«Fall Oftringen»: Veterinärdienst-Mitarbeiter erlässt weiter Verfügungen – trotz neuer Stelle in anderem Kanton

Diese Verfügung ging raus, als der Mitarbeiter schon bei einem anderen Kanton angestellt war. Man habe mit dieser Lösung eine Vakanz überbrücken können, heisst es beim Veterinärdienst. Bild: zvg
Diese Verfügung ging raus, als der Mitarbeiter schon bei einem anderen Kanton angestellt war. Man habe mit dieser Lösung eine Vakanz überbrücken können, heisst es beim Veterinärdienst. Bild: zvg

Die Schlagzeilen um den Hobby-Tierhalter aus Oftringen hat unter anderem die Frage aufgeworfen, wie gut der kantonale Veterinärdienst in Sachen Tierschutz personell dotiert ist. Und wer für den Fall Oftringen zuständig war und ist. Sicher ist, dass der Veterinärdienst mit Personalengpässen zu kämpfen hatte, als der Fall am 4. Februar eskalierte. An diesem Tag stiessen Kantonspolizisten auf Tierkadaver, als sie den 57-jährigen Tierhalter zu einer Vorladung abholen wollten. Sie nahmen ihn vorübergehend fest.

Zuständig für den Veterinärdienst ist Kantonstierärztin Barbara Thür. Diese wiederum ist Alda Breitenmoser, der Leiterin des Amtes für Verbraucherschutz, unterstellt. Im Fall Oftringen hat bis jetzt immer nur Breitenmoser Stellung genommen. In verschiedenen Medien sagte sie, bis Ende Jahr habe der zuständige Teamleiter im Veterinärdienst den Fall Oftringen betreut. Ab Januar habe er einen neuen Job angetreten (er ist inzwischen in leitender Funktion für das Landwirtschaftsamt eines Ostschweizer Kantons tätig). Für den Aargauer Veterinärdienst sei er seit Anfang Jahr aber noch stundenweise tätig, um den Übergang zu gewährleisten, denn der Nachfolger trete seinen Job erst am 1. März an. So sei auch die Tatsache zu erklären, dass der ehemalige Teamleiter noch Mails im Fall Oftringen verschickte. Eines dieser Mails sorgte für Irritation: «Ein gewisser Futtervorrat ist für die Schafe noch vorhanden», schrieb er am 2. Februar an eine Anwohnerin. Zwei Tage später stiess die Polizei auf verhungerte Tiere.

Wie weit ging das «beratende» Mandat?

«Der ehemalige Teamleiter verschickte im Februar noch Mails, weil er über den Fall Oftringen die besten Kenntnisse hatte», sagte die Amtschefin gegenüber dem Zofinger Tagblatt. Er sei aber nur noch im Stundenlohn und «beratend» tätig – und nicht mehr fürs Tagesgeschäft zuständig.

Recherchen zeigen nun, dass sich der ehemalige Teamleiter auch im Januar sehr wohl noch um wichtige operative Geschäfte gekümmert hat – also zu einem Zeitpunkt, als er seinen neuen Job schon längst angetreten hatte. So verschickte er noch am 24. Januar an einen Bauern eine dreiseitige Tierschutz-Verfügung inklusive Rechtsmittelbelehrung. Im Briefkopf taucht sein Name mit der Funktion auf, die er laut Breitenmoser seit Ende Jahr gar nicht mehr innehat: Leiter Primärproduktion/Tierschutz Nutztiere. Das Dokument trägt zudem den offiziellen Stempel des Veterinärdienstes. Bei einem anderen Kanton einen neuen Job antreten und am alten Ort in wichtiger Funktion weiterarbeiten –geht das überhaupt?

«Im Hinblick auf die Vakanz im Januar/Februar 2020 wurden die Aufgaben im Bereich Primärproduktion intern neu verteilt und im November 2019 schriftlich festgehalten», sagt Alda Breitenmoser dazu auf Nachfrage. Dem Teamleiter sei ab Anfang 2020 neben seiner beratenden Tätigkeit die Aufgabe zugekommen, «hängige Verfahren aus 2019 noch zu betreuen, respektive abzuschliessen». Es sei nicht die Regel, dass Mitarbeitende nach beendeter Anstellung noch für den Kanton tätig seien: «Aufgrund der Bedeutung dieser Aufgabe und vor dem Hintergrund der zweimonatigen Vakanz war es eine gute Variante, den Übergang in diesem Bereich zu erleichtern und aus 2019 hängige Aufträge zu betreuen.» Der Mitarbeitende habe zudem mit dem neuen Arbeitgeber geprüft, ob ein befristeter und stundenweiser Einsatz im Aargau möglich sei.

Mit Blick auf die wichtige Aufgabe und eine zweimonatige Vakanz sei dies aus ihrer Sicht eine gute Übergangslösung. Zudem verweist die Amtschefin auf die interne Analyse, die zurzeit läuft. Man kläre in diesem Zusammenhang auch «die Frage der Wahrnehmung der einzelnen Verantwortlichkeiten innerhalb des Veterinärdienstes». Den Ergebnissen dieser Analyse wolle sie nicht vorgreifen.