
Verschwindet das Dorf für die SBB-Passagiere von der Landkarte? Das sagt der Gemeindepräsident dazu
Schönenwerds Gemeindepräsident Peter Hodel über die Bedeutung des Eppenbergtunnels für seine Gemeinde, die Zusammenarbeit mit den SBB und das anstehende Projekt zur Aufwertung des Bahnhofs.
Die geplante Einweihungsfeier des Eppenbergtunnels fällt wegen der Coronapandemie ins Wasser. Öffnen Sie am 13. Dezember trotzdem eine Flasche Champagner?
Peter Hodel: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht (lacht). Aber ich bedaure es sehr, dass wir für dieses Generationenbauwerk mit seiner langen Geschichte keine standesgemässe Einweihung feiern können. Schliesslich ist der Eppenbergtunnel für das gesamte Schweizer Bahnnetz unglaublich wichtig.
Nach mehr als fünf Jahren Bauzeit neigt sich das Projekt dem Ende zu. Wie haben Sie die Phase erlebt?
Ich bin überhaupt kein bauaffiner Mensch. Ich muss daher gestehen: Als das Auflagedossier für den Eppenbergtunnel auf meinem Schreibtisch lag, wurde mir angst und bange. Das war ein riesiges Dossier, das wir durchackern mussten, und teilweise führten wir auch harte Verhandlungen mit den SBB. Aber andererseits war es für mich als Laie auch sehr beeindruckend, zu sehen, wie dieser Bau abgelaufen ist. Dass aus all diesen einzelnen Baustellen am Ende ein grosses, funktionierendes Bauwerk geworden ist, ist eine grossartige Leistung.
Welche Reaktionen gab es während der Bauzeit aus der Bevölkerung?
Es gab erstaunlich wenig Reaktionen. Die SBB und die Bauunternehmungen haben einen guten Job gemacht. Sie haben die Bevölkerung von Anfang an gut informiert und ins Boot geholt. Natürlich gab es trotzdem immer mal wieder kleine Differenzen und Sorgen in der Bevölkerung. Aber das gehört dazu. Bei einem so grossen Projekt muss man gegenüber den Bauunternehmen und den SBB auch ein wenig Toleranz zeigen.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den SBB erlebt?
Da wir in Schönenwerd keinerlei Erfahrungen mit derart grossen Bauprojekten hatten, bildeten wir gemeinsam mit Gretzenbach eine Begleitgruppe. Da haben uns neutrale Fachexperten im Bereich Bau und Recht unterstützt. Das war vor allem am Anfang wichtig, als wir die Einspracheverhandlungen mit den SBB geführt haben. Je länger der Bau dann aber dauerte, umso reibungsloser lief die Zusammenarbeit mit den SBB. Mit ganz wenigen Ausnahmen gab es nie grössere Probleme.
Das klingt ziemlich harmonisch. Hand aufs Herz – hatten Sie nie schlaflose Nächte wegen des Eppenbergtunnels?
Nein, das gab es tatsächlich nie (lacht). Einerseits braucht es bei mir sehr viel, bis ich nachts nicht mehr schlafen kann, und andererseits lief der Bau gemessen an der Grösse des Projekts wirklich erstaunlich gut. Es war für mich ein absolut faszinierendes Projekt, das wir in dieser Dimension in Schönenwerd wohl nie mehr erleben werden.
Ab dem 13. Dezember ist der neue Tunnel in Betrieb. Dann fahren alle Fernverkehrszüge durch den Eppenberg und nicht mehr durch Schönenwerd. Verschwindet Schönenwerd für den durchschnittlichen Bahnpassagier jetzt von der Landkarte?
Ich glaube nicht, dass Schönenwerd deswegen verschwindet oder an Wert verliert. Die Fernverkehrszüge sind ja ohnehin einfach durchgedonnert. Natürlich haben die Pendler vielleicht «Schönenwerd» lesen können oder haben den Fashion Fish gesehen. Ich bin aber überzeugt: Der fixe Halbstundentakt im Regionalverkehr bringt uns viel mehr als die Schnellzüge.
Im Rahmen des Projekts Eppenbergtunnel wurden die Bahnhöfe Däniken und Dulliken modernisiert, der Bahnhof Schönenwerd jedoch nicht. Warum?
Das war bewusst so geplant. Wir sind seit 2012 gemeinsam mit den SBB daran, ein Anschlussprojekt zu lancieren. Und zwar wollen wir den Bahnhof und seine Umgebung aufwerten und eine sogenannte ÖV-Drehscheibe realisieren. Diese sieht vor, dass alle drei Buslinien in Schönenwerd bis an den Bahnhof fahren. Das ist ein äusserst wichtiges Projekt für uns und unseren Bahnhof, das wir so schnell wie möglich umsetzen wollen.
Welche Bedeutung hat denn der Bahnhof für Schönenwerd?
Der Bahnhof ist enorm wichtig. Und zwar nicht nur für uns, sondern auch für unsere Nachbargemeinden. Dass auch die Bevölkerung hinter dem Bahnhof steht, zeigte sich an der Gemeindeversammlung im Sommer 2019. Dort haben wir das Projekt für den neuen Bahnhof präsentiert. Obwohl dieses insgesamt 4,5 Millionen kostet, wurde der Kredit ohne Gegenstimmen durchgewinkt. Die Schönenwerderinnen und Schönenwerder wissen, dass der Bahnhof wichtig ist, um neue Leute und Geschäfte anzulocken. Ein moderner Bahnhof und gute Anbindungen an den öffentlichen Verkehr sind ein grosser Vorteil im Standortmarketing.