Vom Boutique- zum Apartment-Hotel: im «Amadeo» wird in die Zukunft investiert

Einblick in die möblierte 2½-Zimmer-Wohnung im Hotel Amadeo in Zofingen.
Einblick in die möblierte 2½-Zimmer-Wohnung im Hotel Amadeo in Zofingen.

In den vergangenen Monaten gingen im Zofinger Hotel Amadeo die Handwerker ein und aus. «Wir wurden oft gefragt, was wir denn machen», sagt Hotelier Grégory Steiner. Die Antwort ist einfach: Im «Amadeo» entstehen möblierte Wohnungen, zu denen je nach Bedarf Hotelservice dazugebucht werden kann. Weil das «Amadeo» auch weiterhin ein Hotel bleibt – anstelle eines Boutique- wird es zu einem Apartment-Hotel – war keine Umnutzungsbewilligung nötig. 

Grosse Anbieter drängen in den regionalen Hotelmarkt 

Die Idee, aus dem «Amadeo» etwas ganz anderes zu machen, sei schon lange in der Schublade gelegen, sagt Grégory Steiner. In den vergangenen Jahren hat er festgestellt, dass die Zimmer immer weniger gut ausgelastet sind. Vor elf Jahren hat die Familie Steiner das ehemalige «Rössli», damals war es noch eine Kontaktbar, zum Boutique Hotel Amadeo umgebaut. Ein Jahr später übernahm Sohn Grégory die Leitung des Hotels Engel und des «Amadeos». «Das Hotel Engel, unser Stammhaus, ist ein Businesshotel mit 40 Zimmern und meist gut ausgelastet mit Firmenkunden», sagt Grégory Steiner. Wenige Gäste sind auf einer Velotour und steigen im «Engel» oder im «Amadeo» ab. Sonst verzeichnen die beiden Häuser aber kaum Touristen. Das «Amadeo» habe in den vergangenen Jahren immer häufiger nur noch die Spitzen abgedeckt, sagt Steiner. In Zukunft werde dies nicht besser werden, befürchtet er. «Im Moment drängen grosse Hotelketten in den eher kleinen Zofinger Markt.» So entstünden innert kürzester Zeit 170 neue Hotelbetten auf einer Region, die zuvor mit rund 100 Betten schon gut gesättigt gewesen sei. 

Ein Schubladenprojekt wird realisiert 

Steiner hat sich schon in der Vergangenheit gefragt, was er ändern könnte, damit sein Familienbetrieb auf dem Markt weiterbestehen kann. Die Idee des Apartment Hotels entstand, verschwand aber wieder in der Schublade. Als dann mit dem Lockdown klar war, dass das «Amadeo» in den nächsten Monaten sowieso leer stehen würde, hat Steiner die Chance gepackt und trotz Krise investiert. In der Hoffnung, dass sein Familienbetrieb so weiterbestehen und die Arbeitsplätze in Zofingen sichern kann. «Ein Apartment-Hotel gibt es auf dem Markt Zofingen noch nicht», sagt Steiner. Im ersten Stock des «Amadeo» entsteht nun eine möblierte 2½-Zimmer-Wohnung, in den oberen beiden Stockwerken je eine möblierte 4½-Zimmer-Wohnung. Während die kleine Wohnung bereits an eine Stammkundin vermietet ist, sind die grossen Wohnungen noch frei. 

Wohnungen für Wohngemeinschaften 

Obwohl noch nicht alles fertig eingerichtet ist, macht Steiner eine Führung durchs neue «Amadeo». Im zweiten Stock ist für die 4½-Zimmer Wohnung aus einem Zimmer das neue Wohnzimmer geworden. Für die Einrichtung und die Dekoration der Wohnungen ist Grégory Steiners Frau zuständig. Noch fehle im Wohnzimmer ein Sideboard, die Dekoration und einige Bilder, erzählt er. Der Houskeeping-Raum, der vorher am Ende des Flurs war, wurde zur offenen Küche umgebaut. Im hinteren Teil der Wohnung befinden sich die drei Zimmer, jedes mit eigenem Bad – und jedes mit einem eigenen Hotel-Schloss gesichert. An den Schlafzimmern und den dazugehörigen Badezimmern ist nichts verändert worden, sie sind noch auf dem Stand vom Umbau zum Boutique Hotel. «Ich denke beispielsweise an eine WG, die hier einziehen könnte», sagt Steiner. Die Bedenken betreffend Preis wischt er vom Tisch: Das Zimmer sei zwar etwas teurer als anderswo, dafür müsse aber für Strom, Wasser, Heizung und Fernseher nichts mehr bezahlt werden. Und die Wohnungen seien möbliert. Mit dem neuen Angebot hofft Grégory Steiner gewappnet zu sein für das, was kommen wird. «Wir wollen uns der Situation anpassen und nicht klönen», sagt er. Denn einfach sei es nicht. Auch sein Betrieb ist nach wie vor in Kurzarbeit. 

Grégory Steiner zeigt die neue Einbauküche (lbr)
Grégory Steiner zeigt die neue Einbauküche (lbr)