Wildtierkorridor eröffnet: 8,4 Millionen Franken, damit Tiere wandern können

Was ist ein Wildtierkorridor?

Wildtierkorridore bezeichnen ein Gebiet, es sind keine Bauwerke, betont das Bundesamt für Strassen (Astra). Viele Korridore seien beeinträchtigt oder unterbrochen. Mit der Reaktivierung von Wildtierkorridoren durch Unter- oder Überführungen solle den Auswirkungen der Landschaftszerschneidung entgegengewirkt werden. Mehr Infos zu diesem Thema findet man hier.

(red)

Noch fehlt der Schilfbewuchs: Franz Koch vom Astra vor der Strassenabwasser-Behandlungsanlage im Eriswilergraben.
Noch fehlt der Schilfbewuchs: Franz Koch vom Astra vor der Strassenabwasser-Behandlungsanlage im Eriswilergraben.

Ein Fuchs ist schon durchmarschiert: In Knutwil ist der erste von drei Wildtierkorridoren, die die Autobahn A2 queren, in Betrieb gegangen. Zwischen Knutwil und Buchs ist die A2 auf einer Länge von 32 Metern zur Brücke über den Eriswilergraben geworden. Ein freigelegtes Bächlein begleitet den ersten wieder hergestellten Wildtierkorridor im Kanton Luzern. Durch ihn können Rehe, Wildschweine, Rothirsche, Iltisse, Dachse oder Hermeline das Hindernis Autobahn überwinden. 

Fotofallen dokumentieren Tierquerungen

«Vermutlich haben viele gar nicht bemerkt, was hier entstanden ist», sagte Franz Koch, Projektleiter beim Bundesamt für Strassen (Astra) bei der gestrigen Begehung. Denn der Bau wurde zeitgleich mit der Sanierung der A2 zwischen Sursee und Uffikon realisiert. Der Verkehr floss währenddessen stets auf vier Spuren. 8,4 Millionen Franken hat die Wildunterführung gekostet. Sie ist ebenso breit wie lang und ausserdem über fünf Meter hoch. «Das ist wichtig», sagt der Wildtierbiologe Antonio Righetti. «Wenn der Durchlass zu niedrig ist, dann gehen scheue Tiere wie der Hirsch nicht durch.» Righetti wird in den kommenden vier Jahren die Erfolgskontrolle durchführen und mit Fotofallen festhalten, welche und wie viele Tiere den Korridor benützen. «Einen Fuchs und zwei Katzen haben die Kameras schon festgehalten», sagt er. Ausserdem auch ein Dutzend Menschen. Doch für sie ist der Korridor nicht gedacht. Franz Koch macht klar: «Eine Brätelstelle wird es hier nicht geben.» Partygäste würden weggewiesen und bei Bedarf verzeigt. 

«Im Mittelland ist es für grosse Tiere mit riesigen Streifgebieten eng geworden», sagt Peter Ulmann, Leiter  Natur, Jagd und Fischerei bei der Dienststelle für Landwirtschaft und Wald. Umso wichtiger seien die 40 Wildkorridore von überregionaler Bedeutung, die Lebensräume vernetzen sollen. Im Kanton Luzern sind es drei. Alle sind «historisch tradiert», wie es Ulmann ausdrückt. Wildwechsel gibt es also seit langem an denselben Stellen. «Es muss damit zusammenhängen, wie die Tiere die Landschaft lesen und sich in ihr instinktiv bewegen», sagt er. In den vergangenen 30 Jahren seien Unfälle mit Wildtieren auf der Autobahn A2 immer bei Neuenkirch und auf der Knutwilerhöhe vorgekommen. 

Tierbrücke bei Langnau: Das Astra hat Bewilligung

Anders als in Neuenkirch, wo zwei Waldgebiete verbunden werden und bei der Knutwilerhöhe, wo die Tiere nur kurze Zeit über ein freies Feld laufen müssen, ist das Wiggertal breit und schon ziemlich verbaut. «Deswegen gibt es dort auch mehr Diskussionen», sagt Franz Koch vom Astra. Und er macht klar, dass die Bewilligung des Astras nur die rund 60 Meter lange Überführung über die A2 betrifft. Über die Annäherungswege, die Zuleitstrukturen, welche eine Auflage des Kantons Luzern darstellen, wird immer noch gerungen. Zusammen mit den Querungen und der A2-Sanierung realisiert das Astra auch neue Strassenabwasserbehandlungsanlagen (SABA). Anstatt der Ölrückhaltebecken filtern diese neben Öl auch Schwermetalle aus dem Wasser, das von der A2 kommt. Jene im Erisgraben, die 2,3 Millionen Franken gekostet hat, soll 89 Prozent des Kupfers und Zink binden. Erreicht wird dies durch technische Installationen und den Einsatz von Schilf als Filter.