
Der legendäre «Trans Europ Express» feiert sein Comeback – und hält auch in Aarau und Basel
Die Züge des legendären «Trans Europ Express» sollen wieder rollen – zumindest, wenn es nach dem deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer geht. Am Montag präsentierte er seine Pläne zum «TEE 2.0». Erste Linien, für die keine neue Infrastruktur nötig wäre, könnten 2025 in Betrieb gehen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die EU-Staaten sollen noch dieses Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnen.
Profitieren würde auch die Schweiz. Schon in in einem ersten Schritt ist eine Verbindung von Amsterdam über Köln, Frankfurt, Basel, Arth Goldau und Aarau nach Lugano, Mailand und Rom geplant. Das Konzept, das unter anderem vom Schweizer Beratungs- und Softwareunternehmen SMA entwickelt wurde, sieht für die gesamte Strecke zunächst eine Fahrzeit von 13 Stunden und 45 Minuten vor.
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Der Zug soll einmal täglich verkehren. In Basel würde der Badische Bahnhof genutzt. Die Abfahrt in Richtung Rom wäre um 15 Uhr, in Aarau um 15.30 Uhr und in Arth Goldau um 16.15 Uhr. In Rom soll der Zug um 22 Uhr ankommen. In Aarau und Arth Goldau würden Anschlüsse nach und von Zürich sichergestellt. In der Gegenrichtung soll die Fahrt von Aarau nach Amsterdam 7 Stunden und 15 Minuten dauern, von Basel nach Amsterdam weniger als sieben Stunden.
Die Züge sollen von einer neuen Gesellschaft betrieben werden, die zunächst von der französischen SNCF und der Deutschen Bahn gegründet würde. An ihr sollen sich weitere interessierte Bahnen beteiligen können. Explizit genannt werden die SBB.
Die SBB zeigen sich interessiert
Bei den SBB heisst es, bislang sei man noch nicht in die Pläne eingebunden worden. «Den Vorschlag, einen TEE über Grenzen hinweg zu organisieren, haben wir aber mit Interesse zur Kenntnis genommen», sagt ein Sprecher. «Wir sind offen und interessiert, zu diskutieren, wie wir mit einem solchen Angebot den internationalen Personenverkehr noch attraktiver und für die Bahnen wirtschaftlich ausgestalten können.»
Bis wieder TEE-Züge durch Europa fahren, sind aber noch viele offene Fragen zu klären. Das Bahnsystem in Europa besteht aus einer Vielzahl von verschiedenen Sicherungs- und Stromsystemen und Vorschriften. Je mehr Zulassungen ein Zug benötigt, desto mehr potenzielle Fehlerquellen weist er auf. Zudem sind Verbindungen mit einer so langen Dauer anfällig für Störungen aller Art und damit Verspätungen. Exemplarisch zeigt sich das am täglichen ICE von Hamburg nach Chur. In den letzten 30 Tagen endete dieser achtmal vorzeitig, in weniger als der Hälfte der Fälle kam er pünktlich am Zielort an.
Stadler: «Unsere Züge wären geeignet»
Für Schweizer haben die Pläne zudem den Nachteil, dass grosse Bahnhöfe wie Bern oder Zürich HB ausgelassen werden. Viele müssten darum erst an einen anderen Bahnhof fahren und dort auf den TEE umsteigen. Für Aarau oder Arth Goldau hingegen könnte Europa näher rücken, wenn es auf den Anzeigetafeln bald heisst: Nach Amsterdam, ohne Umsteigen.
Kandidat für den «TEE 2.0»: Der Gotthard-Zug «Smile» von Stadler, den die SBB als «Giruno» bezeichnet. © SBB
Möglicherweise kann die Reise dann sogar in Schweizer Rollmaterial absolviert werden. Das deutsche Ministerium verweist für seine TEE-Pläne auf vier Züge, die bereits im Einsatz sind und die in vielen Ländern eingesetzt werden können. Dazu gehört neben dem TGV von Alstom, dem Velaro von Siemens und dem Zefiro von Bombardier auch der neue Gotthard-Zug von Stadler.
Der Thurgauer Bahnhersteller verfolgt die Diskussion denn auch, wie ein Sprecher sagt. «Wir begrüssen jede Überlegung, die den ÖV stärkt.» Der Giruno, der von Stadler als «Smile» vermarktet wird, wäre für das TEE-Projekt grundsätzlich geeignet: «Der Zug verkehrt bereits heute in der Schweiz und in Italien», so der Sprecher. «Die Zulassung für Österreich und Deutschland folgt demnächst.»