Was Sie zum aktuellen Impfstand im Aargau wissen müssen: die 16 wichtigsten Fragen und Antworten

Zwei Piks im Abstand von drei Wochen sind der Ausweg aus der Pandemie. Je mehr Menschen gegen Covid-19 geimpft sind, desto realistischer wird es, dass wir wieder auswärts essen oder unbeschwert Freundinnen und Freunde treffen können. Seit dem 5. Januar wird im Aargau geimpft. Seit dem 18. Januar können sich Aargauerinnen und Aargauer online für die Impfung registrieren.

1. Wie viele Personen haben sich bisher für einen Impftermin registriert?

Bis am 17. Februar haben sich im Kanton Aargau gemäss Gesundheitsdepartement 75’200 Personen online registriert. Dazu kommen noch Personen in Pflegeheimen sowie gewisse Gruppen des Gesundheitspersonals, die nicht erfasst sind.

2. Haben sich vor allem Personen registriert, die über 75 Jahre alt sind und zur Risikogruppe gehören?

Dazu kann das Gesundheitsdepartement noch keine Aussagen machen. Es ist aber eine detaillierte Auswertung geplant, um herauszufinden, wie viele Personen aus welcher Zielgruppe sich registriert haben, und wie viele von ihnen auf einen Impftermin warten.

3. Wenn ich nicht zur Risikogruppe gehöre, dauert es noch länger, bis ich an der Reihe bin. Soll ich mich trotzdem schon registrieren?

Ja. Impfchef Andreas Obrecht ist froh um jede Person, die sich bereits jetzt registriert. «Das gibt uns Planbarkeit», sagt er. Registrieren kann man sich für einen Termin an einem der Impfzentren.

Es ist auch möglich, mehrere Standorte auszuwählen. Wer sich registriert hat, erhält eine SMS als Bestätigung. Sobald ein Termin verfügbar ist, kommt eine weitere SMS. Weil der Impfstoff knapp ist, kann das mehrere Wochen oder sogar Monate dauern.

4. Wie können sich Personen ohne Handy oder Internetanschluss registrieren?

Eine Anmeldung per Telefon ist nicht möglich. Wenn jemand aus ihrem Umfeld ein Handy hat, kann die SMS aber auch auf dieses Mobiltelefon geschickt werden. Personen ohne Internetzugang und Handy erhalten in den Aargauer Apotheken Unterstützung bei der Registrierung.

5. Warum ist im Aargau eine Impfung in der Hausarztpraxis noch nicht möglich?

Ursprünglich war geplant, dass Hausärztinnen im März mit Impfen starten. Nun rechnet das Gesundheitsdepartement mit einem Start im Mai. Der Impfstart verzögert sich, weil weniger Impfdosen geliefert werden können, als ursprünglich in Aussicht gestellt wurden, und sich die Zulassung weiterer Impfstoffe verzögert.

6. Wo kann ich mich im Aargau impfen lassen?

Im Moment sind sechs Impfzentren in Aarau, Baden, Windisch, Muri, Rheinfelden und Zofingen in Betrieb.

 

7. Wie viele Dosen werden pro Woche verimpft?

In den letzten sieben Tagen haben 7265 Personen eine Impfung erhalten. Die Kapazitäten der bisher eröffneten Impfzentren sind damit bei weitem nicht ausgeschöpft. In Zofingen und Muri könnten bis zu 2000 Personen pro Woche geimpft werden, in Rheinfelden bis zu 4800 Personen und in den drei Impfzentren der Kantonsspitäler in Baden, Aarau und Windisch zusammen sogar über 12’000 Personen. Aber es hat zu wenig Impfstoff, um die Impfzentren auf Volllast laufen zu lassen.

 

8. Warum werden neue Impfzentren eröffnet, obwohl der Impfstoff knapp ist und die Zentren gar nicht auf Volllast laufen können?

Das Gesundheitsdepartement will sicherstellen, dass die besonders gefährdeten Personen und älteren Menschen rasch und sicher zu ihrer Impfung kommen. Dazu gehöre auch, dass alle Regionen des Kantons einen Zugang zu einem Impfzentrum haben. Der schrittweise Ausbau der Kapazitäten sei auch sinnvoll, da so Lerneffekte entstehen und Verbesserungen rasch umgesetzt werden können.

9. Wo steht der Aargau beim Impfen im Vergleich mit anderen Kantonen?

Seit Beginn der Impfkampagne belegt der Aargau im interkantonalen Vergleich jeweils einen der hinteren Plätze und wird deshalb immer wieder als «Trödel-Kanton» bezeichnet.

Es gibt Kantone, die einen Grossteil der gelieferten Impfdosen bereits verabreicht haben. Der Aargau hingegen hat von den bisher gelieferten 67’800 Impfdosen erst 40’048 verimpft. Das entspricht 59 Prozent (Stand Mittwoch). 8355 Personen haben bereits die zweite Impfdosis erhalten.

