«Ricardo» und «Tutti» löschen Angebote – Wucherpreise für angebliches Wundermittel Echinaforce

Im Frühjahr waren es Schutzmasken, Desinfektionsmittel, irgendwann sogar Toilettenpapier. Seit gestern gibt es ein neues Panikprodukt: Auf Schweizer Online-Handelsplattformen versuchen Private, das angebliche Corona-Wundermittel Echinaforce zu Wucherpreisen zu verkaufen.

 

Eine Studie des Speziallabors Spiez hatte dem Präparat bescheinigt, dass es in Zellversuchen das Coronavirus abtötet. Ob es im menschlichen Körper ähnlich wirkt, ist aber höchst unklar. Das tut der riesigen Nachfrage aber keinen Abbruch.

 
 

Nachdem sich gestern schon Apotheker vor Echinaforce-Kunden kaum mehr retten konnten, scheinen auch die Online-Meinungen bereits gemacht: Ein Verkäufer verlangte auf ricardo.ch 90 Franken für Echinaforce-Tropfen. Das ist eine stattliche Preissteigerung von über 600 Prozent, der Originalpreis in der Apotheke liegt bei 13.95 Franken.

Ein weiterer Ricardo-Verkäufer wollte für eine Packung Echinaforce-Kapseln 100 Franken – als Produktzustand gibt er «gebraucht» an. Auf dem Foto sieht man zudem, dass die Flasche bereits geöffnet ist und der Verkäufer die Tabletten auf seiner Handfläche balanciert.

 

Der Aufwand lohnt sich für die kurzfristig zum Medikamentenhändler gewordenen Verkäufer aber nicht. Die Online-Handelsplattformen ricardo.ch und tutti.ch entfernen alle Inserate relativ schnell wieder. Insgesamt waren es seit gestern etwa 45 Angebote. «Da Echinaforce-Produkte zu den Arzneimitteln der Kategorie D gehören, dürfen diese auf Ricardo nicht verkauft werden», sagt eine Sprecherin der Plattform.

Verkäufer begeben sich rechtlich auf heikles Terrain

Im Weg steht das Heilmittelgesetz. Obwohl Präparate wie Echinaforce rezeptfrei sind, dürfen sie nur nach Fachberatung abgeben werden – etwas was anonyme Online-Verkäufer kaum bieten können. Wer mit dem Echinaforce-Hype also etwas Geld verdienen will, begibt sich rechtlich auf heikles Terrain.

Nachdem eine Studie des Labors Spiez von einer Wirksamkeit im Laborversuch berichtete und der «Blick» gestern auf seiner Titelseite die Schlagzeile «Naturheilmittel wirkt gegen Corona!» druckte, rannten Kunden bereits den physischen Apotheken die Tür ein. In einer Basler Apotheke war das Präparat gestern bereits um neun Uhr morgens ausverkauft. Diverse Apotheker bestellten Nachschub, Kunden liefen mit mit Händen voller Echinaforce-Schachteln aus den Läden.