
Virus-Mutation: Verbier stellt für Briten Quarantäne-Chalets bereit – BAG prüft Massentests
In Grossbritannien hat sich eine neue, ansteckendere Variante des Coronavirus rasch ausgebreitet. Regierungen auf der ganzen Welt zeigen sich besorgt. Die epidemiologische Lage ist vielerorts bereits angespannt und die Spitäler kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Mit Reisebeschränkungen wollen sie verhindern, dass sich die Mutation aus Grossbritannien auch bei ihnen verbreitet.
Auch die Schweiz hat reagiert: Am Sonntagabend hatte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bereits Direktflüge aus Grossbritannien und Südafrika untersagt. Am Montag passte der Bundesrat die Einreisevorschriften an. Neu gilt ein grundsätzliches Einreiseverbot für alle Ausländer, die aus den beiden Staaten in die Schweiz einreisen wollen. Touristische Reisen sind damit untersagt.
Ausserdem muss sich jeder, der seit dem 14. Dezember aus Grossbritannien oder Südafrika in die Schweiz eingereist ist, unverzüglich und für zehn Tage ab Einreisezeitpunkt in Quarantäne begeben.
96 Flüge betroffen
Wie viele Personen von der Quarantäne-Regelung betroffen sind, ist unklar. Wie Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Montag vor den Medien sagte, sind in der betroffenen Zeitspanne 92 Flugzeuge aus Grossbritannien und 4 aus Südafrika in der Schweiz gelandet. Er sprach von 10000 Personen, die in Quarantäne müssen.
Das BAG hat von den Fluggesellschaften die Kontaktdaten der Eingereisten verlangt. Diese sollen so schnell wie möglich den Kantonen übergeben werden, die dafür verantwortlich sind, dass die Quarantäne eingehalten wird.
Vom Entscheid betroffen sind auch einige Schweizer, die nun in den beiden Staaten gestrandet sind. Dazu sind bei der Hotline des Aussendepartements und den Botschaften in London und Pretoria rund zweihundert Anfragen eingegangen. Da der Bundesrat schon länger vor nicht notwendigen Reisen abgeraten habe, wird die Schweiz diesmal keine Rückholaktionen starten wie noch bei der ersten Coronawelle.
In Verbier ist man vorbereitet
Von den Beschränkungen für Einreisende aus Grossbritannien ist besonders der Kanton Wallis betroffen. Die Skigebiete rund ums Rhonetal sind beliebte Ferienziele für Briten – von denen viele dort eine Zweitwohnung besitzen. Auf Anfrage sagte Patrick Mathys vom BAG, dass man derzeit in Diskussion mit jenen Kantonen sei, in denen besonders viele Touristen aus Grossbritannien und Südafrika eingereist sind. Ob auch Massentests zum Einsatz kommen könnten, liess Mathys offen: «Wir werden mit den Kantonen nach den sinnvollsten und zielführendsten Lösungen suchen.»
Skifahrer an auf dem Weg ins Skigebiet von Verbier. © Jean-Christophe Bott / KEYSTONE
In dem als «britisches Ski-Mekka» bekannten Wintersportort Verbier im Val de Bagnes klärt die Gemeinde mit Hotels und Immobilienagenturen derzeit ab, «wie viele Gäste in unserer Gemeinde von der Quarantäneverordnung betroffen sind». Das teilt Eloi Rossier, Gemeindepräsident von Bagnes, auf Anfrage mit. Eine Schätzung will er keine abgeben.
Klar ist jetzt schon: «Im Vergleich zu früheren Jahren sind deutlich weniger britische Touristen angereist», sagt Rossier. Ausserdem fährt ein Grossteil der Feriengäste normalerweise erst an Weihnachten in die Schweiz.
Ganz unvorbereitet trifft der bundesrätliche Entscheid die Gemeinde nicht. Mit der Quarantäne hat sich Bagnes bereits während der Vorbereitung auf die Skisaison auseinandergesetzt. «Wir haben von der Corona-Taskforce des Kantons Wallis den Auftrag erhalten, eine Liste von verfügbaren Wohnungen und Chalets aufzustellen, in denen wir Gäste in Quarantäne unterbringen können», erläutert Rossier. Betroffene mit eigenem Feriendomizil müssen sich dort in Quarantäne begeben. Für Touristen, die in Hotels untergebracht sind, in denen die Bedingungen für eine Quarantäne nicht gegebenen sind, stellt die Gemeinde Wohnraum in privaten Ferienhäusern zur Verfügung.
Auch in Graubünden bleiben Skigebiete offen
Bis Redaktionsschluss hat der Walliser Staatsrat nicht auf Anfragen zur veränderten Lage reagiert. Das Gesundheitsdepartement verwies lediglich auf die Pressekonferenz des Bundes. Die Walliser Regierung hatte besonders vehement gegen eine pauschale Schliessung der Skigebiete durch den Bundesrat gekämpft. Letzte Woche nahm der Staatsrat «mit Zufriedenheit zur Kenntnis», dass die Skigebiete geöffnet bleiben können.
Im Wallis wird also vorerst weiter Ski gefahren, wenn auch mit deutlich weniger britischen Gästen. Auch die Bündner Regierung entschied am Montag, die Skigebiete vorläufig bis am 3. Januar offen zu lassen, «sofern sich die epidemiologische Lage und die Situation bei den Spitalkapazitäten nicht massgeblich ändern». Der Kanton Glarus hingegen schliesst die Skigebiete mindestens bis zum 29. Dezember.