
Zofinger Studentin kämpft gegen die Vergeudung von Essen
Laut dem Verein «foodwaste.ch» geht im Schnitt in der Schweiz jedes dritte Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren oder wird verschwendet. Das entspricht 330 Kilogramm an Esswaren pro Person und Jahr, die statt im Magen im Müll landen.
«Ich bin noch immer geschockt», sagt Eliane Ruesch (25) über diesen Fakt. Die Zofingerin studiert an der Universität Luzern Gesellschafts- undKommunikationswissenschaften und hat im Rahmen eines Forschungsseminars mit anderen Master-Studentinnen und -Studenten ein Buch herausgegeben mit dem Titel «Wenn Food Waste sichtbar wird». Die Studierenden haben erforscht, wie unsere Gesellschaft mit Lebensmittelabfällen umgeht, und daraus einen Sammelband kreiert. Finanziert wurde das Buch über die Universität, aber auch über Stiftungen. Die Rechte gehören dem transcript Verlag, weshalb die Studierenden keinen Anteil am Erlös erhalten. «Wir haben ein Exemplar zugeschickt bekommen und erhalten, falls wir Bücher bestellen möchten, einen Rabatt», sagt Eliane Ruesch und blickt stolz auf das Buch in ihren Händen.
Die Buchpublikation war nicht von Anfang an das Ziel
Das Kapitel von Eliane Ruesch trägt den Namen «Plattform versus Lebensmitteltafel. Wie die Plattform die Verteilung von Lebensmittelüberschüssen verändert». Dabei sei ihr gegen Ende ihrer Arbeit eine zentrale Frage in den Sinn gekommen: «Das Ziel ist es ja, die Menge an Essensresten zu reduzieren. Stehen die wohltätigen Tafeln und die Online-Plattformen dannin einer Konkurrenz?», fragtRuesch in den Raum. Es sei bedenklich, dass ein digitaler Markt für etwas entstehe, das eigentlich gar nicht sein dürfte.
Zuerst sei Ruesch zurückhaltend bis skeptisch gegenüber dem Projekt gewesen: «Am Anfang dachte ich Nein, da mache ich nicht mit. Das ist doch zu aufwändig», erzählt sie und lacht. Doch dann wurde ihr klar, dass nicht viele Studierende die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeiten zu publizieren. Ausserdem lobt sie die Dozentin des Seminars in hohen Tönen: «Ohne Nadine Arnold wäre das nicht zustande gekommen. Sie hat uns stets ermutigt, ohne uns überreden zu wollen.» Es sei nicht von Anfang an das Ziel gewesen, ein Buch zu publizieren: «Es entstand eine gute Dynamik, wir motivierten uns immer wieder gegenseitig und daseine führte zum anderen», so Ruesch, die voraussichtlich im Sommer 2022 ihren Master abschliesst.
Für Eliane Ruesch, die regional stark verwurzelt ist und in Zofingen zur Schule ging, habe sich das Leben aufgrund des Projektes nicht komplett verändert. «Ich komme aus einem Haushalt, in dem auf Resteverwertung viel Wert gelegt wurde», erzählt sie. Auch jetzt, in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung mit ihrem Partner, sei das Thema weiterhin wichtig. «Wir haben nie etwas Abgelaufenes im Kühlschrank», so Ruesch. Auch die App «Too Good To Go» benutzen sie in der Regel alle zwei Wochen und retten so Lebensmittel vor dem Abfall.
Es sei schön, wenn das Thema in den Medien aufgegriffen werde, aber: «Es müssen sich alle selber an der Nase nehmen.» Der Verein «foodwaste.ch» empfiehlt unter anderem, nicht mehr einzukaufen als benötigt, Lebensmittel korrekt zu lagern und die Produkte nicht anhand des Mindesthaltbarkeitsdatums zu beurteilen, sondern mit den eigenen Sinnen.