
Im Pflegeheim Haus zur Heimat hat ein Grossteil der Bewohner Corona — Fälle nahmen «wie ein Tsunami» zu
Im Oltner Alters- und Pflegeheim Haus zur Heimat auf der rechten Stadtseite ist es in den vergangenen Tagen zu einem «erheblichen Ausbruch an Corona-Infektionen» gekommen, wie es in einer Mitteilung des Kantons heisst. Ein Grossteil der Bewohnerinnen und Bewohner des Heims mit 72 Betten hat sich angesteckt. Auch von den rund 90 Mitarbeitenden sind bis zu einem Fünftel infiziert. Wegen den Ausfällen beim Personal wird das Alters- und Pflegeheim seit gestern Montagmorgen vom Zivilschutz unterstützt.
Die Fälle hätten nach dem ersten positiven Test am 1. Dezember bei einem Bewohner «wie ein Tsunami» zugenommen, sagt Heimleiter Marco Petruzzi auf Anfrage. Seit dem ersten Covid-Fall steht das Haus unter Isolation und die Bewohnerinnen und Bewohner bleiben auf ihren Zimmern respektive Wohnungen.
Bis mindestens zu diesem Sonntag soll dies gemäss Petruzzi auch so bleiben, weil dann die 10-tägige Quarantänefrist abläuft: Das gesamte Heim inklusive Personal wurden nämlich am 3. Dezember getestet. Die Frist könnte aber auch noch verlängert werden. Viele positiv Getestete haben kaum Symptome gezeigt, sagt Petruzzi. Inzwischen sind drei Personen nach einem positiven Covid-Test gestorben. Das «Haus zur Heimat» wurde bis zum jetzigen Ausbruch vom Virus verschont: Es gab seit März gemäss Petruzzi keinen einzigen positiven Fall bei den Bewohnerinnen und Bewohnern.
Ein Grossteil der Bewohnerinnen und Bewohner sind mit Corona infiziert. Bisher gibt es drei Todesfälle zu beklagen.© Bruno Kissling
Gesuch für Unterstützung lief über den Kanton
Für den Zivilschutz ist es der erste Einsatz dieser Art im Kanton Solothurn. Bisher waren die Zivilschützer in Altersheimen nur sehr sporadisch im Einsatz, etwa um einen Zaun aufzustellen, der externe Besucher vom Betreten des Geländes abhalten sollte, sagt der kantonale Abteilungsleiter Zivilschutz Peter Huber auf Anfrage. «In der zweiten Welle ist es der erste Einsatz überhaupt.» Es sei sehr viel Wert auf das Prinzip der Subsidiarität gelegt worden. Das heisst, der Zivilschutz oder das Militär sollen nicht zu früh aufgeboten werden, wie dies zum Teil während der ersten Welle passiert und dementsprechend kritisiert worden sei, sagt Huber.
Das Gesuch um Unterstützung hat Heimleiter Marco Petruzzi in der Tat am vergangenen Freitag ans kantonale Amt für soziale Sicherheit gestellt. Dieses hat zuerst abgeklärt, ob von anderen Pflegeheimen Angestellte aushelfen könnten, ob Pflegefachleute bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV als arbeitslos gemeldet sind oder ob der vom Kanton eingerichtete Freiwilligenpool angezapft werden könnte. All diese Alternativen, um Pflegefachleute aufzubieten, liessen sich laut David Kummer vom Fachstab Corona nicht in so kurzer Frist realisieren. Daher hätte das Amt für soziale Sicherheit am Freitagabend einen Antrag ans kantonale Amt für Militär und Bevölkerungsschutz gestellt, um 13 Zivilschützer für fünf Tage aufzubieten.
Begeisterung bei Zivilschützern war «nicht riesig»
Einsatzkommandant Franco Giori von der Regionalen Zivilschutzorganisation Olten hat die ausgewählten jungen Männer aus dem Bereich Betreuung dann am Samstag per Telefon zum Teil persönlich aufgeboten. Die Begeisterung der Betroffenen sei «nicht riesig» und es seien gewisse Unsicherheiten vorhanden gewesen, sagt er. Am Montagmorgen rückten dann aber alle ein. Sie erhielten zuerst eine kurze Schulung und mussten sich einem Schnelltest unterziehen, der bei allen negativ ausfiel.
Bis sicher diesen Freitag werden die Zivilschützer das Personal im «Haus zur Heimat» unterstützen bei der Betreuung, Aktivierung und Beschäftigung der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Zivilschützer werden wie die Angestellten auch in Schutzkleidung mit Handschuhen, Schutzbrille und -maske arbeiten. «Wir müssen die höchste Sicherheit gewährleisten können, weil wir unsere Angehörigen auch einem gewissen Risiko aussetzen», sagt Giori.