
Bundesrat muss am Mittwoch entscheiden: Berset will ausgedehnte Zertifikatspflicht ab Montag einführen
Was CH Media am vergangenen Samstag ankündigte, dürfte schon bald Realität werden: die Zertifikatspflicht für Restaurants, Bars, Fitnesszentren, Hallenbäder, Kinos oder Museen. Gemäss Recherchen von CH Media sowie Berichten von «Blick »und «NZZ» beantragt Gesundheitsminister Alain Berset, dass ab Montag solche Aktivitäten nur noch Geimpften, Genesenen oder Getesteten erlaubt sind.
In der letzten Woche hatte der Bundesrat den Entscheid zur Zertifikatspflicht noch vertagt. Der Grund für die Eile liegt primär in der konstant hohen Auslastung auf den Intensivstationen. Mit Widerstand ist seitens der beiden SVP-Bundesräte zu rechnen, doch bekanntlich verfügen sie über keine Mehrheit.
Berset plant zudem Sanktionen für Schummler. Wer ein gefälschtes oder fremdes Zertifikat vorweist, soll eine Ordnungsbusse von 100 Franken kassieren. Der Bundesrat möchte zudem die Regeln definieren, mit denen das Covid-Zertifikat am Arbeitsplatz eingesetzt werden darf.
Reisequarantäne kommt aufs Tapet
Wenig überraschend bringt Berset auch die Einreisequarantäne ins Spiel. Es hatte sich gezeigt, dass viele Ferienrückkehrer, vor allem aus Kosovo und Nordmazedonien, auf den Intensivstationen landeten. Denkbar wäre, dass sich alle nichtgeimpften und nichtgenesenen Einreisenden einmal im Ausland und ein weiteres Mal in der Schweiz einige Tage nach der Rückkehr testen lassen müssen. Ausnahmen gäbe es laut NZZ für Grenzgänger. Bevor der Bundesrat neue Einreiseregeln erlässt, wird er voraussichtlich die Kantone konsultieren.
Die Mehrheit der Kantone sprach sich in der Konsultation klar für die Ausweitung der Zertifikatspflicht aus. Der Kanton Graubünden schlug sogar vor, diese auch im öffentlichen Verkehr zu prüfen. Die Ärzte aus den Intensivstationen sprechen sich genau so dafür aus wie der Chef der Impfkommission. FDP, Mitte, Grüne und GLP sind ebenfalls dafür.

Das Covid-Zertifikat Schweiz wird mit einem Mobiltelefon eingescannt.
Die SVP geisselt derweil die sich anbahnende erweiterte Zertifikatspflicht in einer Medienmitteilung als «völlig inakzeptabel» und moniert, der Bundesrat drangsaliere lieber Menschen in der Schweiz, anstatt die Grenzen zu kontrollieren und «endlich die Migrationsproblematik anzugehen». Die Ausweitung der Zertifikatspflicht komme einem Impfzwang gleich. Auch Finanzminister Ueli Maurer hatte sich in der Sonntagspresse kritisch zur Zertifikatspflicht geäussert. Er befürchtet, dass sie in Restaurants ein «Puff» verursachen könnte.
FDP fordert Gratis-Antikörpertest
Die FDP bekräftige am Dienstag ihre Unterstützung für die erweiterte Zertifikatspflicht, knüpft sie aber an Bedingungen. So brauche es klare «Abbruchkriterien». Wenn sich bei den Spitälern keine Engpässe mehr abzeichneten, sei die Zertifikatspflicht sofort wieder aufzuheben. Und dort, wo die Zertifikatspflicht gelte, sollen alle übrigen Einschränkungen wie Maskenpflicht, Abstandhalten oder Kapazitätsbeschränkungen entfallen.
Die FDP fordert zudem, dass der Bund auf Wunsch einen Antikörpertest finanziert. Falls er positiv ausfällt, bräuchte die Person nur noch eine Impfdosis, um ein Zertifikat zu erhalten.