Vor 50 Jahren gegründet: Der Grundwasserverband feiert Geburtstag

«Wasser ist das wichtigste Nahrungsmittel, der sorgsame Umgang mit der natürlichen Ressource daher oberstes Gebot.» Das schreibt Rolf Walser, Aarburger Gemeinderat und Grossrat, in seiner Funktion als Präsident des Grundwasserverbands Wiggertal in der Einleitung der Festschrift des Verbands. Dieser feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag.

Gegründet wurde er zu Beginn des Jahres 1971 in einem zweiten Anlauf als nachfolgende Organisation einer damaligen Arbeitsgruppe der Regionalplanung. Die Aufgaben des Verbandes seien anhaltend anspruchsvoll, heisst es in der Festschrift. «Mit dem hohen Bevölkerungswachstum und der immer dichteren Besiedlung wird das Ausscheiden der notwendigen Schutzzonen zunehmend schwieriger», hält Rolf Walser fest. «Die Klimaerwärmung ist Realität.» Einerseits müsse der Hochwasserschutz vielerorts verstärkt werden. Andererseits fallen die in kurzer Abfolge wiederholt auftretenden trockenen Sommer auf. Belastet werde der Wiggertaler Grundwasserstrom, der Hägeler, auch durch die intensive Nutzung der Böden durch die Landwirtschaft. Dieses Problem habe es auch in Vergangenheit schon gegeben.

Von Chlorothalonil bis zu Versickerungsanlagen

Auf die bewegte Grundwasser-­Vergangenheit des Wiggertals – Stichworte sind sinkende Grundwasserstände, Versickerungsanlagen, Autobahnbau, Nitrat oder Chlorothalonil – blickt auch die Festschrift zurück. Pestizid-Initiative, Trinkwasser-Initiative, Chlorothalonil-Metaboliten: Das Grundwasser war in den letzten Jahren oft im Gespräch und auch in der Öffentlichkeit ein grosses Thema. Und mit den Dürrephasen in einigen vergangenen Sommern war auch der Grundwasserstand stets ein grosses Thema. «War früher also alles besser? Mitnichten – die Geschichte wiederholt sich. Wasserverschmutzung, sinkender Grundwasserstand, Bauprojekte – dies sind alles Themen, welche die Agenda des Grundwasserverbands Wiggertal bereits die letzten 50 Jahre dominiert hatten», heisst es in einer Mitteilung des Verbands. Thema sind weiter diverse Bauprojekte. «Zum einen wurden gleich mehrere Anläufe benötigt, ehe man – wenn auch nur für kurze Zeit – eine Versickerungsanlage gebaut hatte, um dem Grundwasserspiegel etwas unter die Arme zu greifen», heisst es. Aber auch Notpumpwerke hätten in der Region aus dem Boden gestampft werden müssen, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. «Natürlich gab es in den vergangenen 50 Jahren noch diverse weitere Herausforderungen, mit denen der GVW zu kämpfen hatte», heisst es in der Festschrift. «Da war der Toluolunfall bei Ringier (1974), die Thematik rund um die Schutzzone Paradiesli (1980 bis 1985) oder die Überwachung der Wasserqualität um die Keh­richtdeponie in Oftringen (1976). Das Grundwasser im Wiggertal hatte wahrlich einiges um die Ohren.»

Die Jubiläumsschrift kann direkt beim Empfang der StWZ Energie AG in Zofingen bezogen werden. Ausserdem wird sie auf der Homepage von StWZ zur Verfügung gestellt.

Paul Marbach (l.), Geschäftsführer, und Präsident Rolf Walser. Bild: jam
Paul Marbach (l.), Geschäftsführer, und Präsident Rolf Walser. Bild: jam

 

«Die Versorgung muss regional gelöst werden»

 

Rolf Walser und Paul Marbach, Sie beide bilden die Spitze des Grundwasserverbands Wiggertal. Wie mögen Sie Wasser am liebsten?

Paul Marbach: In verschiedenen Arten, tagsüber gerne mit Kohlensäure versetzt. Wenns zu einem Essen ein Glas Wein gibt, dann nehme ich lieber stilles Wasser dazu.

Rolf Walser: Am liebsten frisch ab Hahnen. Gerne aber auch mit Kohlensäure. Und mit Wasser kann man einige tolle Sachen produzieren. Diesen bin ich auch nicht abgeneigt.

Was schätzen Sie am Grundwasser im Wiggertal?

Walser: Es ist ein riesiges Privileg, dass wir den mächtigen Grundwasserstrom Hägeler haben. Wir erhalten gutes Trinkwasser, und das ohne grossen technischen Aufwand.

Marbach: Das Wasser aus unserem Grundwasser müssen wir nicht einmal aufbereiten. Ganz im Gegensatz beispielsweise zu Seewasser. Wir haben eine natürliche Wasserleitung vom Napf bis Aarburg.

Wie steht es um das Grundwasser in unserer Region?

Marbach: Es ist bedenkenlos trinkbar. Allerdings müssen wir Nitrat und die Abbauprodukte von Pestiziden gut im Auge behalten.

Walser: Die Qualität ist etwa gleich gut wie anderswo. Allerdings finde ich, dass wir teilweise etwas sorglos mit dem Wasser umgehen. Die Zivilisation hinterlässt einige Spuren. Klar: Indem man die Messungen verfeinert hat, entdeckt man jetzt auch mehr Verunreinigungen. Aber: Hier müssen wir unsere Verantwortung wahrnehmen.

Marbach: In diesem Bereich sind wir künftig gefordert. Mit einem Monitoring schauen wir, wie sich der Anteil an Rückständen verändert.

Der Grundwasserverband feiert 50 Jahre. Warum braucht es ihn überhaupt?

Walser: Der Zweck ist noch nicht erfüllt. Das Ziel ist es, für eine umsichtige Nutzung des Grundwasserstroms Hägeler und der Quellen zu sorgen. Zudem gelingt es uns immer wieder, die verschiedenen Player an einen Tisch zu holen. Auch im Bereich Wasserversorgung gilt: Wir müssen die Kräfte bündeln und Synergien nutzen.

Marbach: Den Verband braucht es für den Austausch. In Trockenzeiten wie im Jahr 2018 brauchte es Absprachen. Gemeinsam mit den Gemeinden haben wir auch das Eskalationsmodell erarbeitet. Es legt fest, bei welchem Pegelstand die Gemeinden zum Wassersparen aufrufen und andere Massnahmen ergreifen müssen. Ohne Verband wäre es schwierig geworden, diese Einigkeit zu finden.

Was muss zwingend angegangen werden, um die Wasserversorgung im Wiggertal sicherzustellen?

Walser: Es ist sinnlos, wenn jede Gemeinde ihre eigenen Anlagen baut. Für mich ist ganz klar: Die Versorgung muss regional gelöst werden. Mit einer Verbindung der Leitungen von Olten und Aarburg könnten wir zusätzlich vom Aare- und Dünnernstrom profitieren. Wichtig ist auch, dass wir den Grundwasserschutzzonen Sorge tragen, der Natur nicht reinpfuschen und das Ökosystem intakt lassen.

Marbach: In der Schweiz muss niemand verdursten. Die Frage ist aber, ob wir die aktuelle Qualität des Wassers beibehalten können. Mit einem geschickten Grundwassermanagement in unserer Region – heisst mit einem grösseren Verbund – können wir weiterhin eine gute und effiziente Versorgung bieten und vor allem auch auf Ereignisse besser reagieren.