Die Polizei sucht den Feuerteufel von Merenschwand – 37-jähriger Schweizer muss in Untersuchungshaft

Vier Brände in einer Woche

Brandserie Innert nur einer Woche brannte es in Merenschwand viermal. Alles Brandstiftungen, wie die Kantonspolizei jetzt annimmt.

Seit einer Woche leben die Merenschwanderinnen und Merenschwander in steter Wachsamkeit und Angst: Niemand weiss, ob, wann und wo es als Nächstes brennen wird. Denn seit Sonntag, 1. Dezember, sind Brandstifter am Werk. Viermal brannte es in dieser Woche im Dorf. Beim ersten Brand waren sich die Ermittler noch nicht sicher gewesen, doch nun heisst es in einer Mitteilung: «In allen Fällen geht die Kantonspolizei von Brandstiftung aus.» 

Vielleicht können Polizei und Staatsanwaltschaft aber schon bald Entwarnung geben: Nachdem es am Freitag erneut brannte, wurden gleich zehn Leute verhaftet. Gestern schrieb die Kantonspolizei: «Nach intensiven und aufwendigen Ermittlungen durch die eingesetzte Sonderkommission konnten neun Personen wieder freigelassen werden. Ein 37-jähriger Schweizer aus der Region bleibt vorläufig in Haft. Durch die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten wird für ihn beim Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft beantragt.»

Feuerwehr und Polizei weiter in Alarmbereitschaft

Das ist zumindest keine schlechte Nachricht. Eine Entwarnung ist es aber noch nicht. Polizei und Feuerwehr bleiben äusserst wachsam. «Die Polizei wird weiterhin eine hohe Präsenz im Raum Merenschwand markieren, und im Hintergrund laufen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren», schreibt Daniel Saridis, Mediensprecher der Kantonspolizei.

Schon nach den Bränden am Sonntag und Montag vor einer Woche hatten Regional- und Kantonspolizei, in Absprache mit der Gemeinde, ihre Patrouillen im Dorf verstärkt. Am Montag hatten sie den 22-jährigen Brandstifter verhaftet, der im August für eine Brandserie im Dorf verantwortlich gewesen war. Doch laut Staatsanwaltschaft gab es keine Hinweise, die ihn diesmal erneut als Täter identifiziert hätten. Auch da waren Polizei und Feuerwehr wachsam geblieben – zum Glück, wie sich zeigte.

Feuerwehrleute warten zu Hause auf den Einsatz

Die Feuerwehr unter der Leitung von Kommandant Patrick Fischer war diese Woche schneller als sonst für die Einsätze bereit gewesen. Das älteste Haus, das am Sonntag, 1. Dezember, bis auf die Grundmauern niederbrannte, hatten sie nicht mehr retten können, obwohl sie in weniger als zehn Minuten am Brandplatz gewesen waren. Alle weiteren Brände konnte die Feuerwehr aber unglaublich schnell unter Kontrolle bringen. Am Montagabend waren sie beispielsweise innert 90 Sekunden am Brandplatz, wie Fischer gegenüber der AZ sagte, und konnten darum einen Grossbrand verhindern. Denn sämtliche Feuer waren an alten Bauernhäusern mit angebauten Scheunen gelegt worden – jedes hätte das Potenzial zum Grossbrand gehabt (siehe Box).

Wie konnte die Feuerwehr so schnell einschreiten? Gegenüber der Tagesschau hielt Fischer am Samstag fest: «Wir haben an der Alarmierung nichts geändert. Was wir allerdings sehr gut merken: Unsere Leute sind nicht mehr im Ausgang, oder viel weniger, und warten zu Hause, bis es losgeht. Sie sind richtig in Alarmbereitschaft.» Er betont: «Hätten wir bei den Bränden vom Montag und Freitag länger gebraucht oder wären sie später von der Bevölkerung bemerkt worden, hätte es sicher gleich ausgesehen wie hinter uns.» Dabei zeigt er auf die traurige Brandruine des ältesten Hauses.

Das bestätigt auch die Kantonspolizei: «Die Feuerwehr Merenschwand konnte die beiden Brandherde relativ schnell löschen und so einen Vollbrand verhindern», schreibt sie zum Brand vom Freitag. Und zur ganzen Woche heisst es weiter: «Der Sachschaden bei den Bränden geht in die Hunderttausende, verletzt wurde glücklicherweise niemand.»

Allerdings: Kommandant Patrick Fischer war während der letzten Woche immer darauf gefasst, dass sein Picket-Telefon ihn in der Nacht aus dem Schlaf reissen könnte. Er gibt zu: Seine Mannschaft kommt an ihre Grenzen. So viele Einsätze würden Spuren hinterlassen. Die Mannschaft sei müde.

«Aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft»

Welche Hinweise den 37-jährigen Schweizer, der nun in Untersuchungshaft ist, belastet haben, durfte Kapo-Sprecher Saridis nicht sagen. Ebenso wenig konnte er bestätigen, ob der Verdächtige in der Nähe der Brandorte aufgeschnappt wurde. «Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir dazu noch keine Stellung nehmen», sagt er gegenüber der AZ.

Die Einwohner von Merenschwand sind verunsichert. «Ich habe kleine Kinder, ich habe Angst», sagte Corina Richter am Samstag gegenüber TeleM1. Sie war es auch, die den Brand vom Freitag rechtzeitig melden konnte.

Nun hoffen die Merenschwanderinnen und Merenschwander, dass nicht bald wieder Rauch über dem 3500-Seelen-Dorf aufsteigen wird. Aber was können sie tun, falls doch? Dazu hat Kapo-Sprecher Roland Pfister schon am Dienstag sehr deutlich festgehalten: «Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Wenn jemandem etwas Verdächtiges auffallen sollte, dann soll er oder sie möglichst sofort den Polizeinotruf 117 wählen.» Er betonte: «Lieber einmal zu viel als zu wenig.»

Zweite Brandserie in Merenschwand

Es ist bereits die zweite Brandserie, welche die Bevölkerung von Merenschwand allein in diesem Jahr in Atem hält. Im vergangenen August kam es zu drei Bränden innert 27 Stunden. Die Ermittler konnten daraufhin einen 22-jährigen Schweizer und seine 17-jährige Freundin verhaften. Das Paar gestand, die Feuer gelegt zu haben, wobei der junge Mann Haupttäter war. Die Verfahren laufen in beiden Fällen. Der Brandstifter ist seit November wieder auf freiem Fuss, wie Fiona Strebel, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, in der vergangenen Woche erklärt hatte, als erneut mehrfach Feuer gelegt worden war. Die 17-Jährige ist in einer Massnahme im Kanton Luzern.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Serien?

Doch mit der aktuellen Serie scheint der 22-jährige Brandstifter vom August nichts zu tun zu haben. Er wurde nach den Bränden vom Samstag und Montag polizeilich befragt. «Wir haben keine Hinweise darauf, dass er mit den aktuellen Bränden etwas zu tun hat.Er befindet sich wieder auf freiem
Fuss», schrieb Fiona Strebel,Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, am Mittwochnachmitt auf Anfrage dieser Zeitung. Und sie fügte hinzu: «Auch in Bezug auf die Jugendliche haben wir keine Hinweise.» Ob er jetzt nach dem Brand vom Freitag unter den zehn verhafteten Personen war, liess die Polizei bislang offen. 

Die Ermittler prüfen, ob zwischen den beiden Brandserien vom August und letzter Woche ein Zusammenhang besteht, wie Polizeisprecher Adrian Bieri am Samstag gegenüber dieser Zeitung erklärte.