Plötzlich nicht mehr auf der Liste – Stiftungsleiter kritisiert Priorisierung der Aargauer Covid-Impfkampagne

Die Covid-Impfungen in den Pflegeheimen sind demnächst abgeschlossen. Danach fahren die mobilen Impfteams Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen an. Dort werden jene Menschen geimpft, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen zur Zielgruppe 1 gehören.

Auch Klientinnen und Klienten sowie Mitarbeitende der Stiftung Zeka, den Zentren für Körperbehinderte Aargau, gehören zur Zielgruppe 1. Am 31. Dezember 2020 liess der Kanton Stiftungsleiter Ueli Speich wissen, dass die Zeka – zusammen mit vier weiteren Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen – zu den ersten gehört, die mit Impfstoff bedient werden sollen. Speich freute sich und rechnete damit, dass der Kanton an der Priorisierung festhalten und Anfang Jahr mit dem Impfen beginnen würde.

Piloteinrichtung stand nicht auf der Prioritätenliste

Am 14. Januar reichte Zeka alle Unterlagen beim Kanton ein. Am 4. Februar erkundigte sich Speich, wie es um die Priorisierung der Einrichtungen beim Impfen stehe und wann Zeka an der Reihe sei. Am 9. Februar hakte er nach.

Inzwischen hatte die Lokalzeitung «Die Botschaft» berichtet, dass im Arbeits- und Wohnzentrum (AWZ) in Kleindöttingen 120 Personen erfolgreich gegen Covid-19 geimpft worden waren. Speich ärgerte sich, zumal das AWZ in der Mail vom 31. Dezember nicht auf der Prioritätenliste stand.

Zeka steht plötzlich nicht mehr auf der Liste

Am 10. Februar verschickte die Abteilung Sonderschulen, Heime und Werkstätten – die zum Departement Bildung, Kultur und Sport gehört – ein Update zu den Impfungen. Darin waren unter anderem die nächsten sieben Piloteinrichtungen aufgeführt. In diesen sollten die Erstimpfungen zwischen dem 15. und 26. März durchgeführt werden. Zeka war nicht mehr darunter. Ueli Speich sagt:

«Ich konnte mir nicht erklären, warum Zeka zurückgestuft und plötzlich nicht mehr prioritär behandelt wurde und wir bis Mai warten sollten.»

Er intervenierte deshalb erneut beim Kanton. Inzwischen konnte er erreichen, dass der Bereich Erwachsene von Zeka doch noch vorgezogen geimpft werden soll.

Wann genau das mobile Impfteam vorbeikommt, weiss er allerdings bis heute nicht. Diese Situation sei sowohl für die Klientinnen und Klienten als auch für die Mitarbeitenden und die Leitung «sehr unbefriedigend», sagt Speich.

«Uns kostet dieses Hin und Her viel Zeit und Nerven.»

Das Gesundheitsdepartement teilt mit, bei einer flexiblen Planung komme es immer wieder vor, dass Änderungen vorgenommen werden müssten. Man sei sich bewusst, dass angesichts der logistischen Herausforderungen bei den mobilen Impfteams und des noch immer knappen Impfstoffs nie alle Bedürfnisse gleichermassen berücksichtigt werden könnten.

Zielgruppe 1 wird «in den nächsten Wochen» geimpft

Die kantonale Impfkampagne unter der Leitung von Andreas Obrecht entscheide, welche Institution wann an der Reihe sei. «Es gab in diesem Sinn auch keine Zurückstufung», hält das Gesundheitsdepartement fest.

«Auch bei der Stiftung Zeka werden Personen, die in die Zielgruppe 1 gehören, prioritär geimpft.»

Zum Zeitplan macht das Gesundheitsdepartement keine Angaben. Personen, die zur Zielgruppe 1 gehören, und das Personal mit direktem Patientenkontakt würden «in den nächsten Wochen» geimpft.

Regelmässige Speicheltests an der Zeka-Schule

Am Freitag hat der Kanton ausserdem informiert, in welchen Pilotinstitutionen im März regelmässige Speicheltests stattfinden. Neben der Kanti Zofingen, der Kreisschule Aargau Süd (Oberstufe) und dem Regionalen Pflegezentrum gehört auch Zeka zu den Pilotinstitutionen.

Zeka-Leiter Speich hat am Dienstag das Konzept für die flächendeckenden Tests bei Kindern und Jugendlichen beim Kanton eingereicht.

Heute finden die ersten Probetests an der Zeka-Schule in Baden-Dättwil statt. Ab nächster Woche wird dann in Baden immer am Dienstag getestet. Speich sagt:

«Durch die regelmässigen Tests entsteht eine zusätzliche Sicherheit.»

Zumindest bei den Kindern und Jugendlichen. Bei den Erwachsenen muss Zeka auf regelmässige Tests verzichten. «Zusammen mit medizinischen Fachpersonen sind wir nach Vorliegen des Testhandlings zum Schluss gekommen, dass die mit den Tests verbundenen Risiken und der Aufwand in keinem Verhältnis zur zusätzlich gewonnenen Sicherheit stehen», sagt Speich.

Spucktests sind für viele Klientinnen eine zu grosse Herausforderung

Ein erheblicher Teil der Personen sei aus medizinischen Gründen nicht in der Lage, am Testverfahren teilzunehmen beziehungsweise genügend Speichel zu entwickeln. Aus motorischen Gründen stelle das Spülen des Mundes für einen beträchtlichen Teil der Klientinnen eine sehr hohe oder zu hohe Herausforderung dar.

Ein grosser Teil sei zudem bei der Testabgabe auf unmittelbare, nahe Assistenz durch Mitarbeitende angewiesen. Dabei entstünden insbesondere für die assistierenden Mitarbeitenden Risiken, sagt Speich. «Das zeigt auch, dass wir bei Erwachsenen weiterhin dringend darauf angewiesen sind, dass so rasch wie möglich geimpft wird.»