
In der Krise wagt man den Neustart: Basler Weingeschäft eröffnet Filiale in der Altstadt
Hinweis:
Filiale in Olten geöffnet mittwochs 15 bis 18.30 Uhr und samstags 10 bis 16 Uhr.
In der Oltner Altstadt herrschte in den vergangenen Jahren ein Kommen und Gehen. Alteingesessene Geschäfte wie Mode Bernheim, die Buchhandlung am Klosterplatz oder die Jugendbibliothek schlossen ihre Filialen oder zogen weg. Es kamen dafür Dienstleistungsbetriebe wie das Downtown Yoga oder neue Läden wie der Dampfwarenshop Smokee. Einige Schaufenster blieben indessen auch leer.
Einer, der es in der Oltner Altstadt trotz dieser Voraussetzungen wagt, ist Martin Sutter. Der Inhaber des Weinhandelsgeschäfts M & W GmbH aus Basel, der die Firma zusammen mit seinem Geschäftspartner Yves Willimann führt, hat in diesen Tagen einen Laden gegenüber des Restaurants Rathskeller an der Hauptgasse 10 eröffnet. Dort, wo bis vor kurzem Bernina-Nähmaschinen verkauft wurden. «Ich habe das Lokal gesehen und gleich zu mir gesagt, das ist es.»
Warum ausgerechnet während der Coronapandemie? Sutters Antwort: «In einer Krise soll man etwas Neues anfangen.» Der Mietvertrag sei zudem sehr in seinem Sinne ausgefallen. Er sei hier von der Verwaltung «sehr entgegenkommend empfangen worden» – so, wie er es bisher nie erlebt hätte.
Nach dem Hauptgeschäft in Basel und der Filiale in Zürich ist Olten der dritte Standort. Der Grund: Seit mehreren Jahren beliefert das Weinhandelsgeschäft einen grossen Kunden in der Stadt. Sutter hat zwar bereits erfahren, dass in der Oltner Altstadt früher mehr los gewesen sei. Aber: «Eine Stadt lebt von Leuten, die positiv denken.» Und er habe einen langen Schnauf. In Zürich dauerte es fünf bis sechs Jahre, bis die Filiale richtig rentiert habe.
Weine stehen mit EU- Preisen zum Verkauf
Die Firma M & W GmbH verkauft Weine aus den grossen europäischen Weinländern wie Frankreich, Italien und Spanien. Auch Flaschen aus der Schweiz, Deutschland und Portugal führt man im Sortiment. Sutters Motto: «Wir verkaufen die Weine zu EU-Preisen wie in den Herstellerländern.» Wie er das mache? Man gehe vor Ort, schaue sich das Weingut an und importiere dann die Flaschen selbst. So findet man bei ihm Rotweine ab Fr. 7.50, etwa einen spanischen Eduardo Bermejo aus Valencia, oder ab 15 Franken, etwa einen Bordeaux Supérieure. Der Laden führt aber auch höherpreisige Erzeugnisse im Sortiment, die schnell einmal über 50 oder sogar 100 Franken kosten.
Der gelernte Kunststoffapparatebauer hat den Laden in Olten selbst eingerichtet. Dazu hat er alte Weinkisten gebraucht und diese dekoriert. Jeden Samstag ist er im Laden anzutreffen.
Seine Leidenschaft für den Wein lebt der 67-Jährige auch im Netz aus, wo er die Infos von seinen Reisen zu den Weinproduzenten zusammenträgt. Auf der Website www.musikundwein.ch hat Sutter von jedem Produzenten im Sortiment ein Dossier angelegt mit Fotos, Infos zu Rebfläche und Rebsorten sowie Notizen eigener Degustationen. Zudem betreibt er ein aufwendiges Online-Weinlexikon mit weiteren Angaben zu 2000 Produzenten. Für eine Gebühr von 50 Franken pro Jahr ist es mit einem Benutzername und Passwort zugänglich.
Martin Sutter, der seine Firma vor 25 Jahren gegründet hat, verkaufte früher auch noch Hi-Fi-Anlagen. Das M im Firmennamen steht nämlich für Musik. Dieser Markt ist aber seit dem Aufkommen der grossen Elektronikketten zusammengebrochen. Er sagt aber: Wein habe immer mit Musik zu tun, daher sei der Name weiterhin gerechtfertigt.