Packard Custom Eight 443 Jahrgang 1928: Die rote Perle aus Safenwil

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Automobil an Fahrt auf und entwickelte sich zum Fortbewegungsmittel der breiten Masse. Das hatte auch Auswirkungen auf die Firmenlandschaft in der Schweiz: Traditionelle Arbeiten waren plötzlich nicht mehr so gefragt wie vor dem Krieg, stattdessen taten sich neue Wirtschaftszweige auf. Die Firmen mussten sich neu orientieren, um zu überleben, so auch die Jakob Hauser AG in Zofingen. 

Vor dem Krieg war die Firma eine Wagnerei und stellte in den Kriegsjahren Holzräder her. Heute ist sie auf Carrosseriereparaturen an modernen Autos spezialisiert. Der Umstieg von Holzrädern auf Autos war teilweise der Zollpolitik der Schweiz geschuldet. «Komplette Fahrzeuge waren mit exorbitanten Importzöllen belegt», weiss der heutige Geschäftsführer der Jakob Hauser AG, Thomas Hauser. Die Autos wurden deshalb zerlegt in die Schweiz geliefert und vor Ort zusammengesetzt. «An einigen Orten war das richtiggehend Fliessbandarbeit», erklärt Hauser. Im kleineren Rahmen geschah das auch in Zofingen. 

Das Fahrzeug war zwischen 1949 und 1964 im Einsatz  

Die Jakob Hauser AG spezialisierte sich in jener Zeit auf den Umbau von Personenwagen des Herstellers Packard zu Feuerwehrfahrzeugen. Ein solcher Packard gehört heute dem Feuerwehrverein Safenwil. 1949 kaufte Jakob Hauser den Packard Custom Eight 443 mit Jahrgang 1928 für 2392 Franken und baute ihn für rund 16 000 Franken zu einem Pikettfahrzeug für die Feuerwehr Safenwil um. «Beim Umbau wurden die bequemen Sitze durch Holzbänke ersetzt», erklärt Andy Siegenthaler. So konnte auch eine verletzte Person auf einer Bahre in dem Fahrzeug transportiert werden. Des Weiteren sei die Frontscheibe ersetzt und die Seitenschwellen angepasst worden. Nachdem das Fahrzeug zirka 1964 ausser Dienst kam, stand es jahrelang in einer Scheune. Für ein Dorffest in Safenwil wurde es 1981 unter der Leitung von Andy Siegenthaler und Toni Grieder restauriert. Beide gehören heute dem Feuerwehrverein Safenwil an. Wie viele Safenwiler Feuerwehrleute seiner Generation arbeitete Siegenthaler bei der Emil Frey – das technische Know-how für die Restauration zusammenzukriegen, war also kein Problem. 

Seit dieser Restauration sind aber bereits fast wieder 40 Jahre ins Land gestrichen und der Zahn der Zeit nagte an den Materialien des Fahrzeugs, wie Siegenthaler sagt. Deshalb traf der im Jahr 2000 gegründete Feuerwehrverein letztes Jahr den Grundsatzentscheid, den Packard noch einmal auf Vordermann zu bringen. «So ein Fahrzeug, das komplett von Hand gefertigt wurde, ist einfach ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt», sagt Andy Siegenthaler. Spricht er von den technischen Feinheiten der roten Perle, wie etwa der 3-Gang H-Schaltung oder dem 8-Zylinder Reihenmotor, verfällt er ins Schwärmen. Das Ziel der erneuten Restaurierung war die Strassenzulassung. Früher konnte für Ausfahrten einfach eine Garagennummer der Emil Frey genommen werden. «Versicherungstechnisch geht das heute aber nicht mehr», sagt Andy Siegenthaler. 

Nun versucht der Verein, das Fahrzeug so oft wie möglich in Bewegung zu halten. Damit das aber auch in Zukunft möglich ist, müssen die jüngeren Mitglieder des Feuerwehrvereins das Fahren mit dem Fahrzeug lernen. «Gerade das Schalten ist eine Wissenschaft für sich», erklärt Siegenthaler.