
36 Tonnen Schilf für das Kölliker Strohhaus
Wenn morgen Mittwoch die Sanierung des Dachs des «Salzmehuus» in Kölliken beginnen kann, hat das viel mit Andreas Bergamini zu tun. Seit 40 Jahren setzt er sich mit Strohdächern auseinander, fast in der ganzen Schweiz hat er Aufträge. «Wenn Bergamini in Pension geht, wird es hierzulande langsam eng», sagte Jonas Kallenbach von der kantonalen Denkmalpflege jüngst über den Fachmann.
Bevor Bergamini nach Kölliken kommt, arbeitet er an einem ganz besonderen Haus: Das Strohhaus im Rüschlikoner «Dutti-Park» ist eine Gedenkstätte für Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. Hier hat dieser zu Lebzeiten gerne den Sommer verbracht.
Es ist ein Zufall, dass wir Bergamini genau dort bei der Arbeit treffen, wo vor 40 Jahren alles angefangen hat für den Dachdecker. «Damals war das Dach des Strohhauses in einem schlechten Zustand», erzählt der 62-Jährige. Er war in Rüschlikon spazieren und sprach eine Park-Mitarbeiterin auf das Dach an, worauf diese erwiderte, dass sie schon seit Jahren vergeblich nach jemandem suchten, der das Dach sanieren kann. «Ich kann das», antwortete der junge Bergamini entschlossen. Und so stand er schon wenig später auf dem Dach der Sommerresidenz von «Dutti».
Fachleute aus Holland helfen in Kölliken mit
Bei der Sanierung halfen Park-Mitarbeiter mit, die bald beschlossen, das alte und feuchte Stroh anzuzünden, das Bergamini vom Dach geholt hatte. «Der Qualm war so stark, dass die Rauchsäule die A3 komplett einnebelte», erzählt Bergamini. Die nahe Autobahn musste gesperrt werden, «die Feuerwehr löschte von zwei Seiten», lacht Bergamini ab der Hektik, die das Feuer ausgelöst hatte.
40 Jahre ist das her. Nur einen Konkurrenten hat Bergaminis «Ber4Roof GmbH» («Bergamini für Dächer») in der Deutschschweiz. «Sein Unternehmen ist kleiner und macht vor allem schöne Pavillons», erzählt Bergamini. «Die Firma ist aus meiner hervorgegangen, ich habe den Chef angelernt». Bergamini selbst kann mit seinem sechsköpfigen Team bis zu 300 Quadratmeter grosse Dächer allein stemmen, auch Partnerin Trudy Hort packt mit an. Für grössere Dächer holen sie zusätzliche Unterstützung.
Das Dach von Duttweilers Sommerresidenz misst 380 Quadratmeter, in Kölliken wird es um rund 840 Quadratmeter gehen. «Deshalb hole ich für Kölliken Unterstützung von Fachleuten aus Holland», so Bergamini. Im Land der Strohhäuser ist er gut vernetzt, man hilft sich in der kleinen Branche immer wieder gegenseitig aus. Anders würde es auch gar nicht gehen, rund 36 Tonnen Schilf sind für die Sanierung von drei der vier Dachseiten in Kölliken bestellt (die Nordseite ist bereits saniert). Es ist robuster als Stroh und kommt je nach Verfügbarkeit sowie Anforderungen ans Material aus den Niederlanden, aus der Türkei, Ungarn oder sogar China.
Morgen geht es los in Kölliken. «Ich komme mit drei Sattelschleppern Material», kündigt Bergamini an und freut sich schon auf eines der grössten Schilfdächer der Schweiz.