AP 22+ soll die Landwirtschaft noch grüner machen

AP 22+? Wem sagt das etwas? AP steht für Agrarpolitik – ein Steuerungsinstrument für die Vergabe von Direktbeiträgen. Sie wird vom Bundesrat regelmässig angepasst und danach vom Parlament abgesegnet. Aktuell stehen die Jahre ab 2022 an. In den Publikumsmedien hat der neu geplante Schritt (noch) keine Schlagzeilen gemacht, in der Fachpresse hingegen schon.

Eigentlich war die AP 22+ eine Vision, die angesichts der zur Volksabstimmung anstehenden Trinkwasserinitiative zu einem taktischen Instrument wurde. Eine Reaktion auf die Initiative ist zum Beispiel die Reduktion von zu viel auf den Feldern und Wiesen ausgebrachtem Stickstoff und Phosphor. Das liest sich vernünftig und unproblematisch – ist es aber nicht unbedingt.

Weshalb nicht? Stickstoff- Emissionen sollen verringert werden, indem man die pro Hektare zugelassene Anzahl Kühe (es geht vor allem um deren Gülle) von 3 auf 2,5 reduziert. In der Fachsprache sind das Grossvieheinheiten, welche sich auf Schweine und Co. umrechnen lassen. Ein Tierzüchter könnte ausweichen und Land eines auf Feldwirtschaft ausgerichteten Betriebs in seine Rechnung einfliessen lassen. Problematisch an der Sache ist, dass die Felder nicht immer dann Stickstoff benötigen, wenn die Gülle ausgebracht werden kann. Dünger aus der chemischen Fabrik ist weiterhin nötig – oft aus dem Ausland importiert. Will die AP 22+ unser Land veganer machen?

Christian Glur aus Glashütten ist Meisterlandwirt und SVP-Grossrat. Er kennt sich in der Materie aus. Er sagt: «Ja, die ganze AP 22+ besteht aus einer Vielzahl von Widersprüchen.» Somit sei es das einzig Richtige, die Botschaft – wie vom Bauernverband vorgeschlagen – zurückzuweisen. «Das Absenken der Grossvieheinheiten pro Hektare bewirkt einzig und alleine, dass in der Schweiz weniger Nutztiere gehalten werden können und das entstehende Stickstoff-Manko mit Importen aufgefüllt werden muss.» Es scheine so, als ob das links-grüne Lager im Bundesparlament unser Problem ins Ausland verlagern und in der Schweizer Bevölkerung eine heile Welt vorgaukeln wolle. «Dabei», sagt Glur, «habe wir in der Schweiz die strengsten Vorschriften – sei es beim Tier- und Gewässerschutz oder eben auch beim Ausbringen von Hofdünger.» Dies alles werde bei uns rigoros umgesetzt. Sollten die Einschränkungen noch weiter gehen, müsse sich die Schweiz von ihrer produzierenden Landwirtschaft verabschieden.

Glur und der Bauernverband sehen das Problem durchaus, wollen es aber mit technischen Mitteln lösen. Solche aber kämen in der Botschaft an die Eidgenössischen Räte nicht vor. Ein Beispiel – das man immer öfter sieht – sind Güllenfässer, welche ihren Inhalt über viele kleine Schläuche dem Boden zuleiten. Dies vermindert Ammoniak- Verluste an die Luft. Ein anderes Thema sind Nitrifikationshemmer: der Gülle zugefügte Stoffe, welche die Abgabe des Stickstoffs an die Pflanze verzögern und so das Risiko der Nitratauswaschung reduzieren. Ein weiteres Beispiel sind Abluftreinigungsanlagen für Ställe: Vor allem bei Schweinen und Hühnern können bis zu 90 Prozent des Ammoniaks aus der Abluft herausgefiltert werden.