10. Ist es Teil der Aargauer Strategie, langsam zu impfen?

Es ist ein bewusster Entscheid. Der Aargau verimpft nicht möglichst rasch alle verfügbaren Impfdosen, sondern reserviert jene für die Zweitimpfung. Impfchef Andreas Obrecht sagt:

«Nur so können wir gewährleisten, dass die Zweitimpfungen sichergestellt sind und gleichzeitig jede Woche noch immer Erstimpfungen stattfinden können.»

Einige Kantone, die im interkantonalen Vergleich jeweils weit vorne erscheinen, würden momentan praktisch keine Erstimpfungen mehr durchführen, sagt Obrecht. Gewisse Kantone mussten auch andere um Impfdosen anfragen, weil sie nicht mehr genug Impfstoff für die Zweitimpfungen hatten.

Dass der Aargau weniger schnell ist als andere Kantone, hängt weiter damit zusammen, dass in der Impfstrategie die 106 Pflegeheime priorisiert wurden. Die Impfung mit den mobilen Teams in den Pflegeheimen dauert länger als eine zentralisierte Impfung in Impfzentren.

11. Wie weit fortgeschritten ist die Impfung in den Pflegeheimen?

Am Donnerstag wurden die Erstimpfungen in den 106 Pflegeheimen abgeschlossen. Es wurden insgesamt 9700 Impfdosen verabreicht. Geimpft wurden neben den Bewohnerinnen und Bewohnern auch die Pflegefachpersonen.

Die zweite Dosis wird jeweils drei Wochen später verimpft. Knapp 2700 Personen in den Pflegeheimen sind bereits zweimal geimpft worden. Bis am 11. März soll – mit einer Ausnahme – die Impfung in den Pflegeheimen abgeschlossen sein.

12. Wie steht es um die Impfwilligkeit der Pflegeheimbewohner?

In den Aargauer Pflegeheimen leben ungefähr 6700 Menschen. Das Gesundheitsdepartement spricht von einer «hohen Impfwilligkeit». Genauere Zahlen kann Impfchef Obrecht auf Anfrage nicht nennen. Diese würden nicht erhoben. Er hält aber fest: «Die Impfwilligkeit ist sicher höher als bei der Grippeimpfung.»

13. Wie geht es mit den mobilen Impfteams weiter, wenn alle Pflegeheimbewohnerinnen geimpft sind?

Die mobilen Impfteams fahren anschliessend insbesondere Institutionen für Menschen mit Behinderung an. Dort werden aber erst jene Menschen geimpft, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen in die Zielgruppe 1 gehören.

14. Wann wird wieder Impfstoff geliefert?

Das Bundesamt für Gesundheit rechnet erst im Mai und Juni mit grösseren Liefermengen. Und dies nur, wenn weitere Impfstoffe bis dann zugelassen sind und wie vorgesehen geliefert werden. Der Impfstoff wird also auch in den nächsten Monaten nicht im Überfluss vorhanden sein.

15. Wie realistisch ist es angesichts der Lieferengpässe, dass bis im Sommer alle impfwilligen Personen geimpft sind?

Der Aargau handle auf Basis der effektiv gelieferten Impfdosen, teilt das Gesundheitsdepartement mit. Planungszahlen könnten sich rasch ändern. Das hätten die vergangenen Wochen gezeigt. Impfchef Andreas Obrecht hofft aber, dass der Kanton bis im Juni etwa für die Hälfte der Bevölkerung eine Erstimpfung zur Verfügung stellen kann.

16. Nach welchem Schlüssel wird der Impfstoff auf die Kantone verteilt?

Der Verteilschlüssel wurde mit der ETH Zürich und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) berechnet. Er berücksichtigt einerseits die Bevölkerungszahl der Kantone, andererseits den Bevölkerungsanteil der entsprechenden Zielgruppe, die aktuell geimpft werden kann. Gemäss diesem Verteilschlüssel erhält der Aargau 7,65 Prozent der Impfdosen.

Zielgruppe 1: Besonders gefährdete Personen 

Ich will mehr zu den Impf-Zielgruppen wissen

Der Kanton Aargau folgt beim Impfen den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit. Diese sehen folgende Priorisierung vor:

Innerhalb der Zielgruppe 1 haben Personen über 75 Jahre und solche mit definierten Vorerkrankungen Priorität, danach folgen Personen zwischen 65 und 75 Jahren. Im Aargau gehören ungefähr 177’000 Personen zur Zielgruppe 1.

Zielgruppe 2: Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt und Betreuungspersonal von besonders gefährdeten Personen 
Im Aargau gehören schätzungsweise 45’000 Personen zur Zielgruppe 2.

Zielgruppe 3: Enge Kontakte (Haushaltsmitglieder) von besonders gefährdeten Personen und pflegende Angehörige 
Zur Zielgruppe 3 gehören ungefähr 80’000 Personen.

Zielgruppe 4: Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchrisikos 
Dazu gehören zum Beispiel Heime für Menschen mit Behinderung, Gefängnisse oder betreute Wohngruppen. Im Aargau gehören schätzungsweise 27’000 Personen zur Zielgruppe 4.

Die restliche Bevölkerung ist an der Reihe, wenn die Personen der Zielgruppe 1 bis 4 geimpft sind.