In Oftringen stehen zwei «Hühnermobile»: Regionale Eier sind gefragter denn je – VIDEO

Thomas Widmer nimmt die Junghennen in Empfang. Sie inspizieren ihr neues Zuhause.
Thomas Widmer nimmt die Junghennen in Empfang. Sie inspizieren ihr neues Zuhause.
Die erste Hühnerherde ist bereits fleissig und legt Eier, die im Hofladen verkauft werden.
Die erste Hühnerherde ist bereits fleissig und legt Eier, die im Hofladen verkauft werden.
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Thomas Widmer greift in die schwarze Kiste. Vorsichtig packt er ein Huhn und hebt es auf eine Stange im neuen Hühnermobil. Soeben ist eine gefiederte Lieferung auf dem Widmer-Hof in Küngoldingen, gleich beim Bahnübergang, eingetroffen. 340 Junghennen ziehen auf dem Bauernhof ein. In luftdurchlässigen Kisten sind sie hierher transportiert worden. 18 Wochen alt sind die weissen und braunen Hühner, die künftig den Hofladen mit frischen Eiern versorgen werden. 

Ihr neues Zuhause ist das Hühnermobil, eine Anfertigung aus Deutschland. Mit aufgeregtem Gegacker und Herumgeflatter nehmen die Hühner ihren Stall in Beschlag. Sobald sie ihren Platz gefunden haben, beruhigen sie sich rasch und beginnen zu fressen. Erstmals hat Landwirt Thomas Widmer auch weisse Hühner angeschafft, obwohl es sich um eine scheuere, nervösere Rasse handelt. Er denkt aber bereits jetzt an Ostern; dann sind weisse Eier zum Färben gefragt. 

Überhaupt waren die Eier der Verkaufsschlager des Hofladens in den vergangenen Monaten. Die Coronakrise liess das Geschäft im Selbstbedienungs-Hofladen boomen. Diese Erfahrung machten viele andere Bauern auch. «Vor allem während der ersten Welle haben wir gemerkt, dass wir viel mehr Kundschaft hatten», sagt Sandra Widmer. «Einerseits sind unsere Stammkunden häufiger gekommen, andererseits haben wir auch neue Kunden dazugewonnen.» Ein Teil davon komme jetzt regelmässig einkaufen. 

Kunden sind wählerisch bei der Grösse der Eier 

Dabei galt es auch, auf die Bedürfnisse der Kundschaft einzugehen. Das Problem: Viele wollen keine Eier von Junghennen, weil diese noch nicht ganz so gross sind wie jene von ausgewachsenen Hühnern, erklärt Thomas Widmer. Da wäre von der Kundschaft noch etwas mehr Flexibilität erwünscht, ist doch ein Huhn keine Maschine. Übrigens: Beim Ei der Junghennen überwiegt das Eigelb im Verhältnis zum Eiweiss. Dabei ist das Eigelb der Geschmacksträger. Für einen Kuchen muss man dann halt einfach ein Ei mehr nehmen als sonst. 

Die ersten Eier werden die angelieferten Junghennen auf dem Widmer-Hof ab der 20. Alterswoche legen. Ab der 30. Woche dürften die Eier dann Normalgrösse erreichen. Während sich die 340 Hühner einnisten, besuchen Thomas und Sandra Widmer ihre bereits bestehende Hühnerherde. 380 Hühner leben im ersten Hühnermobil. Platz hätte es für 450. Im Innern befindet sich der Versorgungs- und Ruhebereich inklusive Legenester. Die Fütterung und das Abtransportieren des Kots passieren automatisch. Der Strom stammt von Solarzellen auf dem Dach. Im unteren Bereich des Mobils befindet sich ein trockener Scharrraum. Von hier gelangen die Hühner in den Wintergarten. Das ist ein mit einem Netz abgesicherter Bereich. Die Klappen öffnen sich am Morgen automatisch. Vom Wintergarten geht es in den grosszügigen Aussenbereich, auf die Weide. «Weil die Hühner ständig scharren, muss ich den Platz etwa einmal pro Woche wechseln», sagt Thomas Widmer. Dadurch, dass er das Mobil in der Nähe der Strasse platziert hat, werden die Spaziergänger aufmerksam darauf. «Die Leute sehen, woher die Eier kommen. Das ist ein Vorteil», sagt er. Für das Hühnermobil hat er sich entschieden, weil auf dem Hof kein Platz war für einen Stall-Neubau. 

Das passiert mit den Hühnern nach einem Jahr 

Nach einem Jahr werden die Hühnerherden ausgewechselt. Die letzte Herde wurde von einer Tierschutzorganisation abgeholt. Die Tiere wurden an Familien verteilt, die Hühner halten möchten. Thomas Widmer überlegt sich aber, ob er die Tiere künftig schlachten lässt, um im Hofladen das Fleisch zu verkaufen. Das sei sonst nicht üblich, wäre aber ein Versuch wert, findet er. 

Die drei Kinder von Sandra und Thomas Widmer haben die Hühner ebenfalls für sich entdeckt. Hin und wieder schleppen sie ein Huhn, das in der Hackordnung den Kürzeren zieht, nach Hause und schauen dort zu ihm. Und der mittlere Sohn hat seit Kurzem seine eigenen Bibeli, die er stolz auf dem Webauftritt des Hofs präsentiert.