300 statt 65 Zimmer: Hotel Egerkingen könnte grösstes Hotel im Kanton werden

Die Hauptpavillons sollen ersetzt werden ... (Patrick Lüthy)
Die Hauptpavillons sollen ersetzt werden … (Patrick Lüthy)

Schon im letzten Oktober, als Georg Hein das Hotel Egerkingen übernahm, schien er klare Zukunftspläne im Hinterkopf zu haben. «Aus einem kleinen Hotel ein schönes zu machen, ist eine schöne Herausforderung», sagte Hein im Herbst gegenüber dieser Zeitung. Was der Hägendörfer Investor darunter versteht, zeigt sich nun im vorliegenden Gestaltungsplan. Georg Hein möchte das Hotel Egerkingen zum grössten Hotel des Kantons ausbauen.

Statt 65 Zimmer soll das ursprüngliche Motel neu rund 300 Zimmer zählen. Die bisherigen Hotel-Pavillons würden abgerissen und in voraussichtlich zwei Bauetappen durch einen winkelförmigen und einen linearen Neubau ersetzt. Vorgesehen sind zwei viergeschossige Bauten mit einem zusätzlichen Attikageschoss. Die beiden Neubauten wiederum sind durch eine lichtdurchflutete Passerelle verbunden.

Bedeutender für Kongresse und Tagungen werden

Noch sei das definitive Raumkonzept nicht vollends geklärt, heisst es im Gestaltungsplan-Bericht. Verschiedene Ausbau-Varianten sind denkbar, von welchen die Zimmerzahl und die Fläche an Seminarräumen abhängen. Offenkundig ist: Mit 1000 bis 2000 Quadratmetern Seminarräumen soll das Hotel Egerkingen zu einem noch bedeutsameren Tagungs- und Kongresszentrum werden. Dies würde dem politischen Leitbild der Gemeinde entsprechen, die sich das strategische Ziel setzt, den Hotellerie- und Seminarstandort Egerkingen zu stärken.

Entsprechend positiv steht der Gemeinderat zum Hotel-Grossprojekt. Der Rat um Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi wie auch der Kanton haben den Gestaltungsplan bereits geprüft – jetzt hat bis am 25. Mai die Bevölkerung im Mitwirkungsverfahren das Wort. Wäre Corona nicht gewesen, hätte die Gemeinde das Projekt mit dem Investor Anfang Mai an einer Infoveranstaltung präsentiert und die Mitwirkung einberufen. «Dass wir das Projekt nicht direkt der Bevölkerung vorstellen können, ist etwas unglücklich», sagt Bartholdi. Lange bevor Egerkingens Gemeindepräsidentin in die Politik ging, führte sie das Motel selbst. «Das vorliegende Projekt ist eine Rückbesinnung zum Originalgedanken des Motels», sagt Bartholdi.

In den letzten Monaten wühlte sie in alten Gemeinderatsprotokollen und stiess dabei auf das Konzept des ursprünglich Ende der 60er-Jahre geplanten Motels. Drei Gästetrakte und insgesamt knapp 160 Zimmer und ein Schwimmbad seien damals vorgesehen gewesen. Gemäss Konzept war das Motel zunächst auf den Familien-Tourismus ausgerichtet. Doch schon nach wenigen Tagen merkten die damaligen Betreiber der Speisewagengesellschaft (SSG), dass ihr Motel als Konferenz- und Seminarstandort erfolgreich sein würde. Seine ursprünglich konzipierte Grösse erlangte das Gasthaus jedoch nie: Der grössere Trakt auf dem Feld östlich des heutigen Hotels wurde ebenso wie das Bad nie erbaut.

Egerkingen im urbanen Handlungsraum

Rund fünf Jahrzehnte später will der neue Besitzer Georg Hein sprichwörtlich höher hinaus und das gut viereinhalb Mal grössere Hotel auf kompaktem Raum realisieren. Für Bartholdi ist dies ein Pluspunkt des Projekts. «Es werden keine neuen Flächen benutzt, somit findet eine Verdichtung auf dem bestehenden Areal statt.» Auch der Kanton beurteilt das Bauvorhaben mit städtischem Charakter in Egerkingen für angepasst. Gemäss Raumkonzept des Kantons Solothurn ist die Gäuer Gemeinde dem urbanen Handlungsraum zugeordnet.

Vom ursprünglichen Motel-Charakter, den das Schweizer Fernsehen in den 80er-Jahren in seiner Fernsehserie «Motel» karikierte, wird nach dem Neubau wenig übrig bleiben. Heute ist der ursprüngliche Gedanke des damaligen Motels mit Parkierungsmöglichkeiten direkt vor dem Zimmer und dazugehöriger Tankstelle ist immer noch ablesbar. Künftig verschwinden die Parkplätze in einer Tiefgarage, wobei gemäss Gestaltungsplan der ursprüngliche Motelgedanke mit kurzen Wegen vom Parkplatz bis ins Zimmer weiterverfolgt werden soll. Einzig das heutige Infrastrukturgebäude mit Restaurant und Seminar- und Kongressräumen soll bestehen bleiben und würde einen Teil des dokumentarischen «Charme» erhalten.

Den Corona-Lockdown nutzte das Hotel Egerkingen, um das Restaurant zu renovieren und auszubauen. Ursprünglich hätten die Arbeiten parallel zum Betrieb erfolgen sollen. Hein hatte bei der Übernahme angekündigt, das Hotel werde keinen einzigen Tag schliessen. Corona machte dem Hägendörfer einen Strich durch die Rechnung. Aber Hein zeigt trotz aller Widrigkeiten: Mit dem Hotel Egerkingen soll es vorwärts­gehen.