Sprechstunde beim Ammann: Kölliken will direkten Austausch mit Bevölkerung fördern

Ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Gemeindeammann ist in der Schweiz keine allzu komplizierte Angelegenheit. Häufig kennt man sich als Nachbarn, Vereinsmitglieder oder Schulfreunde sogar persönlich. Trotzdem besteht bei vielen eine gewisse Hemmschwelle für den direkten Austausch ausserhalb der Gemeindeversammlung.

Eine regelmässig stattfindende Sprechstunde wirkt diesem Hemmnis entgegen. Das weiss auch Mario Schegner, Gemeindeammann in Kölliken. Er habe sich schon länger mit dem Gedanken auseinandergesetzt, eine Sprechstunde anzubieten. «Ich habe aber entschieden, dass ich meine berufliche Arbeitsbelastung zuerst mit meinem Amt als Gemeindeammann abgleichen muss», so Schegner. Eigentlich sollte heute Montag die erste Sprechstunde in Kölliken stattfinden, aber: «Leider musste ich den Termin aus Gründen der Corona-Massnahmen absagen», so Schegner, der fortan alle zwei Monate die Bevölkerung zu einem Austausch einlädt. Vorgesehen sind Zeitfenster von 30 Minuten. «Sollte es die Corona-Lage zulassen, starte ich am 1. April.» Für den heutigen Termin hätte er bereits eine Anmeldung gehabt. Auch für den 1. April hat sich schon jemand angemeldet. «Ich bin gespannt auf das erste Jahr und hoffe auf zahlreiche gute Gespräche», sagt der Gemeindeammann.

So wird das gegenseitige Verständnis gefördert

Für Schegner bietet die Sprechstunde nicht nur für die Bevölkerung die Gelegenheit, direkter, aktiver und offener zu kommunizieren. «Der Austausch bietet sich für den Gemeinderat an, unsere herausfordernden Situationen zu erläutern und so gegenseitiges Verständnis zu fördern», sagt Schegner. Im Vorfeld habe er sich mit Markus Bircher, Gemeindeammann in Oberentfelden, über seine Erfahrungen mit der Sprechstunde ausgetauscht. «Nach dem positiven Gespräch hat sich mein Entschluss gestärkt, dies auch für unsere Bevölkerung von Kölliken anzubieten», erzählt Schegner.

In Brittnau führt Frau Gemeindeammann Hanna Kunz die monatlich stattfindenden Sprechstunden bereits seit Januar 2019 durch. Alle vier Wochen nimmt sie sich freitagabends zwischen 19 und 20 Uhr Zeit für ihre Bürgerinnen und Bürger – ohne Voranmeldung. «Ich spüre, wo der Schuh drückt. Für mich ist das auch ein Zeichen von gelebter Bürgernähe», sagt Kunz. Im Schnitt nutzten ein bis zwei Personen das Angebot. Aus ihrer Erfahrung würden viele Themen in diesem Kreis diskutiert, die beispielsweise an einer Gemeindeversammlung nie angesprochen würden. So ginge es um Anliegen zu baulichen Massnahmen im Dorf. Immer wieder gäbe es Fragen zu Bau- oder Pachtland der Ortsbürger oder zu gemeindeeigenen Gebäuden. Aber auch persönliche Probleme kämen häufig zur Sprache. Nebst Kritik bedanken sich auch viele Einwohnerinnen und Einwohner über geleistete Arbeiten und Projekte. «Ich durfte schon einige Besucher empfangen, die speziell vorbeigekommen sind, um sich persönlich zu bedanken», so Hanna Kunz.