Wir müssen jetzt die bittere Pille schlucken

Niemand hat diese Woche die Stimmung für mich besser auf den Punkt gebracht als der Blues-Musiker Philipp Fankhauser, der diese Woche Gast im ZT-Talk war. Im März sei er pessimistisch davon ausgegangen, dass die Pandemie bis zum Oktober dauere. «Jetzt wissen wir: Es ist nicht bis in den Oktober gegangen. Es ging im Oktober wieder los.» Mit den Fingern auf angeblich Schuldige zu zeigen ist heikel. Ja, man hätte den Sommer über das Contact Tracing massiv ausbauen können. Ja, man hat wohl zu lange gewartet, als die Fallzahlen vor ein paar Wochen zu explodieren begannen.

So, wie die Dinge liegen, müssen wir dem Virus das Leben massiv schwerer machen als wir es in den letzten Wochen, Monaten getan haben. Und uns von der Vorstellung verabschieden, dass es noch viel individuellen Spielraum gibt. Sie und ich haben uns über vieles geärgert, was uns im Zusammenhang mit der Pandemie begegnet ist. Und vielleicht geht es Ihnen gleich wie mir: Am meisten nerven mich Leute, die immer noch behaupten, das Virus verursache doch meist nur eine leichte Grippe. Die einem zur Begrüssung demonstrativ die Hände entgegenstrecken. Wer Angst habe, bleibe doch zu Hause, die anderen lasse man bitte schön in Ruhe. Die Fälle, die ich aus meinem Bekanntenkreis kenne, zeigen, dass Covid mitnichten meist nur eine leichte Grippe ist. Wenn wir einen einigermassen unbeschwerten Frühling geniessen wollen, gilt es, jetzt die bittere Pille zu schlucken, die da heisst: social distancing, social distancing und nochmals social distancing.