Schalterschluss in fünf Gemeinde-Arbeitsämtern: Arbeitslose müssen nun nach Sursee

Ende März ist in fünf Gemeinde-Arbeitsämtern der Region für immer Schalterschluss: Konkret betrifft dies Pfaffnau, Rogg­liswil, Dagmersellen, Nebikon und Altishofen. Der Grund: In der ganzen Schweiz haben die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) von den Gemeinden die Aufgaben der Arbeitsämter übernommen.

Stellensuchende müssen sich künftig ausschliesslich ans RAV Sursee wenden. Bisher hatten die Gemeinden Personen ohne Erwerb bei der Erstanmeldung und administrativen Arbeiten unterstützt. Die Beratung der Stellensuchenden sowie die Berechnung und Auszahlung der Arbeitslosentaggelder lag aber bisher schon im Zuständigkeitsbereich des RAV und der Arbeitslosenkassen.

Die Änderung ist eine Folge der Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG) des Bundes. In der Vernehmlassung vor zwei Jahren wehrte sich der Kanton Luzern gegen die Auflösung der Gemeindearbeitsämter – ohne Erfolg. Nun haben die Gemeinden bis Ende Jahr Zeit, ihr Arbeitsamt aufzulösen.

Was meinen die Gemeindevertreter zur Änderung?

Sandra Cellarius, Gemeindepräsidentin von Pfaffnau (FDP), bedauert diesen Schritt zwar einerseits, weil sie Bürgerinnen und Bürgern umfassende Dienstleistungen anbieten möchte. Andererseits sagt sie: «Die System­änderung hat sich in anderen Kantonen bereits bewährt.» Wichtig sei, dass die Gemeinden mit anonymisierten statistischen Daten bedient würden, da ihnen entsprechende Informationen künftig fehlten.

In der Verwaltung der Gemeinde Pfaffnau war bisher Gemeindeschreiber-Substitutin Livia Bättig für den Aufgabenbereich zuständig. Die Tätigkeit machte einen geringen Anteil im einstelligen Prozentbereich aus, erklärt sie auf Anfrage. Die Auflösung hat folglich keine grossen Auswirkungen auf ihren Job beziehungsweise ihr Pensum. Sie begrüsst die Umstellung ebenfalls. «Künftig wird die Anmeldung zur Arbeitsvermittlung von den Betroffenen online ausgefüllt werden können, was sicher ein zeitgemässer Schritt ist», sagt Bättig.

«Man kann das Rad nicht zurückdrehen»

Ebenfalls aufgelöst wird das Gemeindearbeitsamt in Altishofen. Gemeindeschreiber Stefan Mehr sagt auf Anfrage: «Ich denke, man kann das Rad der fortschreitenden Digitalisierung und deren gesellschaftliche Auswirkungen nicht zurückdrehen.» Natürlich gingen einerseits persönliche Kontakte zwischen Gemeindeverwaltung und den Einwohnerinnen und Einwohnern verloren.

Andererseits könne es für den Einzelnen ein Vorteil sein, da er einen Behördengang weniger habe und die Anmeldung elektronisch erfassen könne. «Da wir in der Gemeinde Altishofen nicht sehr viele Arbeitslose haben, handelt es sich um eine marginale Nebenaufgabe der Gemeindeverwaltung.»

Die Gemeinde Reiden kann bei Pensen sparen

In Reiden wurde das Arbeitsamt der Gemeinde bereits per Januar 2021 aufgelöst. «Seit dem ersten Januar verzeichnen wird dadurch sicherlich deutlich weniger Telefon- und Schalterkontakte», sagt Gemeindeschreiber Lukas Liem. «Mit dem Wegfall dieser Dienstleistung auf Gemeindeebene geht erneut ein gewisses Stück an Bürgernähe verloren. Jedoch ist das wohl eine der Auswirkungen, welche die zunehmende Digitalisierung und Zentralisierung eben mit sich bringen. Dieser Prozess ist ja seit einigen Jahren im Gang und wird punktuell weiter fortschreiten.» Der erwartetete Wegfall dieser Dienstleistung führte im Budget 2021 der Gemeinde Reiden insgesamt zu einer Pensenreduktion von 30 Prozent. Reiden registrierte letztes Jahr durchschnittlich 102 Arbeitslose.

Wikon löst das Arbeitsamt erst im Herbst auf

Wikon wiederum wird das Arbeitsamt erst im Herbst dieses Jahres auflösen. «Damit können wir das Angebot während der Pandemiezeit noch vor Ort anbieten», sagt Gemeindepräsidentin Michaela Tschuor (CVP). «Aus der Perspektive, dass der Wegfall den Kontakt zwischen Verwaltung und Bevölkerung noch mehr minimiert, ist es schon bedauerlich. Als Gemeindepräsidentin sehe ich aber auch die Chance der schlankeren Verwaltungswege und der Effizienzsteigerung. Im Ergebnis sollten also sowohl Bevölkerung als auch Verwaltung von der Auslagerung profitieren.»

Die Arbeitslosenkasse des Kantons Luzern, zu der auch das RAV gehört, schreibt in einer Stellungnahme, dass sie alles daransetze, die Dienstleistungen in der gleichen Qualität weiterzuführen. «Einige Abläufe werden effizienter, da die Anmeldung systemtechnisch erfolgen kann und die Übermittlungszeit zwischen Gemeinde, RAV und Arbeitslosenkasse wegfällt.» Jedoch bedürfe es von der stellensuchenden Person mehr Eigeninitiative, sei es, sich auf das elektronische Medium einzulassen «sowie die Antragsformulare für die Arbeitslosenentschädigung der Arbeitslosenkassen vollständig und richtig auszufüllen».

Siehe auch wira.was-luzern.ch