Die Wiggertalstrasse gibt es im Optimalfall zum Schnäppchenpreis

Wie im Vorfeld der Informationsveranstaltung am Dienstagabend zur dritten Etappe der Wiggertalstrasse erwartet werden konnte, kam es im Anschluss zu einer lebhaften Diskussion. Besonders die Situation rund um der Autobahnanschluss Rothrist und die drei Kreisel, insbesondere dem Ibis-Kreisel, in der Rishalden – die eigentlich nicht Teil des Projektes sind – gab zu reden. Wie Marcel Siegrist, Projektleiter der Abteilung Tiefbau des Departements Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, erklärte, ist das Astra deswegen an einer Machbarkeitsstudie. «Das Ganze ist ein Gesamtpaket, an dem der Kanton seit dem Jahr 2000 arbeitet», so Siegrist. Die Nationalstrassen gehörten damals in das Aufgabengebiet der Kantone.
Neben der Wiggertalstrasse und dem Autobahnanschluss Rothrist musste immer auch der geplante neue Aareübergang miteinbezogen werden. Mehrfach wurde das Timing der beiden Projekte, welches für die Anwesenden nicht ersichtlich schien, bemängelt. Votanten forderten, dass die Wiggertalstrasse erst gebaut werden soll, wenn das Astra mit den Kreiseln und dem Autobahnzubringer fertig ist. «Sonst zäumen wir das Pferd vom Schwanz her auf», wie einer anmerkte.

«Was vielleicht an der Infoveranstaltung zu wenig zur Sprache kam: Wenn der Bund nicht wie von uns gewünscht beim Gesamtprojekt ‹Autobahnanschluss Rothrist mit Knoten Ibis› die weiteren Planungsschritte einleitet, könnten beim Ibis-Kreisel mit einem kantonalen Projekt Sofortmassnahmen realisiert werden», erklärt Marcel Siegrist auf Nachfrage. Da der Ibis-Kreisel auf kantonalem Gebiet liegt, sei dies möglich. Der «Knoten Ibis» würde dann umgebaut werden. Mit einem Bypass, zusätzlichen Fahrspuren und einem Verkehrsmanagement bliebe der Kreisel leistungsfähig und könnte auch den neuen, zusätzlichen Verkehr der Wiggertalstrasse aufnehmen. Das Ganze wäre allerdings nur eine Übergangslösung, bis der Bund, beziehungsweise das Astra, mit der Gesamtplanung bereit wäre. «Natürlich würden wir versuchen, ein Provisorium so zu errichten, dass möglichst viele der Bauteile auch für das Gesamtsystem verwendet werden könnten», sagt Marcel Siegrist. «Dass das dann so klappt, ist aber schwer, Mehrkosten wären nicht zu vermeiden», fügt er an. Er hofft, dass sich das Astra auf Druck der Gemeinde hin an den Fahrplan hält.

Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die Finanzen des Vorhabens. An die Gemeindeversammlung kommt das Projekt mit einem Betrag von 10,724 Millionen Franken. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich die tatsächlichen Kosten «nur» auf 6,1 Millionen belaufen – Geldern aus der dritten Generation des Agglomerationsprogramms des Bundes und einem neuen Verteilschlüssel, der mit der Revision des Aargauischen Strassengesetzes per 2022 kommen soll, sei Dank. Auch wenn das Projekt abgelehnt werden sollte, kommen in den nächsten zehn Jahren Kosten von rund 4,1 Millionen Franken auf die Gemeinde zu. Denn dann müsste die Bernstrasse, welche sonst mit flankierenden Massnahmen und einem Flüsterbelag ausgestattet werden würde, ohnehin komplett saniert werden. Für einen Aufpreis von 2 Millionen erhält die Gemeinde also im Optimalfall neben einer sanierten Bernstrasse eine Umfahrungsstrasse und eine verkehrsberuhigte Kernzone.

Das ist aber nur möglich, wenn der Baustart vor 2025 erfolgt. Ansonsten würden keine Gelder aus dem Agglomerationsprogramm fliessen. Diesbezüglich wollte ein Votant wissen, was denn geschehe, wenn es Einsprachen – etwa bis vor Bundesgericht – gegen das Projekt gibt. Den Einwand, dass für die Beseitigung möglicher Einsprachen in der Projektierung bereits ein Jahr eingeplant und noch genügend Zeitreserve für einen Baustart bis 2025 vorhanden sei, wollte er nicht gelten lassen. «Ich denke dabei etwa an das Fussballstadion in Aarau, wie lange genau wird dort bereits diskutiert?»

Eine definitive Antwort auf seine erste Frage erhielt er nicht. Klar ist nur, dass der Bund erst Gelder spricht, wenn alle Einsprachen aus dem Weg geräumt sind. Sollte dies nach 2025 geschehen, könnten vielleicht doch Gelder fliessen. «Manchmal genügt es, den guten Willen zu zeigen und nicht bis zur letzten Sekunde zuzuwarten», sagte Marcel Siegrist dazu. Der ­Gemeinderat will nun an der ausserordentlichen Einwohnergemeindeversammlung vom
4. März eine Antwort darauf ­geben können.

Die aktuelle Situation an der Wiggerbrücke. Bild: Flury AG
Die aktuelle Situation an der Wiggerbrücke. Bild: Flury AG