From Mr. Corona to Mr. Consulting

Kaum ein Schweizer Krisenmanager wurde in so hohen Tönen gerühmt wie Daniel Koch. «In einer solchen Krise kann man sich keinen besseren Kommunikator wünschen», meinte etwa Ringier-Publizist Hannes Britschgi im ZT-Talk Mitte März. Berset habe mit diesem Mann an seiner Seite «einen Sechser im Lotto geholt». Weniger euphorisch sind bis jetzt die Stimmen zu Kochs neuer Rolle. Er ist nämlich zum Berater mutiert – vom Mr. Corona zum Mister Consulting quasi. 

Mit personalisierten Tickets, festen Sitzplätzen und ausreichend Abstand seien Sportveranstaltungen mit mehreren tausend Zuschauern durchführbar, sagte Koch diese Woche. Dazu muss man wissen: Koch berät jetzt den Eishockey-Club SC Bern. Er vertritt also Interessen. Etwas zugespitzt kann man sogar sagen: Er hat die Seiten gewechselt. 

Dass sich Koch nach seinem Abgang beim BAG sich nicht einfach aus der Öffentlichkeit zurückzieht, ist verständlich und geht völlig in Ordnung. Die Schnelligkeit, mit der er den Wechsel zum Berater vollzog, hinterlässt allerdings einen etwas schalen Nachgeschmack. Kochs Stimme zählt, sie hat Gewicht. Jetzt kann der Eindruck entstehen, er habe sich von der Sportlobby einspannen lassen, um Druck auf seinen ehemaligen Arbeitgeber, den Bund, aufzubauen. Gerade in den kommenden Wochen wäre es wichtig, unabhängige Stimmen zu hören – die Fronten haben sich nämlich verhärtet. Schade eigentlich, dass es nun den Anschein macht, Koch habe sich für eine der Fronten entschieden.