
Theater, Satire, Kabarett: Die Kleine Bühne Zofingen feiert ein halbes Jahrhundert Kleinkultur
Theater, Satire, Kabarett: Es gibt so viele Möglichkeiten, die eigenen Ideale künstlerisch darzustellen. Seit 1971 ist die Kleine Bühne Zofingen der Ort für Kleinkultur in der Region. Andreas Bachmann war 1971 an der Gründungsversammlung des Vereins Kleine Bühne Zofingen dabei. Er amtete zwischen 2006 und 2018 als Präsident des Vereins, der in der kommenden Saison sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mit positiven Gefühlen erinnert er sich zurück an einen eigenen Auftritt auf der Bühne mit Kolleginnen und Kollegen zweier Klassen des Lehrerseminars. «Unter unserem Deutschlehrer spielten wir eine Totentanz-Montage nach Texten von Eugène Ionesco, Thomas Bernhard und Friedrich Dürrenmatt. Wir hatten einen Riesenspass auf der Bühne, obwohl die Szenen zum Teil sehr wirr waren.» Beim Anlass «zofiscope» (gebildet aus Zofingen und Kaleidoskop) zelebrierten 1974 unter dem Motto «Die Stadt als Gestaltungsfeld künstlerischer und kreativer Entfaltung» Künstlerinnen und Künstler verschiedene Formen der Kunst und Kultur. In die Aktivitäten von «zofiscope» war die Kleine Bühne mit zwei Eigenproduktionen fest eingebunden. Fernsehen, Rundfunk und Presse trugen dieses Kulturfest weit über die regionalen Grenzen hinaus. «Die Installationen waren verrückt. Eine Veranstaltung solcher Art würde man heute den Zofingern kaum mehr zutrauen», sagt Andreas Bachmann mit einem Lachen.
Als die Kleine Bühne vor knapp 50 Jahren gegründet wurde, klang noch die 68er-Bewegung nach. «Dementsprechend gab es oft Produktionen mit politischen Statements», so Bachmann. Die Pflege der Kleinkunst im alten Kohlekeller entwickelte sich Jahr für Jahr zu einer echten Alternative zum Stadtsaal, wo grosse Orchester und klassische Werke auf dem Programm standen. «Heute ist die Kleine Bühne fester Bestandteil des Kulturlebens in Zofingen», sagt Bachmann. Ein Meilenstein war die Gründung des Jugendtheaterclubs «TOI TOI TOI» im Jahr 2006 unter der treibenden Kraft von Gertrud Fumagalli. Andreas Bachmann schwärmt: «Es ist fantastisch, wie aus dem oft chaotischen Anfang ein toller Auftritt wird.» Beim Jugendtheater stärken die Kinder ihre Persönlichkeit und sie lernen, sich verständlich auszudrücken. «Die sprachliche Kreativität wird gefördert.»
Dass die Kleine Bühne so weit gekommen sei, habe vor allem auch mit der zuverlässigen finanziellen Unterstützung durch die Stadt, das Kuratorium und die Franke Stiftung zu tun. Gerne erinnert sich Bachmann an das Jahr 2011 zurück, als die Kleine Bühne den Jahrespreis der Franke Stiftung in der Höhe von 5000 Franken erhielt. Zwei Jahre später landete der Verein sogar auf dem zweiten Platz am NAB Award, hinter Lucas Fischer, und erhielt 15000 Franken.
Gespräche an der Bar waren und sind heute noch wichtig
Was ist von den Anfängen geblieben? Für Andreas Bachmann ist die Antwort klar: «Die Gespräche an der Bar im Anschluss an die Vorstellungen waren und sind heute noch sehr wichtig. Dort kann man gute Kontakte knüpfen und den Künstlern eine gewisse Wertschätzung zurückgeben.» Der Stellenwert der Kultur sei in Zofingen von Anfang an hoch gewesen, doch Bachmann warnt: «Zofingen muss sich unglaublich bemühen, dass das so bleibt. Es müssen weiterhin Gelder gesprochen werden.» Einen Unterschied zu früher sieht er: «Durch die erhöhte Mobilität besuchen viele Kulturinteressierte aus der Region Anlässe in Bern, Basel oder Luzern. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass wir viele auswärtige Gäste begrüssen dürfen.»
Auf diese wartet in der kommenden Jubiläumssaison eine gute Durchmischung verschiedenster Genres (siehe Box). Was auffällt: Viele Acts mussten während der Corona-Krise abgesagt werden und stehen jetzt wieder auf dem Programm. Laut Vorstandsmitglied Yvonne Oesch war das eine bewusste Entscheidung: «Es war uns ein Anliegen, dass wir diesen Künstlern wieder einen Platz bieten. Sie leben schliesslich davon.» Das Jubiläumsprogramm unterscheide sich nicht allzu sehr von anderen Jahren. Ausser, dass der Vorstand dieses Jahr besonders diejenigen Künstler ins Programm aufnahm, die momentan bei einem grossen Publikum beliebt seien. «Ich bin sehr gespannt auf Renato Kaiser, der in der Poetry-Slam-Szene geschätzt wird. Auf Zapzarap freue ich mich auch, sie sind seit vielen Jahren in den verschiedensten Formationen unterwegs.»
Obwohl die Vorfreude gross ist, bleibt das Corona-Virus immer im Hinterkopf. «Wir haben das Budget so geplant, als ob wir die ganze Saison normal durchführen können. Es gibt also keine halben Gagen für die Künstler oder Ähnliches», so Yvonne Oesch. Trotzdem sei man in der Kleinen Bühne vorbereitet: «An den Anlässen herrscht Maskenpflicht und den Barbetrieb setzen wir für den Moment noch aus.» Doch Oesch weiss: «Lockerungen sind immer machbar und gern gesehen.»
Jubiläumsprogramm – 1. Jahreshälfte
5. September: Michael Elsener, «FAKE ME HAPPY (tryout)»
12. September: Saisoneröffnung Luna-Tic, «Heldinnen! – Olli & Claire spielen Antigone. Fast.»
20. September: SILBERBÜX, «Spure im Sinn», nach dem Hörspiel von Paul Steinmann und SILBERBÜX
17. Oktober: Schertenlaib & Jegerlehner, «Textur»
24. Oktober: DuoCalva, «IM HIMMEL», ein Konzert für zwei Celli und vier Flügel
25. Oktober: Tösstaler Marionetten, «Di chly Häx», nach dem Buch von Otfried Preussler
7. November: Renato Kaiser, «HILFE»
21. November: OHNE ROLF, «Blattrand»
28. November: zapzarap, «HOHENSTEIN»
5. Dezember: Peter Honegger, «Der Anfänger»
12. Dezember: Marco Todisco, «Todisco & Messerli»