlich nicht gewaschenen Kartoffeln im Keller so bei über vier Grad gut zu lagern. Daneben kann man am Samstag auch Rüebli oder Eier direkt ab Hof kaufen.
Einen grossen finanziellen Schaden trägt Walter Maurer, der vor 20 Jahren aus dem Berner Oberland nach Kölliken kam, nicht davon. «Ich setze auf Milchwirtschaft, Ackerbau und Legehennen. Wenn mal etwas nicht klappt, kann ich das abfedern», sagt er. Ausserdem würde er bei seinem Abnehmer einen tieferen Kilopreis erhalten.
Maurer ist wichtig, dass Gemüse, das zwar nicht perfekt aussieht, aber trotzdem gut ist, nicht einfach weggeworfen wird. «Da steckt nämlich auch viel Herzblut vonseiten des Landwirts drin.» Die Konsumenten seien sich aber heutzutage makelloses Gemüse einfach gewöhnt. «Dabei muss man zum Beispiel bei meinen Kartoffeln die unschöne Stelle einfach rausschneiden und dann kann man sie wie sonst verarbeiten», sagt Maurer. Er hofft, dass sich mehr Konsumenten dieser Thematik bewusst werden. Und auch mal ein krummes Rüebli oder eine Kartoffel mit Flecken kaufen.