Eine Grenze überschritten

Bis vor ein paar Wochen habe ich gedacht, dass ich nach mehreren hundert Spielen als Akteur, Trainer und Journalist im meist sehr gesittet ablaufenden Handball-Bereich so ziemlich alles gesehen habe. Doch weit gefehlt. Am 20. November war ich beim 1.-Liga-Frauen-Spiel zwischen dem TV Zofingen und Chênois Genève zwar nicht im BZZ dabei, ich habe mir aber schildern lassen, wie die Partie doch ein ziemlich spezielles Ende fand. Nach einem Zwist zwischen den Schiedsrichtern und dem Gäste-Trainer, der mit einer Disqualifikation desjenigen endete, packte die gesamte Westschweizer Equipe nach gut 45 Minuten die Taschen und verliess die Halle vorzeitig.

Am Samstag nun wurde ich Zeuge, wie es im 2.-Liga-Männer-Spiel des einheimischen TVZ gegen die SG Länggasse/Köniz noch bizarrer wurde. Es begann in der 18. Minute, als ein Zofinger wegen Reklamierens eine 2-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam. Das brachte diesen derart in Rage, dass er von der Bank aus immer wieder seinen Unmut kundtat. Sein Trainer und danach auch die Schiedsrichter forderten ihn daraufhin auf, sich zu beruhigen.

Es nützte wenig. Der TVZ-Übungsleiter wurde gegenüber seinem Spieler lauter und klarer, was diesen zum Verlassen der Bank bewog. Er entledigte sich des Trikots, erhob den Stinkefinger gegen seinen Coach und fand einige bestimmte Worte. Die Unparteiischen ihrerseits werteten dies als grobe Unsportlichkeit und «belohnten» sein Verhalten mit einer rot-blauen Karte. Das wars aber immer noch nicht: Wutentbrannt stürmte der Fehlbare auf die BZZ-Tribüne und liess seiner Frustration lautstark noch einmal freien Lauf, sodass die beiden Schiedsrichter die Partie erneut unterbrechen mussten, um dem ganzen Theater ein Ende zu bereiten.

Vorschnell zu urteilen, ist auch in diesem Fall nicht das beste Rezept, aber eines ist klar: Auch wenn die genauen Hintergründe zu dem Ausraster dem «normalen» Zuschauer nicht bekannt sind, gehört so etwas an keine Sportstätte, egal welche Sorgen und Probleme den Protagonisten in der tatsächlich für viele Menschen sehr schwierigen Lage plagen. Schliesslich muss man sich als Erwachsener auch immer bewusst sein, dass oft viele Kinder und Jugendliche mit dabei sind. So wird die Vorbildfunktion mit Füssen getreten.

Schreiben Sie einen Kommentar