
Die Zofinger Jugendherberge muss der Musikschule weichen
«Aus der Jugendherberge soll ein Musikschulzentrum werden.» Das ist der überraschendste Satz in der Medienmitteilung des Zofinger Stadtrats zur Immobilienstrategie. Gestern Abend wurde diese dem Zofinger Einwohnerrat präsentiert. Hintergrund: Rund 100 Gebäude sind im Besitz der Einwohnergemeinde Zofingen. Darunter sind Schulhäuser, Gebäude der Stadtverwaltug sowie weitere Liegenschaften. Aktuell wird mit einer Immobilienstrategie eine strategische Gesamtsicht erarbeitet. «Ziele sind die Optimierung der Wirtschaftlichkeit und der Verwaltungsabläufe, eine möglichst gute Auslastung aller Liegenschaften und die Definition der nötigen Raumreserven», steht in einer Medienmitteilung.
Das gesamte Immobilienportfolio der Stadt Zofingen wurde zwischen 2012 und 2015 analysiert und auf bauliche sowie wirtschaftliche Gesichtspunkte hin überprüft. Im April 2019 wurde die Portfoliostrategie in die Immobilienstrategie überführt. «Diese schafft nun in einem zweiten Schritt eine strategische Gesamtsicht über alle Liegenschaften», hält der Stadtrat fest. So seien für die Stadt neben dem Zustand sowie den Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten weitere Punkte von grosser Wichtigkeit. Es sind dies die effiziente Nutzung der Flächen, der Raumbedarf der Verwaltung und der Öffentlichkeit, die strategische Bedeutung, die historische Bedeutung und Erhaltung, die Wirtschaftlichkeit (Betrieb, Unterhalt, Energieeffizienz) und die Möglichkeit für Umnutzungen. Aufgrund dieser Analyse hat der Stadtrat nun die Hauptstossrichtungen der Immobilienstrategie festgelegt.
Die Konditionen sind für die Stadt nicht mehr tragbar
Als eine der Massnahmen wurde beschlossen, dass die Jugendherberge einem Musikschulzentrum weichen soll. Denn in der Friedau an der General-Guisan-Strasse befinden sich gleich zwei städtische Liegenschaften nebeneinander: die Musikschule und das ursprüngliche Altersheim Friedau, in dem die Jugendherberge untergebracht ist. «Da das Gebäude saniert werden muss, drängte sich die Frage auf, wie die Liegenschaft künftig genutzt werden soll», hält der Stadtrat fest. «Die Musikschule wächst und muss bereits heute auf mehrere Gebäude in der Altstadt ausweichen.» Eine Zusammenführung an einem Standort verschaffe zahlreiche Vorteile, ist die Behörde überzeugt. Darum habe sich der Stadtrat nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, den Vertrag mit der Jugendherberge per Ende 2021 zu künden. Die Stadt habe der Jugendherberge bisher das ganze Gebäude zu Konditionen zur Verfügung gestellt, die für die Stadt nicht mehr tragbar seien. Mit dieser Massnahme könnten die frei werdenden Liegenschaften, wie das Kornhaus oder das unternutzte Schlachthaus, anders und effizienter genutzt werden.
Des Weiteren hat die Überprüfung der Büroflächen der Stadtverwaltung ergeben, dass in der Kustorei ein Engpass besteht, die Stadtverwaltung sonst aber gut aufgestellt ist. «Um in der Kustorei Platz für den Bereich Soziales zu schaffen, wird der Regionalverband zofingenregio umziehen», heisst es. Ein zentrales Verwaltungsgebäude werde nicht angestrebt. Nebst der Verwaltung wurden auch die Räumlichkeiten der Schule analysiert. Ziel ist es, die Angebote östlich der General-Guisan-Strasse im Dreieck Gemeindeschulhaus, Oberstufenzentrum und Friedau zu konzentrieren. So könnten das Alte Schlachthaus, das Kornhaus und die Kuttlerei in der Altstadt freigespielt werden. «Diese Liegenschaften werden bisher schlecht genutzt und verursachen trotzdem hohe Kosten», schreibt der Stadtrat.