Meisterinnen und Meister im Debattieren

Die Sieger: Primus inter pares wurde Andrin Liechti von der Alten Kantonsschule Aarau. Lorena Reusser besucht die Kantonsschule Wettingen – links Luca Andrea Moser und David Gabi von der Kantonsschule Zofingen. Sie alle sind für den nationalen Final qualifiziert.
Die Sieger: Primus inter pares wurde Andrin Liechti von der Alten Kantonsschule Aarau. Lorena Reusser besucht die Kantonsschule Wettingen – links Luca Andrea Moser und David Gabi von der Kantonsschule Zofingen. Sie alle sind für den nationalen Final qualifiziert.

Für seine Meinung gekonnt eintreten

Kommentar von Beat Kirchhofer

«Ich finde es unerlässlich, sich verständlich und adäquat auszudrücken» – besser und knapper als Wettbewerbsteilnehmer David Gabi kann man den Fokus des Wettbewerbs «Jugend debattiert» kaum umschreiben. Unsere direkte Demokratie lebt davon, dass sich die in unserem Land lebenden Menschen in die gesellschaftliche Diskussion einbringen. Das will erlernt sein.

Dies beginnt im Sprachlichen – in der Familie, im Kindergarten und in der Volksschule. Nur wer so gut spricht, dass er verstanden wird, kommt im Leben weiter. Probleme haben hier nicht nur einzelne Leute mit Migrationshintergrund. Das Stakkato der SMS, die «Flapsigkeit» der Social Media färbt mehr und mehr auf die Alltagssprache ab. Eine sachliche politische Diskussion in solcher Tonalität konstruktiv führen?

Mittelschülerinnen und Mittelschüler sind dank ihres Bildungshintergrunds privilegiert. Umso wichtiger ist es, dass sie die Kunst des Debattierens beherrschen und für ihre Standpunkte einstehen – nicht nur in der Politik.

Der «Club» wie auch die «Arena» von Fernsehen SRF bekommen keine Nachwuchssorgen. 16 Jugendliche bewiesen dies eindrücklich an der kantonalen Ausscheidung von «Jugend debattiert» an der Kantonsschule Zofingen. Die in schulinternen Ausmarchungen nominierten Aargauer Kantonsschülerinnen und -schüler mussten ihre Debattierfähigkeit zu vorgegebenen Fragestellungen unter Beweis stellen. Sollen in der Schweiz auch Angehörige anderer Religionen als des Christentums gesetzliche Feiertage bekommen? Soll Kunstschnee aus ökologischen Gründen verboten werden? In der Finaldebatte der besten Vier ging es um das Rentenalter – dieses künftig an die Lebenserwartung koppeln?

Die Themen, die kannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – konnten sich im Vorfeld in die Materie vertiefen. Aber, ob sie Pro- oder Gegenargumente vertreten – für oder gegen Kunstschnee eintreten mussten – dies entschied kurz vor dem Start der Debatten das Los. Ein Thema contre cœur vertreten zu müssen, ist eine echte Herausforderung. Scharf beobachten von dreiköpfigen Jurys, welche sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Bildungsbereichs, der Politik und der Medien rekrutierten, galt es Eröffnungsreden zu halten, in die Debatte einzusteigen und «knackige» Schlussworte zu formulieren.

Ein Kopf-an-Kopfrennen um den Finaleinzug

Die Qualität der Beiträge war hochstehend – für den Einzug in die Finalrunde ging es um wenige Wertungspunkte Unterschied. Und auch die Finalrunde war ein verbales Kräftemessen auf Augenhöhe. In der von Lehrpersonen, Mitschülerinnen und -schülern bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Aula herrschte Finalstimmung pur – für gute, originelle Voten gab es den entsprechenden Applaus. Schön, dass bereits im vorneherein die vier Teilnehmenden für das nationale Finale in Bern qualifiziert waren. Unter ihnen zwei Studierende der Kantonsschule Zofingen: Luca Andrea Moser aus Mühlethal und David Gabi aus Brittnau.

Motor hinter Jugend debattiert ist die Non-Profit Organisation «Young Enterprise Switzerland», welche fünf verschiedene Bildungsprogramme – speziell auch für den Bereich Wirtschaft – anbietet. «Diese haben» – heisst es beim Verein – «gemeinsam, dass sie vollkommen praxisorientiert sind und sich Schülerinnen und Schüler so Kompetenzen aneignen können, welche im Unterricht zu kurz kommen.»