Jetzt definitiv: GE streicht 375 Stellen in Oberentfelden – der Konzern informierte heute Morgen die Sozialpartner

Am Montagmorgen hat General Electrics (GE) den Sozialpartnern die schlechte Nachricht überbracht: 375 Stellen werden im Standort Oberentfelden definitiv abgebaut. Das hat die AZ aus zuverlässigen Quellen erfahren. GE selber hat bisher keine Medienmitteilung verschickt.

Der Abbau der 375 Stellen ist das Ergebnis des Konsultationsverfahrens, das mittlerweile abgeschlossen ist. Im September 2020 hatte GE angekündigt, den Standort Oberentfelden aufzulösen. Davon betroffen sind 436 fest angestellte Mitarbeiter. Dazu kommen 126 Temporärangestellte. Diese Ankündigung sorgte für Empörung auch bei der Aargauer Regierung. GE hatte nämlich vorher versprochen, die Stellen in Oberentfelden nicht zu streichen, sondern an den Standort Birr zu verlagern. Davon kam GE aber ab.

Nun sind es also 375 Stellen, die wegfallen. Dass nicht alle abgebaut werden in Oberentfelden, wertet die Gewerkschaft Syna als Teilerfolg. Gemäss Syna bleiben in Oberentfelden knapp 120 Stellen erhalten, in Baden können von den 84 bedrohten Stellen rund 20 gerettet werden. In einer Mitteilung schreibt sie am Montagmittag:

«Dank dem grossen Einsatz der Beschäftigten und der Personalvertretung können rund 140 Stellen erhalten werden. Trotzdem bleibt der Zorn über die absolut verfehlte Geschäftspolitik von GE und über die Geringschätzung gegenüber dem Personal.»

Neben dem Sozialplan, der den Entlassenen zugutekommen wird, laufen gemäss Syna Diskussionen über weitere Abfederungsmassnahmen angesichts der extrem schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt wegen der Pandemie.

Die Personalvertretung und die Arbeitnehmendenorganisationen fordern von GE, dass «der Konzern die entlassenen Angestellten ausreichend absichert und bei der Jobsuche unterstützt».

Regierungsrat: «Ein herber Verlust für den Wirtschaftsstandort Aargau»

Auch der Aargauer Regierungsrat bedauert den Stellenabbau bei GE, wie er in einer Mitteilung schreibt. Er sei enttäuscht, dass der angekündigte Stellenabbau trotz grossem Einsatz des Verhandlungsteams nicht weiter verringert wurde. Einmal mehr würden für den Aargau wichtige Industrie-Arbeitsplätze ins Ausland verlagert.

Dieser grosse Stellenabbau sei ein herber Verlust und ein erneuter Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Aargau, heisst es weiter. Der Regierungsrat erwarte, dass GE seine mehrfachen früheren Versprechen einlöst und an den Standorten Oberentfelden und Birr in zukunftsweisende Technologien investiert. «Ich bedaure diesen grossen Verlust an Arbeitsplätzen sehr», erklärte Regierungsrat Dieter Egli, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres. Positiv zu werten sei, dass General Electric am Standort Oberentfelden festhält, meint Egli weiter. Dort soll unter anderem ein globales Kompetenzzentrum für Module von Windkraftwerken aufgebaut und das hervorragende Know-how vor Ort weiterentwickelt werden. Egli sagt aber auch deutlich:

«Ich fordere GE auf, die Standorte Oberentfelden und Birr, an denen engagierte Mitarbeitende tätig sind, zu erhalten und mittelfristig auszubauen.»

Er nehme zur Kenntnis, dass die Firma GE ihre soziale Verantwortung als Arbeitgeberin wahrnehmen will, lässt sich der Regierungsrat weiter verlauten. Er erwarte, dass GE alles daransetzt, soziale Härtefälle zu vermeiden und dass im Einzelfall grosszügige Lösungen getroffen werden. Oberstes Ziel müsse es sein, für möglichst viele der vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden neue Arbeitsplätze zu finden. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit stehe zu diesem Zweck in engem Kontakt mit den Verantwortlichen von GE und werde die vom Abbau betroffenen Mitarbeitenden bei der Stellensuche unterstützen.

SP Aargau: «Verantwortungsloses Verhalten und kopfloses Handeln»

Die SP Aargau reagiert empört auf den Stellenabbau. In einer Mitteilung fordert sie GE auf, endlich Verantwortung zu übernehmen. Gabriela Suter, Präsidentin der SP Kanton Aargau, führt aus: «Es ist die Verantwortung von GE, diese Menschen in der Übergangsphase zu einer neuen Anstellung mit einem Sozialplan und weiteren Abfederungsmassnahmen zu unterstützen.» Die SP fordert ausserdem die Politik zum Handeln auf. Es brauche sowohl vom Bund als auch vom Kanton eine langfristige Standort- und Industriepolitik.